Fütterung: Gefahr für Schwäne und Enten

Wasservögel können durch die Fütterung mit Brot elendig erkranken. Zudem drohen Nette-Seen und Teiche durch Futterreste und Hitze umzukippen.

Nettetal. Die Idylle trügt: Elegant dreht der Höckerschwan auf dem See seine Runden. Eben hat er noch Brotreste vom Ufer gepickt, doch nur wenig später hängt er sterbenskrank im Schilf. „Wer Schwäne oder Enten mit Brot füttert, nimmt in Kauf, dass die Tiere daran erkranken“, mahnt Helmut Klein von der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

„Bei diesem warmem Sommerwetter ist es besonders schlimm, nicht nur die Vögel leiden, auch unsere flachen Gewässer drohen durch die falsche Fütterung umzukippen“, klagt Klein. Was den Vogelfreund auf die Palme bringt: „Selbst Hinweistafeln wie im Ingenhovenpark bringen nichts, ein Infoblatt am Hinsbecker Bruch wurde abgerissen. Die Leute lesen, wie schädlich Brot für Vögel und Wasser ist, aber sie füttern trotzdem.“

Welch drastische Ausmaße die Ignoranz mancher vermeintlicher Tierfreunde annimmt, zeigt das „Beispiel zweier renitenter Rentner“. Sie kaufen laut Klein fast täglich beim Bäcker eine Tüte Brot vom Vortag — und verfüttern es dann an die Wasservögel am Hinsbecker Bruch. „Als zwei junge Mitarbeiterinnen unseres Infozentrums die Herren höflich baten, das Füttern zu unterlassen, wurde ihnen Prügel angedroht“.

Zusätzliches Problem: Viele Wasservögel sind nach der Brut noch in oder kurz nach der Mauser, essen in dieser Zeit besonders viel. Falsche Nahrung wie Brot vermehrt die Verdauung — der viele Kot belastet das Wasser.

„Wir sprechen von Eutophierung der Gewässer, von Nährstoffeintrag, da gehört auch Vogelkot zu“, erläutert Heidi Rauers. Für die Expertin vom Breyeller Büro Lanaplan für Landschafts- und Gewässer-Ökologie ist der aktuelle kritische Zustand der Nette-Seen nicht verwunderlich: „Kaum Regen, aber Hitze, wenig Strömung — der Sauerstoffgehalt nimmt ab, die Nährstoffe nehmen zu und die Gewässer drohen umzukippen.“

Schon wird überall das Wasser trübe, Algen wuchern. „Bei dem Wetter könnte als nächstes ein Fischsterben drohen“, fürchtet Rauers. „Absinkende Brotreste und vermehrter Kot der Vögel tragen sicherlich zusätzlich zum Umkippen der Seen bei“, meint die Ökologin.

Experte Klein warnt, es sei nun „umso wichtiger, falsche Fütterung von Enten oder Schwänen zu unterlassen“. Andernfalls drohen drastische Maßnahmen: „Es kommt sogar vor, dass wir Jäger bitten müssen, einen leidenden Schwan, der zu viel Brot gegessen hat, zu erschießen.“