Viersen Getöteter Junge: Gutachter sah keine Gefährdung für Luca

Wie konnte es zum Tod des kleinen Luca kommen? Die Situation in der Familie war dem Jugendamt seit Monaten bekannt. Die Mutter und der tatverdächtige Lebensgefährte standen im Fokus der Behörden. Diese wollten klären, wie gefährdet der Fünfjährige war.

Eine Kerze und eine Engelsfigur vor der Tür des Hauses, in dem der Fünfjährige gelebt hatte.

Foto: Henning Kaiser

Viersen. Vor dem Tod des fünfjährigen Luca aus dem niederrheinischen Viersen wollte das Jugendamt die Situation in der Familie vor Gericht klären lassen. „Es gab ein familiengerichtliches Verfahren am Amtsgericht Viersen“, sagte ein Sprecher des zuständigen Landgerichts Mönchengladbach. Demnach sollte ein Sachverständiger klären, ob die Mutter des Jungen „erziehungsfähig“ sei und ob von ihrem Lebensgefährten eine Gefahr für den Jungen ausgehe. Der Gutachter habe aber keine Anhaltspunkte für eine Gefährdung gesehen, sagte der Sprecher. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über das Verfahren berichtet.

Nach der Tötung des kleinen Luca am Sonntag sitzt der Lebensgefährte der Mutter nun in Untersuchungshaft. Es wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen vor, für die schweren Misshandlungen verantwortlich zu sein, an denen Luca gestorben ist. Der Mann bestreitet den Angaben zufolge die Tat. Die vorübergehend festgenommene, 24 Jahre alte Mutter ist wieder auf freiem Fuß. Gegen sie bestehe kein dringender Tatverdacht.

Nach Angaben des Sprechers war das Gutachten Anfang September beim Gericht eingegangen. Das Verfahren sollte mit einem letzten Termin am Montag (24. Oktober) abgeschlossen werden - da war Luca bereits gestorben. „Die Mutter war noch vor Gericht erschienen und gab an, dass der Junge tot ist“, sagte der Sprecher.

Bei der Obduktion des Fünfjährigen waren den Ermittlern zufolge Verletzungen festgestellt worden, die auf körperliche Misshandlungen schließen ließen. Durch stumpfe Gewalt gegen Kopf und Bauch habe der Junge innere Verletzungen erlitten. Zudem sei er gewürgt worden. Die Verletzungen hätten zum Tod geführt. Der Polizei liegen nach eigenen Angaben Erkenntnisse vor, dass der 26-Jährige den Jungen bereits mehrfach misshandelt haben soll.

Die Situation der Familie war dem Jugendamt seit Monaten bekannt, wie die Stadt Viersen am Mittwoch mitteilte. Die Behörden seien nach Hinweisen von Einwohnern und der Kindertagesstätte sofort tätig geworden, sagte ein Stadtsprecher. Die Familie habe die angebotene Hilfe bei der Erziehung des Kindes auch wahrgenommen.

Der 26-Jährige hatte behauptet, Luca am Sonntagmorgen leblos in seinem Bett entdeckt zu haben. Rettungskräfte versuchten, das Kind zu reanimieren, und brachten es in ein Krankenhaus. Dort starb der Junge. (dpa)