Großereignis in Viersen entfällt Billard-WM wegen Corona-Virus abgesagt
Viersen. · Das Turnier soll nach den Vorstellungen der Deutschen Billard Union noch in diesem Jahr nachgeholt werden.
Im Kreis Viersen gibt es weiterhin keinen Corona-Verdachtsfall. Die Kreisverwaltung dementierte am Donnerstagabend eine entsprechende Meldung. Willichs Bürgermeister Joseph Heyes hatte zuvor bestätigt, dass es in der Stadt einen Verdachtsfall gebe. Auswirkungen hat das Coronavirus dennoch: Die ursprünglich für den 5. bis 8. März geplante Billard-WM im Dreiband in Viersen entfällt. Das teilten am Donnerstag der Präsident der Deutschen Billard Union (DBU), Helmut Biermann, und Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) mit. Grund sei das Coronavirus. Auch in Schwalmtal wurden zwei größere Veranstaltungen mit mehreren hundert Besuchern vorsorglich abgesagt. In Niederkrüchten stellten mehrere Sportvereine ihren Übungsbetrieb ein.
Eigentlich ist Helmut Biermann ein überaus freundlicher und positiver Mensch, was er auch durch seine Mimik nach außen vermittelt. Doch wer dem Präsidenten der DBU am Donnerstagvormittag im Vorfeld der Pressekonferenz zur Billard-WM für Dreiband-Nationalmannschaften in der Viersener Festhalle über den Weg lief, konnte ihm schon ansehen, dass ihm irgendetwas mächtig aufs Gemüt drückte. Ein paar Minuten später machte er dann klar, was das war: „In Absprache mit dem Weltverband und der Stadt Viersen haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, wegen der Situation rund um das Coronavirus die Billard-WM abzusagen.“
Das ist eine Premiere: Seit dem ersten WM-Turnier in Viersen im Jahr 1990 hatte es noch nie eine Absage gegeben. Das Turnier wäre die 31. Auflage in Folge in Viersen gewesen.
Als sich Biermann am Donnerstagmorgen vom heimischen Herne auf den Weg nach Viersen machte, bekam er einen Anruf von Farouk Barki, Präsident des Weltverbandes UMB, der ihm empfahl, das WM-Turnier abzusagen. „Die Verantwortung für die Gesundheit der Zuschauer, der Viersener Bevölkerung und der Sportler können wir nicht übernehmen. Das war die schwerste Entscheidung meiner Funktionärskarriere im Billard“, sagte Biermann. „Denn wie wir es auch machen, machen wir es am Ende falsch. Aber ich hätte nicht damit leben können, wenn auch nur einer bei der Veranstaltung zu Schaden gekommen wäre.“
Zum Turnier wurden Sportler aus weiten Teilen der Welt erwartet
In seiner Entscheidung unterstützte ihn Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller: „Ich habe immer betont, dass die Billard-WM für mich ein Gewinn für die Stadt Viersen ist. Aber wegen der aktuellen Ereignisse habe ich schon seit ein paar Tagen über eine Absage nachgedacht.“ Sie sei froh, dass Helmut Biermann und sie in der Sache die gleiche Haltung hätten. Anemüller: „Die Verantwortung für die Gesundheit so vieler Menschen können wir einfach nicht übernehmen.“
Zu dem Turnier werden traditionell Sportler aus weiten Teilen der Welt erwartet. Mit den Nationalmannschaften von Südkorea und Japan wären in diesem Jahr gleich zwei Teams dabei gewesen, die ganz aus der Nähe des Virus-Ursprungs in Asien kommen. Biermann und Anemüller betonten, dass es nicht darum gehe, einzelne Gruppen zu stigmatisieren. Wichtig sei der Schutz aller Beteiligten. „Wir können es nicht riskieren, dass sich jemand bei der WM ansteckt“, sagte Biermann. Zudem müsse allen Beteiligten die Chance gegeben werden, zu reagieren, bevor sie die Anreisen antreten. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sich von der Politik allein gelassen fühlt: „Da wird viel geredet, aber was im Einzelfall passiert, da werden die Entscheidungen uns überlassen.“
Entscheidung kann den DBU
teuer zu stehen kommen
Die Entscheidung mit Blick auf Viersen wird die DBU wohl teuer zu stehen kommen. So wurden im Vorfeld Zimmer für Sportler und Funktionäre bei einem Hotel in Mönchengladbach gebucht. Sollte es keine Kulanz geben, wird der Verband auf den Kosten sitzen bleiben. Biermann rechnet mit einer hohen fünfstelligen Summe. Immerhin kann er auf die Solidarität von Sponsoren und Sportlern zählen. Peter Bröckskes, der 2019 mit seiner in Süchteln beheimateten Firma SAB als Hauptsponsor eingestiegen war, zeigte großes Verständnis für die Absage: „Das ist logisch, konsequent und verantwortungsbewusst“, sagte er. Er selbst wollte anlässlich der WM ein Treffen mit Geschäftspartner aus aller Welt abhalten, auch das hatte er schon vor einigen Tagen abgesagt. Der Essener Martin Horn, seit Jahren Deutschlands bester Dreibandspieler, gestand, dass ihn die Absage traurig macht, aber auch, dass er voll und ganz dahinter steht. „Hut ab vor so viel Kraft und Mut“, sagte er. Er wies darauf hin, dass es auch weitere Dreiband-Turniere gebe, gerade in Asien, die abgesagt würden.
Mit Blick auf die WM will die DBU zusammen mit dem Weltverband und der Stadt Viersen nun nach einem Ausweichtermin noch in diesem Jahr suchen. „Das wird natürlich sehr schwer, weil der internationale Terminkalender sehr eng gestrickt ist“, erklärte Bierman. Aus Sicht seines Verbandes ist ihm vor der erneuten Organisation aber nicht bange. Es sei über die vielen Jahre alles so gut eingespielt, dass das WM-Turnier aus dem Stand veranstaltet werden könne. Eva-Maria Ix, die sich vonseiten der Stadtverwaltung um das Turnier kümmert, bemühte sich jedenfalls, der Absage mit Blick auf einen möglichen neuen Termin etwas Positives abzugewinnen: „Wer weiß, vielleicht gelingt es uns ja, im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten rund um den 50. Geburtstag der Stadt Viersen im Sommer etwas Besonderes auf die Beine zu stellen.“