EGN-Chef sieht noch Chancenfür Vertrag beim Biomüll
Bernfried Ahle glaubt, dass es für den Kreis in Eigenregie nicht günstiger wird.
Viersen. Für Bernfried Ahle ist die Tür zum Kreis Viersen noch nicht ganz zugeschlagen. Der Geschäftsführer der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen bei einer Ausschreibung von Entsorgungsleistungen für biologisch abbaubare Stoffe für den Bürger günstigere Konditionen anbieten kann als der Kreis es in eigener Regie jemals könnte. Aber auch die Vermietung der Kompostierungsanlage auf den Süchtelner Höhen ist für Ahle nicht vom Tisch.
Der Kreis hat unmittelbar vor den Ferien entschieden, die Verwertung von Bioabfall ab 2018 selbst in die Hand zu nehmen. Dazu soll eine interkommunale Zusammenarbeit mit dem Kreis Wesel und dem Wirtschaftsbetrieb der Stadt Duisburg geschmiedet werden. Die Abfallverwertungsanlage Asdonkshof in Kamp-Lintfort soll entsprechend erweitert werden. Die Kosten werden auf einen nicht geringen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Zuvor waren Verhandlungen über den Kauf oder die Miete der EGN-Anlage in Süchteln gescheitert.
„Der Verkauf der Anlage kommt für uns nicht infrage“, bestätigt Geschäftsführer Ahle. Sein Unternehmen habe seit vielen Monaten mit dem Abfallbetrieb des Kreises (ABV) Gespräch geführt. Über eine Miete sei auch gesprochen worden, allerdings habe der ABV Konditionen genannt, die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für EGN unannehmbar seien. „Für den Mietpreis könnten wir die Halle besser als Wohnwagen-Unterstellplatz anbieten“, sagt Ahle. Über einen für beide Seiten akzeptablen Pachtpreis sei nicht das letzte Wort gesprochen.
Ahle bezweifelt, dass der Kreis in eigener Regie deutlich unter 100 Euro je Tonne Bioabfall kommt. „Ausschreibungesergebnisse in jüngster Vergangenheit liegen schon bei 90 bis 95 Euro, wie das Beispiel Mönchengladbach zeigt.“ Auch Krefeld habe sich gerade erst für eine Ausschreibung und damit gegen die im Kreis angestrebte Rekommunalisierung entschieden. Das bedeutet, eine Kommune nimmt Aufgaben wieder selbst in die Hand, die sie vor einiger Zeit Privatunternehmen übertragen hatte.
Der ABV weiß, dass er eine eigene Umladestation im Kreisgebiet errichten muss, um Bioabfall nach Asdonkshof zu bringen. Die Kosten und den Transport von rund 46 000 Tonnen Bioabfall jährlich beziffert Ahle auf etwa 25 Euro je Tonne. In Kamp-Lintfort seien hohe Investitionen erforderlich. „Die Kapazität der vorhandenen Anlage zur Kompostierung muss kräftig erweitert werden, zumal außer dem Kreis Viersen die Mengen aus Duisburg dazukämen. Die Vergärungsanlage ist wesentlich teurer als die Kompostierung.“ Die geplante Verstromung bringe nur einen vergleichsweise geringen Ertrag.
Ahle wundert sich über die starke Zurückhaltung der Politik. „Keiner hat gefragt, wie viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Auf unserer Anlage in Süchteln arbeiten 16 Menschen, überwiegend aus Viersen. Insgesamt beschäftigen wir 700 Mitarbeiter.“ Dass gerade auch in konservativ-liberalen Kreisen die Rückkehr zum Kommunalbetrieb unter anderem damit begründet werde, es seien in der Entsorgungswirtschaft Oligopole entstanden, weist Ahle zurück. Die Ergebnisse von Ausschreibung widersprächen dieser Theorie, es werde auch übersehen, dass Entsorger regionale Akteure seien. „Wir beteiligen uns an Ausschreibungen nur in einem Radius, der für uns wirtschaftlich vertretbar ist. Eine Konzentration auf dem Markt zu Lasten von Konditionen kann ich nicht erkennen“, sagt der Geschäftsführer.