Feuerwehr Viersen geht mit Atemschutz auf Nachwuchssuche
Die Feuerwehr macht in der Stadt auf sich aufmerksam.
Viersen. Neugierige Blicke, manchmal ein bisschen Getuschel, ganz selten auch ein einfaches Vorbeihasten — die Reaktionen darauf, dass am Samstagvormittag zwischen den Besuchern des Landmarktes plötzlich Feuerwehrleute auftauchen, sind vielfältig. „Das hört sich an, als ob Darth Vader neben dir steht“, flüstert ein junges Mädchen der Freundin ins Ohr. Und tatsächlich, die Wehrleute tragen Atemschutzgeräte. Im Einsatzgeschehen würde man nie so dicht neben ihnen stehen, dass man die Atmung, die tatsächlich an den Star-Wars-Mann erinnert, hören könnte.
Mit ihrer Aktion wollen die Wehrleute darauf aufmerksam machen, dass ihnen der Nachwuchs fehlt. Die neugierigen Reaktionen an diesem Morgen zeigen ihnen das, was sie auch im Einsatz erleben: Feuerwehr ist interessant. Feuerwehr zieht an. Aber: „Dabei sein wollen alle — mitwirken nicht.“ Auf diesen Nenner bringt es Viersens Wehrchef Frank Kersbaum. Denn der Satz „Ja zur Feuerwehr — ja zum Dienst am Nächsten“ klinge in den Ohren vieler eben konservativ und spießig. „Und viele junge Leute wollen sich nicht binden. Sie mögen keine Abhängigkeiten, wollen nicht lernen, sich auch mal unterzuordnen“, hat er beobachtet.
Das alles gehöre aber zur Feuerwehr dazu. Die Ausbildung werde immer intensiver, koste Freizeit — bringe aber auch Spaß. „Ich denke, das ist das interessanteste und vielfältigste Hobby, das man haben kann“, sagt er. Beim Zugucken finden das tatsächlich viele Leute. „Deshalb sind wir jetzt schon dazu übergegangen, nach einem Einsatz gezielt die jungen Leute, die da als Schaulustige stehen, anzusprechen: Hey, du bist jung, du bist fit, du passt zu uns, komm doch mal vorbei.“
Was wäre, wenn es die ehrenamtlichen Feuerwehrleute nicht gäbe? „Dann müsste die Stadt eine Berufswehr aufbauen“, sagt Kersbaum. Denn der Feuerschutz ist eine Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden. Wenn sie diese Aufgabe mit ehrenamtlichen Kräften nicht gewährleisten könnte, dann eben durch eine Berufsfeuerwehr. Und die kostet Geld. Da kann niemand sagen: Dafür hat die Stadt keine Mittel. Dann müsste an anderer Stelle gespart werden — das träfe auch den Bürger.
Viele Menschen suchen auch das Gespräch mit den Feuerwehrleuten. Susanne Hamacher aus Viersen erzählt, dass ihr Sohn gerne zur Feuerwehr gehen würde, erst solle er aber jetzt sein Abitur machen. Der stellvertretende Wehrführer Hans Jürgen Thevessen rät danach zu einer Ausbildung, die für die Feuerwehr interessant sei — „und das sind nicht mehr nur Handwerksberufe“.