Emotionales Thema in Viersen Debatte um neue Veranstaltungshalle
Viersen · Wenn die Festhalle ein Sanierungsfall wird, fehlt eine große Veranstaltungshalle. Das fürchtet etwa Wolfgang Genenger (CDU). Doch es gibt Contra-Stimmen. Was Viersener über die Millionen teure Pläne denken.
Fehlt Viersen eine Veranstaltungshalle? Soll es einen Neubau geben oder soll man bereits existierende Gebäude nutzen? Wie hoch ist überhaupt der Bedarf und wer hat ihn? Diese Fragen wurden jetzt auf Einladung des Debattierclubs Viersen unter dem Thema „Eine neue Veranstaltungshalle für Viersen – Hoffnung oder Fehlplanung“ diskutiert: Für die Pro-Seite sprachen Peter Schmitz (SPD) und Wolfgang Genenger (CDU). Die Contra-Seite vertraten Jörg Eirmbter König (Bündnis90/Die Grünen) und Frank Schiffers vom Festausschuss Viersener Karneval.
Auslöser war die Ankündigung der evangelischen Kirchengemeinde 2023, den Saalbetrieb in ihrem Gemeindehaus an der Königsallee einzustellen. Das ist zwar vorerst vom Tisch, dennoch geht die Diskussion weiter. Wie jetzt im Erasmus-von-Rotterdam Gymnasium.
Im Januar 2023 hatten die Ratsfraktionen der CDU und der SPD beantragt, „zeitnah je eine kurzfristige und mittelfristige Lösung für eine Veranstaltungsstätte für die Vereine in Alt-Viersen und Süchteln zu erarbeiten“, so der Wortlaut des Antrags von Stephan Sillekens (CDU) und Manuel García Limia (SPD). Sie zeigten sich damals überzeugt, dass nicht nur das evangelische Gemeindehaus, sondern auch die Süchtelner Veranstaltungsstätten „zu Teilen nicht mehr zeitgemäß und geeignet für den Veranstaltungsbetrieb“ seien.
Jeder Redner hatte sieben Minuten Zeit, um seine Argumente vorzubringen. Nach den vier Beiträgen wurde die Diskussion mit den rund 60 Gästen fortgesetzt – ebenso sachlich und fair.
Zwar gebe es auf den ersten Blick genügend Räumlichkeiten, sagte Peter Schmitz für die Pro-Seite. Aber Veranstaltungssäle wie der Notburga-Saal, die Festhalle, das Weber-, Bürger- und Josefshaus böten nicht genügend Kapazitäten. „Die Lösungen können von der Umnutzung bestehender Objekte bis hin zum Neubau gehen“, meinte Schmitz.
Nicht nur Vereine, auch Menschen, die private Feiern veranstalten möchten, kämen zu kurz. „Wir müssen jetzt über Alternativen nachdenken“, so Wolfgang Genenger, „wir brauchen für die Zukunft eine Halle, die vielseitig nutzbar ist.“ Er entwarf das fiktive Szenario von Engpässen: Nämlich dann, wenn etwa die Festhalle wegen Sanierungsmaßnahmen geschlossen werden müsste. Wenn ein Neubau Geld koste, dann sei das halt so.
Auf der Contra-Seite brachte Jörg Eirmbter-König die geschätzten Kosten von mindestens 20 Millionen Euro ins Spiel: Kosten, die die Bürger zu tragen hätten. „Das ist eine Summe, die für eine Stadt unserer Größenordnung nicht zu stemmen ist“, sagte er.
Frank Schiffers stellte die Frage nach dem tatsächlichen Bedarf für eine große, neue Halle in der Kreisstadt. Bei Karnevalsveranstaltungen sei es so, dass sie nicht immer ausverkauft seien. Eine zentrale Halle sei unnötig, da zum Beispiel Schützen in ihrer Sektion feiern wollten. „Bündelt eure Kräfte, tut euch zusammen“, appellierte er an die Veranstalter und plädierte dafür, „vorhandene Räume als Mehrzweckhallen zu nutzen“.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer fragten nach, um welchen konkreten Bedarf es gehe. Das konnte Genenger nicht sagen: „Das muss festgestellt werden.“ Ihm gehe es nicht unbedingt um einen Neubau, sondern um eine „Kulturhalle“ in Süchteln und Alt-Viersen.
Ein Vorschlag aus dem Publikum war ein mobiles Festzelt oder eine mobile Halle, die unterschiedliche Gruppen nutzen könnten. Dem stimmten Jörg Eirmbter-König und Frank Schiffers uneingeschränkt zu. Wobei auch die Frage gestellt wurde, an welchem Ort eine solche mobile Halle platziert werden könne, ein Ort mit der notwendigen Infrastruktur.
Die Zuschauer im Saal jedenfalls votierten mehrheitlich gegen eine neue Veranstaltungshalle. Weder Gegner noch Befürworter konnten mit ihren Beiträgen dieses Meinungsbild ändern. Auch nach den Vorträgen blieb das Stimmungsbild bei elf Befürwortern.