Deutsch-niederländisches Grenzgebiet Drogenfund: Weitere Zeugenaussagen nötig
Nettetal/Krefeld · Wurden die Drogen alleine oder zu zweit geschmuggelt? Im RE 13 konnte die Polizei bei der Kontrolle in Kaldenkirchen nur einen Verdächtigen festnehmen. Dieser ist bereits rechtskräftig verurteilt. Jetzt steht ein zweiter Mann vor Gericht. War er auf der Zugtoilette oder zu Hause in Berlin, wie er behauptet.
Vor dem Krefelder Landgericht begann jetzt der Prozess gegen einen 32-jährigen Berliner. Dem Mann wird von der Staatsanwaltschaft unerlaubte Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in Tateinheit mit unerlaubtem Handeltreiben vorgeworfen. Konkret soll er im Januar 2020, zusammen mit einem bereits verurteilten Mittäter, im RE 13 gesessen haben. Bei einer Kontrolle durch Zollbeamte am Bahnhof Kaldenkirchen seien dann in Gepäckstücken insgesamt zehn mit Folien umwickelte Pakete gefunden worden. Es handelte sich dabei um 4,5 Kilo Haschisch mit einem hohen Wirkstoffgehalt (26 Prozent).
Damals war nur der Mittäter – es handelt sich um den Cousin des Beschuldigten – verhaftet worden. Laut Aussage des Cousins sei der jetzt Angeklagte zu dem Zeitpunkt „auf der Zugtoilette“ gewesen. Der 32-Jährige auf der Anklagebank bestritt die Vorwürfe. Er sei gar nicht in dem Zug gewesen, sondern habe sich am Tattag zu Hause in Berlin aufgehalten. „Meine DNA war auf den Gepäckstücken, weil die Sachen mir gehörten. Mein Verwandter hat sie sich bei mir geliehen, angeblich wegen eines Umzugs“, ergänzte der Beschuldigte.
Der 26-jährige Cousin, der sich derzeit im offenen Vollzug befindet, stellte die Sache im Zeugenstand ganz anders dar. Er sei einen Tag vor jener Kontrolle, bei der die Drogen sichergestellt wurden, gemeinsam mit dem 32-Jährigen per Zug in die Niederlande gefahren. „Wir hatten unter anderem vor, Coffee-Shops und einen Club zu besuchen“, erklärte er. Sein Cousin, also der Angeklagte, habe zudem Geld dabei gehabt, das er an einen Bekannten aus Eindhoven weitergeben wollte. Bei dem hätten sie auch übernachtet.
Am nächsten Tag sei sein Verwandter dann vormittags von einem Auto abgeholt worden und erst gegen Abend wiedergekommen. Der 32-Jährige habe ihn dann beauftragt, zwei Zugtickets zu besorgen und „anschließend traten wir die Heimreise an“. Der Zeuge ergänzte, er habe bezüglich eines Koffers und eines Rucksacks seines Cousins ein „komisches Gefühl“ gehabt und vermutet, in den Gepäckstücken könnten „vielleicht Drogen“ sein.
Als dann die Kontrolleure kamen, nachdem sein Cousin Richtung Toilette gegangen sei, und ihn ansprachen, habe er Panik bekommen und sei erst mal weggerannt: „Anschließend wurde ich festgenommen und auf eine Polizeiwache gebracht.“
Aufgrund der höchst unterschiedlichen Darstellungen des beiden Cousins entschied sich die Kammer für eine Vertagung. Beim neuen Termin sollen weitere Zeugen gehört werden. Außerdem soll das Handy des Beschuldigten ausgewertet werden. Der 32-Jährige stimmte diesem Vorgehen zu. Der Prozess wird fortgesetzt.