Katastrophen-Vorsorge Die große Probe für den Blackout
<img class="rteClosedtag" title="<cColor:Paper>" src="/image/icon_closedtag_mini.gif">Viersen<img class="rteClosedtag" title="<cColor:>" src="/image/icon_closedtag_mini.gif"> · Die Konzepte für einen Stromausfall stehen, aber funktionieren sie auch in der Praxis? Das testete die Viersener Feuerwehr am Wochenende im Süchtelner Gerätehaus. Weitere Tests sollen bald folgen.
(mrö) Die Feuerwehr Viersen hat am Wochenende ihre Pläne für einen Stromausfall einem ersten Praxistest unterzogen. Dazu wurde der Standort der Freiwilligen Feuerwehr Süchteln vom Stromnetz abgekoppelt, sorgte ein Dieselgenerator für die Stromversorgung. Die Stadt hatte die Übung nicht angekündigt, Sprecher Frank Schliffke bestätigte auf Anfrage die Probe zu „Stromausfällen in wechselnden Umfängen“. Schliffke: „Nach Abschluss der Übungsreihe und Auswertung der sich daraus ergebenden Erkenntnisse werden wir die Öffentlichkeit bedarfsgerecht über relevante Ergebnisse informieren.“
Ein großflächiger, lang anhaltender Stromausfall im kommenden Winter ist nach Einschätzung der Bundesnetzagentur trotz Problemen bei der Strom- und Gasversorgung zwar „weiterhin äußerst unwahrscheinlich“. Das habe ein aktueller Stresstest gezeigt. Als möglich gelten aber räumlich begrenzte Spannungsabfälle im Stromnetz. Experten sprechen dabei von einem „Brownout“, der auch bewusst herbeigeführt werden könne: Dabei nehmen die Netzbetreiber ganze Stadtviertel vom Netz nehmen, um den Stromausfall lokal zu begrenzen. Dies reduziert die übermäßige Stromnachfrage und verhindert einen weitreichenden Systemzusammenbruch.
„Aus den Stromausfällen in Berlin und Hannover haben wir Erkenntnisse genommen, zudem waren Mitarbeiter von Feuerwehr, Ordnungsamt und städtischen Betrieben bei mehreren Informations-Veranstaltungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz“, berichtet ein Feuerwehrmann, der an der Übung teilnahm. „Die Konzepte für einen Stromausfall stehen, aber Papier ist geduldig. Bei den Übungen soll geschaut werden, ob die Pläne auch in der Praxis funktionieren.“ Ziel sei, dass die Wehr 72 Stunden autark sein kann. Bereits vor längerer Zeit wurde das Gerätehaus in Süchteln mit Feldbetten und Hygienepacks ausgestattet, wurden Kurbelradios angeschafft, kaufte die Wehr mehrere Dieselgeneratoren.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse bei der Erstellung der Notfallpläne: „Eigenbetroffenheit kann man sich nicht leisten.“ Von der ersten Sekunde an muss die Wehr einsatzfähig sein, denn gerade in den ersten ein zwei Stunden nach einem Stromausfall sei mit einem stark erhöhten Einsatzaufkommen zu rechnen, so der Feuerwehrmann. „Wenn zahlreiche Ampelanlagen ausfallen, wird es zu mehr Verkehrsunfällen kommen. Auch steigt die Gefahr, dass Menschen in Aufzügen feststecken bleiben und befreit werden müssen“, so der Feuerwehrmann.
Seit dem 20. Oktober gibt es ein bundesweites Notfallregister
Was ist mit Menschen, die zu Hause an einem Beatmungsgerät hängen? Erst seit Donnerstag gibt es ein bundesweites Notfallregister, in dem sich Betroffene registrieren können (siehe „Info“).
Ein besonders kritischer Punkt: die Kommunikation. Kurz nach einem Stromausfall wird das Handynetz in die Knie gehen. Ein paar Stunden länger hält das Festnetz durch. Auch der digitale Funk dürfte nicht mehr funktionieren. Vergangene Woche orderte der Kreis Viersen Satellitentelefone, um gerüstet zu sein. Die Viersener Wehr schaffte bereits im März entsprechende Geräte an. Denn neben dem erhöhten Einsatzaufkommen werden die Wehrleute auch Infopunkte besetzen, bis — so der Plan: zwei Stunden nach Beginn des Stromausfalls — sogenannte Bevölkerungsschutz-Leuchttürme installiert sind.
Viele Kleinigkeiten, die sich im Ernstfall zu großen Problemen entwickeln können, sind im Notfallplan bereits berücksichtigt. Zum Beispiel, wie die Einsatzkräfte an Nahrungsmittel kommen, wenn Supermärkte nicht öffnen können und elektronische Kartenzahlung nicht funktioniert. Und gerade bei der Viersener Wehr, bei der ein Großteil der Einsatzkräfte nicht hauptamtlich beschäftigt ist, sondern ehrenamtlich freiwillig, muss gewährleistet sein, dass auch zu Hause nicht noch plötzlich Dinge zu erledigen sind.
Diese Erkenntnis hat sich auch in immer mehr Privathaushalten durchgesetzt. Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz mit dem Schwerpunkt Energieversorgung. In der Anfang Oktober erstellten Erhebung gaben 38 Prozent der Befragten an, mit Blick auf eine drohende Energiemangellage einen Lebensmittelvorrat angelegt zu haben. Dazu hatte auch der Kreis Viersen geraten.
Stark zugenommen haben auch die Bestellungen und Nachfragen für den „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ des Bundesamtes. Diese Broschüre namens „Katastrophenalarm“ ist laut Bundesamt aktuell vergriffen und wird gerade nachgedruckt.
Eine PDF-Fassung kann aber noch auf der Internetseite heruntergeladen werden. Diese wichtigsten Vorsorge-Tipps gibt es im Falle eines Stromausfalls: Kerzen oder Kurbeltaschenlampe im Haus haben, ebenso einen Campingkocher und genügend Bargeld.