Der Trend geht zum Ganztag

Über die Schul-Baustellen in Viersen sprach die WZ mit Dezernent Paul Schrömbges.

Viersen. Mit der Einführung der Sekundarschule hat die Landesregierung neue Wege für die künftige Entwicklung der Schulen vorgegeben. Gleichzeitig wirft dieser politische Konsens viele Fragen auf. Und das Thema Sekundarschule ist nicht die einzige „Baustelle“ mit der die Viersener Schulverwaltung zu tun hat. Die WZ sprach mit dem Schuldezernenten Paul Schrömbges.

WZ: Herr Schrömbges, wie stehen die weiterführenden Schulen in Viersen da? Ist der von der Landesregierung vorgegebene Weg einer Sekundarschule für Viersen möglich?

Schrömbges: Bisher liegt uns nur das Konsenspapier vor. Viele Fragen sind noch nicht beantwortet. Allerdings halte ich die Sekundarschule für eine interessante Schulform. Fakt ist: Die beiden Realschulen sind zunächst in ihrer Dreizügigkeit stabil. Allerdings muss man sehen, wie sich die Grefrather Verbundschule entwickelt. Die zieht natürlich Schüler von der Realschule Süchteln ab. Die Gymnasien sind ebenfalls stabil. Im Bereich Hauptschule kommt der Bundestrend in Viersen an. Die Anmeldezahlen sind rückläufig. Anders als bei der Gesamtschule, an der wir mehr Anmeldungen haben als wir Schüler aufnehmen können.

WZ: Handlungsbedarf besteht also vor allem bei den Hauptschulen? In Tönisvorst werden die Grundschuleltern nach ihrem Wunsch für eine weiterführende Schulform gefragt. Ist eine solche Befragung auch in Viersen ein Thema?

Schrömbges: Eine langfristige Lösung wäre mir für den Hauptschulbereich sehr lieb. Eine Elternbefragung ist in Viersen bisher kein Thema. Wir werden die Ergebnisse des Schulentwicklungsplans abwarten. Durch die Änderung des Einschulungsaltersalters sind die vorliegenden Zahlen nicht mehr verlässlich.

WZ: In den vergangenen Monaten diskutierten die Schulpolitiker über das Thema Inklusion, die Einbeziehung von Schülern mit Behinderung. . .

Schrömbges: Das ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Man geht im Land davon aus, dass 80 Prozent der Förderschüler künftig die allgemeinen Schulen besuchen. Etwas Schriftliches gibt es aber nicht. Bis Ende des Jahres soll ein entsprechendes Gesetz vorliegen. Förderschulen haben derzeit kleine Klassen, die Schüler sind kleine Lerngruppen gewöhnt. Wie die Integration der Schüler in den allgemeinen Schulen bei Beibehaltung der Didaktik und Methodik gelingen soll, weiß ich nicht. Inwieweit die beiden städtischen Förderschulen und die des Kreises überflüssig werden, kann ich nicht sagen.

WZ: Sämtliche Veränderungen in der Schullandschaft werfen doch immer infrastrukturelle Fragen auf. Gebäude müssen der neuen Nutzung entsprechen, andere stehen möglicherweise leer. Stichwort Städtische Realschule an der Josefskirche. . .

Schrömbges: Natürlich müssen wir die Entwicklungen mit Blick auf die Schulgebäude auch immer aus der Sicht des Haushalts betrachten und über eine Anschlussverwertbarkeit nachdenken. Die Realschule wird noch ein Jahr in Beberich unterrichtet. Die Wirtschaftsförderung ist damit beauftragt, den Standort zu vermarkten. Im Zuge der Inklusion könnten die Schulgebäude zu einem Problem werden. Die allgemeinen Schulen müssen den Anforderungen entsprechen. Im Gegenzug steht vielleicht ein auf die Bedürfnisse der Förderschüler zugeschnittenes Schulgebäude leer. Auch für eine Sekundarschule muss es natürlich ein adäquates Gebäude geben. Und wir können keine Schule schließen, in die wir zum Beispiel in eine Mensa investiert haben, wie an der Realschule in Viersen und am Dülkener Clara-Schumann-Gymnasium.

WZ: Wie ist es um die Grundschulen bestellt?

Schrömbges: Es kriselt vor allem in Boisheim. Wie es aussieht, werden wir dort 2015 nur etwa fünf Anmeldungen haben. 2016 aber schon wieder 18. Wir müssen also ein Jahr überbrücken. Schließlich ist eine Grundschule ein wichtiger Standortfaktor, der für junge Familien bei der Entscheidung, in einen Stadtteil zu ziehen, eine wesentliche Rolle spielt. Wir werden die Ergebnisse des Schulentwicklungsplanes abwarten.

WZ: Hält Viersen ein ausreichendes Angebot an Ganztagsbetreuung vor?

Schrömbges: Der gesamtgesellschaftliche Trend geht ganz klar hin zur Ganztagsbetreuung. Das Angebot bauen wir weiter aus. Interessant ist vor allem die gebundene Ganztagsgrundschule, in der alle Schüler die Betreuung annehmen. Sie bietet mehr pädagogische Möglichkeiten als die gängige Ganztagsbetreuung, weil ausschließlich Lehrer die Schüler betreuen. Wir werden prüfen, ob dieses Modell für Viersen in Frage kommt.