Natur in Viersen Renaturierung der Niers: Der Anfang ist gemacht

Süchteln. · Im Naturschutzgebiet „Fritzbruch“ entsteht ein mehrfach verzweigtes Gewässersystem. Die Maßnahme kostet 7,5 Millionen Euro.

Beim Spatenstich (von links): Dietmar Schitthelm vom Niersverband, Landrat Andreas Coenen, Baudezernentin Susanne Fritzsche, Bürgermeisterin Sabine Anemüller, Kreis-Umweltdezernent Andreas Budde.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Noch fließt die Niers zwischen Süchteln und Oedt im Bereich der alten Bahnlinie und der Straße Fritzbruch in gewohnter Manier ganz gerade durch die Wiesen daher. Doch das wird sich bald ändern. An diesem rund 700 Meter langen Flussstück, das im Naturschutzgebiet „Fritzbruch“ liegt, entsteht ein mehrfach verzweigtes Gewässersystem.

Eine naturnahe Niers mit einem einstaubaren Bereich von rund 50 000 Kubikmeter wird hier zukünftig nicht nur ein Brut- und Nahrungsraum für Wat- und Wiesenvögel sein, sondern weitere Aufgaben übernehmen. „Der besondere Reiz dieses Projektes liegt in der Nutzung von Synergien durch die Kombination einer Naturschutzmaßnahme mit einem Hochwasserrückhalteraum und einer Maßnahme zum Rückhalt und der Behandlung von Regenwasser“, erklärte Professor Dietmar Schitthelm vom Niersverbandvorstand jetzt beim offiziellen ersten Spatenstich, den er zusammen mit Landrat Andreas Coenen (CDU), dem Kreisdezernenten Andreas Budde, Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller und der Technischen Beigeordneten der Stadt Viersen, Susanne Fritzsche, durchführte.

An der zukünftigen Baustelle liegt die Betriebsstelle Süchteln des Niersverbands. Dort befinden sich ein Abwasserpumpwerk, das die Abwässer aus Süchteln zur Pumpstation Viersen fördert sowie ein Regenüberlaufbecken zum Zwischenspeichern von Mischwasser. Die Pumpstation wurde gerade ausgebaut, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Der geplante naturnahe Rückhalteraum wird bei Trockenwetter von der Niers durchflossen. Bei stärkerem Regen erfolgt indes eine Einleitung von stark verdünntem Mischwasser aus der Süchtelner Betriebsstätte. Nach einer gezielten Zwischenspeicherung, also einer planbaren Überstauung auf Teilflächen des Geländes, schließt sich eine gedrosselte Ableitung in die Niers an.

Gesteuert wird dieser Rückhalteraum über zwei Schlauchwehre, die ebenfalls neu gebaut werden. Naturschutz, Ökologie und Wasserwirtschaft werden an einer Stelle vereint. Der Landrat sprach von einem konkreten Handeln für den Arten- und Klimaschutz. Die Gesamtkosten für die Maßnahme liegen bei 7,5 Millionen Euro. Die Baumaßnahme soll Ende 2021 abgeschlossen sein. „Gibt man der Maßnahme noch ein bis zwei Jahre Zeit, wird dieses Gebiet ein völlig anderes Gesicht zeigen und die Heimat von zahlreichen Tieren sein“, ist Wilfried Manheller, Leiter der Abteilung Gewässer und Labor beim Niersverband, sicher.

Doch bis die Auenlandschaft entstanden sein wird, stehen mehrere Bauabschnitte an. So muss der gradlinige Niersverlauf in zwei, sich vielfältig verzweigende Gewässerabläufe umgestaltet werden. Eine tiefer gelegene Sekundäraue wird geschaffen. Dazu kommt der Neubau der beiden Schlauchwehre mit einer Sohlbreite von fünf Metern und einer Höhe von 1,90 Meter über der Gewässersohle samt der entsprechenden Steuerung.