Tag der offenen Tür des Abfallbetriebes Hier landet der Abfall aus dem Kreis Viersen

Nettetal-Kaldenkirchen · Der Abfallbetrieb des Kreises Viersen hatte in das neue Wertstoff- und Logistikzentrum nach Kaldenkirchen eingeladen. Beim Tag der offenen Tür kam für die Besucher keine Langeweile auf.

Christian Knepperges, stellvertretender Anlagenleiter, erklärt die Prozesse rund um die Biofilteranlage.

Foto: Uli Rentzsch

Warum riecht es nicht nach Abfall? Warum steht das Wertstoff-und Logistikzentrum (WLZ) ausgerechnet in Kaldenkirchen Und: Was gehört neuerdings auch in die braune Tonne? Christian Knepperges, stellvertretender Anlagenleiter des WLZ, war sichtlich erfreut, als der Junge im Grundschulalter diese Frage stellte. „Eine tolle Frage, klären wir gleich“, sagte Knepperges. Der Diplom-Ingenieur führte wie seine Kollegen mehrere etwa 30 Personen starke Gruppen über das Gelände an der Zillessen-Allee im Kaldenkirchener Gewerbegebiet Nettetal-West. So gab der Kreis Viersen am vergangenen Samstag einen tiefen Einblick in das WLZ. Der Abfallbetrieb des Kreises Viersen (ABV) hatte zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.

Geboten wurde ein buntes Programm für die ganze Familie. Wer im Wertstoffzentrum schon einmal Grünschnitt oder alte Fernseher abgegeben hatte, hatte nun die Gelegenheit, das Logistikzentrum unter die Lupe zu nehmen, einen Blick in die Hallen zu werfen, in denen jährlich geschätzte 150.000 Tonnen Haushaltsabfälle umgeschlagen werden. Ein Mülltonnenparcours, Rätselspiele, eine Wertstoff-Rallye, die Fahrt mit einer Kehrmaschine - Langeweile ist etwas anderes.

Der ABV erklärte grundsätzlich: „Im Logistikzentrum werden Abfälle aus Haushalten, die von den Städten und Gemeinden des Kreises Viersen eingesammelt wurden, auf größere Lkw verladen und anschließend zu den Entsorgungsanlagen transportiert.“ Hier werden die Abfälle umgeladen und zu den großen Entsorgungsanlagen zur weiteren Verwertung, beispielsweise zur Wärmegewinnung, gebracht. In der vordere Halle werden trockene Abfälle wie Sperrmüll, Sperrholz und ab Sommer auch Papier umgeschlagen, erklärte Knepperges, in der hinteren Halle liegen die feuchten Abfälle: Bioabfall und Restmüll.

Und diese beiden Hallen seien dicht, sagte Knepperges. Als kürzlich die Hallen bei einer Feuerwehrübung eingenebelt wurden, sei kein Nebel nach draußen gedrungen. Die Gerüche aus der hinteren Halle werden zudem mit einer Biofilteranlage abgesaugt: „Das ist der Grund, warum man außerhalb der Halle nichts riecht.“ Man erfülle damit sehr hohe Auflagen. Selbst wenn die Tore für die Lkw geöffnet werden, werde mit Hilfe von Ventilatoren die Luft in die Halle hineingedrückt.

Im Wertstoffzentrum können Bürgerinnen und Bürger außerdem Haushaltsabfälle abgeben, die nicht über die Müllabfuhr abgeholt werden können oder sollen. Vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung vergingen 13 Monate, zum Jahreswechsel nahm das Logistikzentrum seine Arbeit auf, im Februar folgte das Wertstoffzentrum.

Als die Pläne für das WLZ bekannt wurden, formierte sich in erster Linie in Kaldenkirchen massiver Widerstand in der Bevölkerung. Man befürchtete neben anderem eine Geruchsbelästigung, eine Rattenplage oder einen chaotischen Lkw-Verkehr. Die Besucher konnten sich überzeugen, dass die mutmaßlichen Beeinträchtigungen dank modernster Technik und Planung nicht Realität wurden.

Rainer Röder, Leiter des ABV, wich am Samstag nicht den kritischen Fragen aus. Warum man ausgerechnet Kaldenkirchen als Standort gewählt hatte? Man habe mehrere Standorte im Blick gehabt: Elmpt, Viersen oder auch Willich. Schließlich sei die Wahl auf Kaldenkirchen gefallen. Der Kreis Viersen sei kein Gewerbe, zahle also keine Gewerbesteuer. Hier in Nettetal habe man diesbezüglich gute Bedingungen vorgefunden, erklärte Röder. Hätte man mit der Stadt Willich ein Grundstück gefunden, hätte man die Abfälle von Nettetal nach Willich fahren müssen - statt nun von Willich nach Nettetal. Die Stadt Viersen habe zudem kein Grundstück anbieten können. Ausgangspunkt für das eigene Logistikzentrum sei der Wunsch nach mehr Wettbewerb gewesen, hatte Landrat Andreas Coenen im Vorfeld angemerkt.

Und: Inzwischen dürfen in der braunen Tonne auch Speisereste entsorgt werden. Dadurch könnten die Gebühren für die graue Tonne durchaus in Schach gehalten werden.