Ausstellung in Nettetal Nettetals Künstler erklären ihre Werke

Nettetal. · Am kommenden Wochenende öffnen 16 Künstler ihre Ateliers und beantworten Fragen.

Insgesamt 16 Künstler aus Nettetal haben die Gemeinschaftsausstellung in der Rathaus-Galerie bestückt. Darunter auch Eisenskulpturen der Bildhauerin Heidrun Pielen. Sie sagt: „Auch ausgediente Dinge haben ihre Würde“ – und fügt gebrauchte Eisengeräte zu witzigen „Gaffern“ zusammen.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Spätestens im Jahr 2022, ist die Kulturausschuss-Vorsitzende Renate Dyck (SPD) zuversichtlich, werde die Kunstszene Nettetal wieder in der guten Stube für Kunst und Kultur Nettetals, der Werner-Jaeger-Halle, eröffnet werden. Aber, so Dyck weiter, die Rathausgalerie als Ausweichsquartier habe sich bereits bewährt.

Und so eröffnet Dyck die große Ausstellung der Kunstszene Nettetal seitens der Stadt im Nettetaler Rathaus. 16 Künstler zeigten dort ihre Arbeiten. Einen, der zu dem großen Bedauern vieler Gäste nicht mehr dabei ist, erwähnte Dyck namentlich: Heinz Lanser, der als Kulturamtsleiter die Qualitätsmerkmale für die Kunstszene gesetzt habe.

Die Künstler öffnen auch ihre Ateliers für Kunstinteressierte. Einige mehr als bei der Ausstellung Vertretenen. Jürgen Drewer und Raffaele Horstmann zeigen in Hombergen 106 (Jürgen Drewer) und im „ProjektRaumKunst“ Busch 8 (Raffaele Horstmann) ihre Arbeiten. „Alles zu schaffen“, so Dyck, „ist eine Herausforderung. Versuchen Sie‘s! Die beiden Wochenenden tun Kopf und Seele gut.“

Die Kunsthistorikerin Eva Marie Ehring führte in die Ausstellung ein – kein leichtes Unterfangen bei der Fülle von mehr als 50 Arbeiten von 16 Künstlern. Abstrahiertes und Figuratives halten sich in der Ausstellung in etwa die Waage, die Malerei überwiegt gegenüber Zeichnung und Fotografie. Keramik ist ebenso vertreten wie Bildhauerei.

Natürlich – das liegt in der Natur der Kunstszene Nettetal – sind vor allem die Bekannten dabei: Dieter Wedekind, Hans-Gerd Lamers, Manfred Mangold, Heidrun Pielen, Loni Kreuder, Birgit Porta, Susanne Kurwig, Justus und Constance Zedelius-Sanders. Halise Bayram dagegen ist zum ersten Mal dabei, ebenso wie Markus Pfänder, F. Joseph Ahmann. Manche haben Gäste eingeladen: Marianna Kalkhof bat Angelika Jansen aus Brüggen mit in ihr Atelier, Gitta Radtke die Malerin Marion Witt.

Die figurative Malerei kann schnell ins Oberflächliche abdriften. Das vermeidet die Malerin Marion Witt, wenn sie ihre Widder, Eichhörnchen und Bären porträtiert. In ihren Aquarellen laufen die Tiere fast beiläufig ins Bild, sind auf wundersame Weise gleichzeitig naturalistisch – man fühlt förmlich, wie sich das Fell anfühlt -  wie angedeutet.

Hohe Exaktheit und Detailversessenheit zeichnen  auch die Zeichnungen nach Fotografien des Kaldenkircheners Hans-Gerd Lamers aus. Auch hier sind es banale, unaufgeregte Themen wie eine Werkzeugkiste oder eine Bank am Nettebruchsee. Jeder Grashalm, jedes Werkzeug ist genauestens wiedergegeben, allein mit dem Strich des Bleistifts gelingt es Lamers, die Materialität des einzelnen Gerätes wiederzugeben. Kunst braucht keine großen Themen, um zu faszinieren.

Das beweisen auch die Drucke von Justus Zedelius: da kann ein weiches Tuch „Laokoon“ oder ein „Lebenszeichen“ sein – es kommt nur darauf an, wie man das Tuch in Falten legt.

Constanze Zedelius-Sanders bedient sich der Technik der Enkaustik-Collage: über Ausschnitte einer Zeitung werden Wachsschichten aufgetragen, die die gefundenen Bilder ebenso verschleiern wie unterstreichen.

Markus Pfänder ist Maler und Zeichner. In Nettetal präsentiert er Bilder aus dem Kampfsport. „Fighter“, „Wai Khru“ und „Interaktion“ lauten die Titel seiner Bilder. Mit Kohle oder Pastell auf Papier gezeichnet erreicht er eine hohe Intensität in der Darstellung der Begegnung zwischen den Akteuren.

Die 1962 geborene Petra Radtke hat in Krefeld Keramik-Design studiert. Damals arbeitete sie noch mit Steinzeug, verarbeitete dieses aber extrem dünn. Da lag es fast nahe, zum Porzellan zu wechseln. Mit vier Porzellanobjekten ist sie in Nettetal vertreten. Hauchfein, zerbrechlich und zart sind die kleinen objekthaften Schalen und Vasen, die „frei vom Benutzerzwang“ sind, wie sie es formuliert.

Die Bildhauerin Heidrun Pielen hat neben den Bronzen ihre Eisenskulpturen mitgebracht. Schmal und groß ragen sie im Flur des zweiten Stocks auf. Nach ihrem Motto „Auch ausgediente Dinge haben ihre Würde“ fügt sie gebrauchte Eisengeräte zu witzigen „Gaffern“ zusammen.

Die Ausstellung zeigt ein buntes Kaleidoskop künstlerischer Arbeiten und spricht ganz unterschiedliche Vorstellungen von Kunst an. Bei aller Hochachtung und Wertschätzung für die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler: Wo verbergen sich die frechen, ungewöhnlichen Positionen zeitgenössischer Kunst? Wo halten sich die jungen Künstler und Künstlerinnen versteckt, die die Kunstszene auffrischen könnten?