Aktionen zu Pfingsten in Nettetal Landschaftshof Baerlo erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Nettetal-Breyell · Am Pfingstsonntag können Besucher auf dem Landschaftshof Baerlo Natur und altes Korbflechter-Handwerk erleben. Eine Gruppe Freiwilliger will dafür sorgen, dass dies ein Neuanfang für den Hof wird. Sie suchen noch Mitstreiter.

Jürgen Tüffers, gelernter Gärtnermeister, ist seit vielen Jahren für den Erhalt des Landschaftshofs Baerlo ehrenamtlich aktiv.

Foto: Holger Hintzen

Jürgen Tüffers steht auf einem langen hölzernen Steg und zeigt auf den Teich, über den die Holzkonstruktion führt. „Das war hier alles zugewachsen, das mussten wir erst einmal freischneiden“, sagt der 66-Jährige. Ein ansehnlicher Totholzhaufen am Rande des Gewässers lässt erahnen, wie viel Arbeit das Freilegen des großen Teiches auf dem Gelände des Landschaftshofs Baerlo gewesen sein muss. Die Natur hatte ja auch eine ganze Weile Zeit gehabt, ungestört vor sich hin zu sprießen. „Seit Corona ist hier erst einmal nicht mehr viel losgewesen“, sagt Tüffers. Der pensionierte Gärtnermeister und gutes Dutzend weiterer Mitstreiter sind freilich emsig dabei, das zu ändern. Am Pfingstsonntag wird es auf dem Hof zwischen Breyell und Leuth erstmals wieder eine Veranstaltung geben. Bei der wird Tüffers Besuchern einiges über Wildbienen vermitteln. Aber es gibt noch viel mehr zu sehen und die Gelegenheit, den Landschaftshof neu zu entdecken.

Der Hof geht in dieser Form auf den im Januar gestorbenen Nettetaler Bernd Rosenkranz zurück, der sich schon vor mehr als einem halben Jahrhundert für den Naturschutz engagierte. Ende der 1990-er Jahre begann er, den Hof in ein Gelände zu verwandeln, in dem Besucher unter anderem einen großen Teich, einen Bauerngarten, ein Museum mit einigen ausgestopften Tieren, eine Korbflechterwerkstatt und eine kleine Herde Hochlandrinder erleben konnten.

Das alles ist noch da, wie gesagt in jüngerer Zeit jedoch in einen Dornröschenschlaf verfallen, aus dem Bernd Rosenkranz, Sohn des gleichnamigen Gründers, und die Gruppe um Jürgen Tüffers den Hof nun wieder erwecken wollen. Etliche von ihnen waren auch früher schon beim Erhalt und bei der Gestaltung des Hofes aktiv. „Wir haben uns zusammengesetzt und waren uns einig: Das können wir hier nicht vor die Hunde gehen lassen“, berichtet Tüffers. Seitdem hat die etwa ein Dutzend Männer und Frauen starke Riege schon viele Stunden ehrenamtlich darin investiert, auf dem Hof wieder klar Schiff zu machen.

Was Tüffers besonders freut: Es sind auch junge Leute neu hinzugestoßen. Zum Beispiel Jutta Houben (36) und Oliver Besemer (25), die vier Tage vor der Veranstaltung am Pfingstsonntag gerade damit beschäftigt sind, mit Putzlappen an Tischen herum, die ihnen nicht einmal bis zur Hüfte reichen. Kinder sollen daran am Sonntag Platz nehmen, wenn es auf dem Hof unter anderem etwas über Bienen zu lernen gibt. Ein solcher Putzdienst gehört dazu, wenn er nötig ist, aber er ist nicht der eigentliche Grund, warum die beiden Jutta Houben zu der Gruppe gestoßen ist. „Ich wollte Korbflechten lernen. Und dann bin ich einfach hier vorbei gefahren, habe die Leute getroffen und gesagt: Ich muss dringend Korbflechten lernen“, erzählt die 36-Jährige. Sie hatte von ihrem Vater gehört, dass es auf dem Hof noch einen Mann gebe, der das Handwerk beherrsche. Auch Oliver Besemer, der sich mit IT auskennt und ein Faible für Bio-Landwirtschaft hat, findet diese alte Handwerkstechnik faszinierend. Er hat durch Kontakt zu Houben zu der Gruppe gefunden.

Klingt nach einer unkomplizierten Kontaktaufnahme – und Tüffers würde sich freuen, wenn noch weitere Menschen auf ähnlich unkomplizierte Weise hinzustoßen würden: „Es wäre zum Beispiel schön, wenn sich jemand finden würde, der sonntags das Museum offen hält, dann könnten wir da regelmäßig Besuchszeiten einrichten.“ Momentan ist der Zutritt zum Museum nicht möglich, wenn niemand aus der Gruppe auf dem Gelände ist. Teile des Außengeländes können Wanderer und Spaziergänger allerdings zu allen Zeiten betreten. Das Gehege der Hochlandrinder ist vom vorbeiführenden Wanderweg ohnehin zu sehen.

Eigens für den Pfingstsonntag allerdings hat Tüffers Info-Material über Wildbienen zusammengestellt. Besucher können sich nicht nur auf Schautafeln, mit Fotos und einer interaktiven Präsentation auf einem Computer über die vom Aussterben bedrohten Insekten informieren. Tüffers beantwortet auch gerne Fragen dazu und zeigt in einem Gartenstück, wie man einen Hausgarten bienenfreundlich anlegt. Insektenhotels seien für Wildbienen nämlich ziemlich ungeeignet, da die meisten ihrer fast 600 Arten in Deutschland im Boden nisten. Weitere Programmpunkte am Sonntag: In einem Workshop können Kinder Behausungen für Bienen mithilfe von Dosen und Bambusstäben basteln, ein Imker soll Honigbienen informieren und der Korbmacher lässt sich über die Schultern schauen. Im Backhaus werden Brot und Kuchen in einem Steinofen gebacken.

Es ist also einiges los, man freut sich über Gäste, die schauen kommen. Tüffers würde sich aber auch über Menschen freuen, die noch eigene Ideen einbringen oder das Gelände auch selbst sinnvoll zu nutzen wissen – Schulklassen oder Kita-Gruppen etwa. Für ganz junge Besucher hat sich die Gruppe auch schon ins Zeug gelegt. Für sie gibt es im Garten einen hölzernen Sitzkreis mit frisch bemalten Hockern im Fliegen-Pilz-Look.