Schulen in Nettetal Ganz besonderer Unterricht

Nettetal. · Seit fünf Jahren gibt es an der Gesamtschule Nettetal ein Angebot für Deutsch als Zweitsprache. Zehn Kinder, die meisten von ihnen Flüchtlinge aus dem Nahen wie Fernen Osten, lernen eine für sie fremde Sprache.

Im Hintergrund verfolgen Julietta M. Breuer und Thomas Schulz, Koordinator für Deutsch als Zweitsprache an der Gesamtschule Nettetal, den ­Deutschunterricht.

Foto: Heribert Brinkmann

(hb) Seit dem Flüchtlingsjahr 2015 hat sich die Gesamtschule Nettetal der Herausforderung gestellt, Kinder mit Flucht- oder Migrationsgeschichten schulisch aufzufangen und ihnen Deutschkenntnisse zu vermitteln. Deutschlehrer Lothar Lammers hat ein Jahr lang in Düsseldorf eine Zusatzausbildung für Deutsch als Fremdsprache absolviert. Dem erfahrenen Pädagogen hilft es im Schulalltag aber auch, mehrere Fremdsprachen zu
beherrschen.

Zehn Kinder der Klassen fünf bis acht kommen von Montag bis Donnerstag täglich für eine Doppelstunde zusammen, um die deutsche Sprache besser zu beherrschen. Jeden Morgen müsse man das vortags Gelernte wiederholen. „Das ist manchmal eine wahre Sisyphos-Arbeit“, sagt Lammers. Der Unterricht startet spielerisch. Leila, ein Mädchen aus Eritrea, darf etwas vorführen, und die anderen müssen das Gezeigte in einem ganzen Satz beschreiben. Gar nicht so einfach, in einer fremden Sprache zu formulieren, ob Leila auf der Fensterbank sitzt oder am Tisch steht. Vokabelspiele, wer zuerst das Wort zu einem Bild weiß, machen auch Spaß. Mittlerweile gibt es auch eine Menge von Lehrmaterial, das auf die Lebenswelt größerer Kinder und Jugendlicher zugeschnitten sind, denn Deutsch als Zweitsprache ist kein Spracherwerb im Kindergarten- oder Grundschulbereich, sondern von Kindern, die bereits in einer anderen Sprache beschult wurden.

Die DAZ-Kinder an der Gesamtschule kommen aus der ganzen Welt. Sie sprechen Tigrinisch oder Arabisch, Kurdisch, Uigurisch oder Mandarin, Tadschikisch, eine Variante des Persischen, Polnisch oder Portugiesisch (Brasilianisch).

Sie kommen aus Uigurien in China, aus Syrien, Eritrea, Tadschikistan, Polen und Brasilien. Koordinator Thomas Schulz, der eigentlich Mathematik- und Chemielehrer ist, hat aktuell vom Kreis die Mitteilung erhalten, dass in Kürze zwei weitere Kinder aus Syrien und dem Irak der Gesamtschule zugeteilt werden.

Die Kinder der bestehenden Gruppe sind bereits weiter. Es ist ein steiniger Weg, ein neues Alphabet und andere Sprachregeln zu erlernen. Im Chinesischen (Mandarin) gibt es eine ganz andere Grammatik, keine Tempusformen, die Wörter haben alle nur eine Form. Im Arabischen wird von rechts nach links geschrieben, die Handführung ist eine ganz andere. Nacheinander kommen die Kinder an die Tafel. „Gestern am Sonntag war erster Advent.“ Da wird aus „gestern“ ein „gersten“, dem „Sontag“ fehlt das doppelte n. Doch die Kinder hören genau zu, wenn ihnen Lothar Lammers die Worte noch einmal deutlich vorspricht, und korrigieren das Geschriebene schnell. Ein Wort wie Nikolaus ist superschwer, schnell wird ein Niekulous oder Nekolaos draus.

Schulleiter Leo Gielkens schätzt die Arbeit in diesem Unterricht sehr. Dazu komme, dass durch das Maskentragen der Spracherwerb noch mal erschwert werde.