Amok-Mord: Neuer Anwalt wirbelt

Tochter des mutmaßlichen Täters musste DNA-Probe abgeben.

Amern/Mönchengladbach. Bei einem der nächsten Prozesstage um den Amoklauf von Amern wird ein neuer Anwalt neben dem mutmaßlichen Täter Hans P.(72) Platz nehmen. Der Rentner hat bereits gestanden, am 18. August 2009 drei Menschen erschossen und einen vierten Mann schwer verletzt zu haben. Er habe ein Zeichen se/tzen wollen, weil Anwälte und Gutachter seiner Tochter Unrecht täten im Streit um den Verkauf des Hauses, das diese gemeinsam mit ihrem Ex-Mann besaß.

Anwalt Lutz Schaefer (64) aus Riegenroth im Hunsrück hat in seiner Bestellung dem Gericht mitgeteilt, Hans P. habe am 14. Februar, also kurz vor Prozessbeginn, einen Selbstmordversuch unternommen. So zumindest sei es ihm berichtet worden, schränkt er im persönlichen Gespräch ein. "Davon hat uns aber die Justizvollzugsanstalt nichts mitgeteilt", kommentierte Staatsanwalt Stefan Lingens diese Information.

Als Rechtsanwalt hat sich Schaefer bisher als Kämpfer für Gerechtigkeit und ein menschenwürdiges Leben hervorgetan. Auch eine Strafanzeige gegen Franz Müntefering als früherer Arbeitsminister bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe stammt von ihm. Ob er dem Prozess gegen Hans P. allerdings noch eine Wende geben kann, steht auch für ihn bislang nicht fest. Er müsse sich zuerst in die Akten einarbeiten, sagt er. Er habe aber schon einige Ungereimtheiten festgestellt, "denen man gegebenenfalls mit den entsprechenden Anträgen begegnen muss".

Tochter Barbara K. hatte am letzten Prozesstag im Gerichtsgebäude eine DNA-Probe abgeben müssen, bestätigte am Montag Staatsanwalt Stefan Lingens. "Den Beschluss dazu gab es schon lange. Aber wir haben Frau K. nie zu Hause angetroffen, wussten aber, dass sie den Prozess immer besucht." Die DNA-Probe wird benötigt, um sie mit Spuren am Tatort abzugleichen. Ob es auch an der Tatwaffe Spuren gibt, die nicht vom Angeklagten stammen, die Tochter also möglicherweise als Mittäterin infrage kommt, wollte Lingens nicht kommentieren.

Zurzeit liegt das genetische Material beim Landeskriminalamt zur Auswertung. Doch die Untersuchung zieht sich hin. "Ich weiß nicht, ob wir während des Verfahrens noch ein Ergebnis bekommen", sagte Lingens.

Das Urteil war für den 13. April vorgesehen. Ob dieser Termin haltbar ist, ist zumindest für den neuen Anwalt Lutz Schaefer "zweifelhaft". Allerdings hat das Gericht seinen Antrag, die bereits angesetzten Prozess-Termine erst einmal abzusetzen, bereits abgeschmettert.