Flohmarkt-Test: Trödeln damals und heute
Was hat sich beim Trödeln verändert? WZ-Mitarbeiterin Heike Ahlen hat beim Viersener Kinder- und Jugendflohmarkt den Test gemacht.
Viersen. Es ist mein 25. Besuch auf dem Viersener Kinder- und Jugendflohmarkt. 1990 war ich das erste Mal zufällig da und habe seitdem keinen Termin versäumt. Der Morgen beginnt mit viel Nostalgie. Ich will bewusst darauf achten, ob es heute Dinge zu kaufen gibt, die ich vor 24 Jahren auch schon bekommen hätte. Die ersten Gedanken gegen 5 Uhr früh sind beruhigend: Alles ist gut — die Sonne scheint, um 6 Uhr loszufahren reicht.
Die besten Geschäfte wurden früher nachts um 3 Uhr gemacht. Wenn die Schnäppchenjäger kamen, wurden die Waren im Schein der Taschenlampe begutachtet. Dieser Trend scheint nachgelassen zu haben. Auch um 11 Uhr sind noch Standplätze frei.
Ich entdecke schnell die ersten Dinge, die ich vor 24 Jahren auch schon hätte kaufen können. Der Klassiker: „Das Stillbuch“ von Hannah Lothrop gibt es immer noch. Das habe ich vor 22 Jahren gekauft. Das Spiel „Hol’s der Geier“, das den Hinweis „Aufgenommen in die Bestenliste 1988“ trägt. Ich entdecke Wärmestrahler, die man über den Wickeltisch hängen kann. Die gab es auch vor vielen Jahren schon.
Und auch, wenn sich über die Jahre die Buch-Reihen, die die Kinder gesammelt haben, veränderten — die wirklichen Klassiker sieht man immer noch. „Dolly“ oder „Hanni und Nanni“ sind nicht vom Flohmarkt und aus den Bücherregalen wegzudenken. Ich hatte sie alle schon lange vor meinem ersten Flohmarkt-Besuch in Viersen vor 25 Jahren. Meine eigenen Kinder mache ich dieses Jahr mit den „Warrior Cats“ und der „Legende der Wächter“ in diversen Teilen glücklich.
Ich schlendere an den Ständen mit Kinderbüchern und Spielsachen vorbei und freue mich dann, dass es einige Händler nicht so ganz genau nehmen mit dem „kindgerechten Angebot“. Für 3,50 Euro kaufe ich sieben Romane von Henning Mankell bis Rebecca Gablé ein — als Urlaubslektüre. Für elf neue Suppenteller wird sage und schreibe ein Euro fällig. Schnäppchen kann man also auch beim 25. Besuch noch gut machen.
Als sich die Sonne gegen 8.30 Uhr zu verziehen droht, tippen die ersten Händler hektisch auf ihren Handys herum. Was sagt der Wetterbericht? Eine Technik, die es vor 24 Jahren selbstverständlich nicht gab. Da hätten sich die Händler wohl einfach auf die Wettermeldungen im Radio verlassen. Das Smartphone verspricht weiterhin Trockenheit — und hält sein Versprechen.
Eins ist — zumindest in Viersen — auch über all die Jahre geblieben: die Geselligkeit. Als ich vor 24 Jahren zum ersten Mal hierher kam, war ich eine Fremde in Viersen. Trotzdem habe ich mich glänzend mit wildfremden Menschen unterhalten. Heute treffen mein Mann und ich viele Bekannte, kommen aber auch immer wieder mit Fremden ins Gespräch.
Mehrfach werden wir in diesem Jahr auf unseren Bollerwagen angesprochen — wo man denn so ein klappbares Modell kaufen könne? Den gibt es noch nicht auf dem Flohmarkt, dazu ist er noch zu neu. Aber vielleicht, in einigen Jahren. . .