Die „Neue Kirche“ wird spätestens 2025 abgerissen

Die Sanierung des evangelischen Gotteshauses wäre zu teuer — ein paar Jahre soll es aber noch genutzt werden.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Viersen. Die Evangelische Gemeinde Dülken muss sich innerhalb von zehn Jahren von ihrer „Neuen Kirche“ trennen. „Wie viele aus der Gemeinde verbinde ich mit der ,Neuen Kirche’ einige wichtige Momente meines Lebens. In der Kirche habe ich meine ersten Schritte als Pfarrer gemacht und in den Jahren unzählige Gottesdienste gefeiert.“ Pfarrer Stephan Sander fällt es schwer, doch bei den letzten Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Fenster des Gotteshauses so marode sind, dass eine komplette Sanierung mehr als 300 000 Euro kosten würde — und das können die 3850 evangelischen Gemeindeglieder nicht tragen. So kam auch die Überlegung, das Gebäude in ein Kolumbarium umzuwandeln, nicht zum Tragen, wie Baukirchmeisterin Conny Wolff bestätigte.

Am Ende langer Beratungen von Presbyterium, Gemeinde und Experten des Landeskirchenamtes stand fest: Die Fenster werden nicht renoviert. Auch besteht Anlass anzunehmen, dass aufgrund der damaligen Bauweise über die Jahre weitere gravierende Schäden auftreten könnten: So ist auch der Verbindungstrakt zwischen den beiden Kirchen baufällig, die Toiletten sind total marode. „Kirchen aus den 1960er-Jahren — die Kirche wurde 1966 eingeweiht — haben eben oft ihr Alter erreicht“, beschreibt die landeskirchliche Baudezernentin Gudrun Gotthardt die Situation. So wurde beschlossen, die alte Christuskirche wieder in das Zentrum der Gemeindearbeit zu rücken und die Neue Kirche innerhalb von zehn Jahren — bis spätestens 1. Januar 2025 — abzureißen.

Diese lange Frist gibt der Evangelischen Gemeinde die Möglichkeit, die Alte Christuskirche — „ein echtes Juwel“, wie Pfarrer Sander betont — den Erfordernissen der heutigen Zeit anzupassen: eine neue Heizung einbauen, neue Akustikanlage und Lichttechnik installieren.

„Wir hoffen, die ,Neue Kirche’ nach kleineren Reparaturen noch einige Jahre nutzen zu können.“ Pfarrer Mischa Czarnecki überlegt auch, wie die Zahl der Plätze an die Bedürfnisse der Gemeinde angepasst werden könne: „Vielleicht die Empore wieder einbauen, die einem Rückbau im vergangenen Jahrhundert zum Opfer gefallen ist, vielleicht auch einen ganz neuen Weg suchen.“

Denn eins ist klar: Die ,Alte Kirche’, die 1855 eingeweiht wurde, bietet weniger Plätze als die Neue — nur rund 150. Für den normalen Gottesdienstbesuch wird dies reichen, doch schon bei gut besuchten Gottesdiensten unter dem Jahr, bei Taufen und Familiengottesdiensten wird sie zu klein sein. Und für die Festtage, für Konfirmation oder Kinder-Bibelwoche muss die evangelische Gemeinde ganz neue Ideen entwickeln. Eine hat Pfarrer Sander beim Abschied von Pfarrer Rainer Thoma schon anklingen lassen: Konfirmationen könnten im Rahmen der gut funktionierenden Ökumene in Dülken durchaus auch in der katholischen Pfarrkirche St. Cornelius gefeiert werden.