Ausbildung: Applaus für Note eins
Die IHK ehrte in der Viersener Festhalle die besten Azubis vom mittleren Niederrhein.
Viersen. Eigentlich hatte Benjamin Simon Józefów aus Grefrath nach seinem Zivildienst geplant, Elektrotechnik zu studieren. Ein Studienplatz war ihm bereits sicher. Dann brachte ihn ein Freund auf die Idee, sich für eine duale Ausbildung zu entscheiden.
Deshalb begann der heute 22-Jährige vor drei Jahren bei der Viersener Firma SAB Bröckskes eine Lehre zum Kabeljungwerker und studierte parallel dazu an der Hochschule Niederrhein in Krefeld Elektrotechnik. Heute weiß Józefów, dass er sich richtig entschieden hat. Die Abschlussprüfung hat er als einer der besten mit der Note „Sehr gut“ bestanden. Dafür wurde er jetzt in der Viersener Festhalle von der IHK Mittlerer Niederrhein ausgezeichnet.
Der Beruf des Kabeljungwerkers ist ein exotischer. Zu den Aufgaben gehört neben der Herstellung von elektrischen Kabeln und Leitern das Einrichten von Produktionsanlagen und die Überwachung der Prozesse.
Der Kabeljungwerker ist ein „auslaufendes Modell“. Dieser Beruf wurde in diesem Jahr durch die Fachkraft für Metalltechnik ersetzt. Welche Auswirkungen das für ihn hat, weiß Józefów noch nicht genau. Aber eines weiß er ziemlich sicher: Wenn er in zwei Jahren auch seinen Studienabschluss als Elektrotechniker in der Tasche hat, will ihn die Firma Bröckskes, für die diese Form der Ausbildung ein Pilotprojekt ist, in eine Festanstellung übernehmen.
Bis dahin will er jede Woche zwei Tage im Betrieb verbringen und an den anderen Tagen sein Studium voranbringen. „In letzter Zeit war es schon sehr anstrengend. Da musste ich mich parallel auf die Abschlussprüfung bei der IHK und auf die Klausuren an der Hochschule vorbereiten“, sagt Józefów. Aber es hat sich für ihn gelohnt. Denn die duale Ausbildung ist in den Betrieben sehr gefragt. „Das theoretische Wissen gleich in die Praxis umsetzen zu können, macht mir sehr viel Spaß“, sagt er.
Insgesamt hat die IHK in diesem Jahr rund 5600 Auszubildende in 170 Berufen geprüft. 238 von ihnen bestanden ihre Prüfung mit „Sehr gut“ und wurden dafür geehrt. „Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist ein Erfolgsmodell, um das uns andere Staaten beneiden“, sagte IHK-Präsident Heinz Schmidt bei der Feierstunde.
Wer heute ausbilde, werde morgen nicht über den Fachkräftemangel klagen müssen. Viele Unternehmen in der Region hätten das erkannt und würden deshalb in den selbst ausgebildeten Mitarbeiternachwuchs investieren, so Schmidt.