Containerdorf entsteht am Buschfeld
Der Rat hat beschlossen, dort eine Unterkunft für 300 Flüchtlinge zu errichten. Das kostet die Stadt 750 000 Euro.
Viersen. Mit deutlicher Mehrheit haben SPD und CDU im Rat beschlossen, Wohncontainer für 300 Flüchtlinge aufstellen zu lassen. Nach intensiver Diskussion fiel die Entscheidung, die die Stadt 750 000 Euro kostet.
Bereits im Ausschuss für Bauen, Umwelt und Klimaschutz war zuvor deutlich geworden, dass die Politiker die von der Stadtverwaltung Viersen angestrebte Flüchtlingsunterbringung in Containern am Buschfeld skeptisch betrachten. Mit Blick auf den zwar geringeren, aber anhaltenden Strom von Menschen verdeutlichte der Erste Beigeordnete Paul Schrömbges die Notwendigkeit weiterer Unterkünfte.
In der zweiten Hälfte des Jahres 2016 müssen — laut Prognose der Stadt Viersen — 1690 weitere Plätze für Flüchtlinge geschaffen werden. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl weiterhin hoch bleibt und die Rückführung der abgelehnten Personen auf sich warten lässt“, sagte Schrömbges.
Norbert Dohmen (Grüne) schlug eine Verschiebung des Tagesordnungspunktes vor. Er begründete dies mit den immensen Kosten für die Container und mit der Möglichkeit, andere Lösungen genauer zu überprüfen. Franz Lohbusch (Die Linke) stufte dagegen den Standort Buschfeld generell als „bedenklich“ ein. Seine Anregung: Statt Container sollten Bauten aus Holz — solche werdens im Rheinland bereits genutzt — als Alternative geprüft werden. Laut seiner Recherchen handele es sich dabei um eine kostengünstigere Variante, die zudem weiter genutzt werden könne.
Der Erste Beigeordneter reagierte ungehalten auf die ausufernde Diskussion und zog einen Schlussstrich: „Wir haben keine Zeit für Spielchen. Wir haben das Problem, Menschen unterzubringen. Wir reden über Menschen, die ein Dach über dem Kopf benötigen.“ Die von den Grünen gewünschte Vertagung wurde abgelehnt, der Ausschuss stimmte der Verwaltungsvorlage zu.
Auch in der sich anschließenden Ratssitzung setzte sich die Grundsatz-Diskussion fort. Maria Dittrich (Grüne) bezeichnete Buschfeld als „schlechten Standort“. „Wir schaffen hier eine Situation wie in Süchteln an der Schmiedestraße. Eine solche Einrichtung wollen wir nicht mehr in Viersen. Wir brauchen festen Wohnraum, der nachhaltig zu bewirtschaften ist“, betonte sie mit Blick auf Flüchtlinge, deren Asylantrag anerkannt wird.
Franz Lohbusch (Die Linke) warnte vor möglichen Übergriffen wegen des in Buschfeld lebenden Klientels. Diese Bemerkung rief einen Sturm der Empörung hervor. Wolfgang Genenger (CDU) meinte, dass Lohbusch sich schämen sollte, die dort lebenden Menschen in die rechte Ecke zu rücken. Er forderte eine Entschuldigung — und erhielt diese.
Man müsse handeln, sonst müsste zum 1. Mai eine Turnhalle belegt werden — und das sei auch keine Lösung, sagte Stephan Sillekens (CDU). „Wir sind alle nicht glücklich mit dieser Lösung, ich sehe aber keine Alternative“, meinte Manuel Garcia Limia (SPD). „Lieber Container als Zelte oder Traglufthallen“, machte Udo van Neer (FDP) deutlich.