Hilfstransporte: „Die Menschen haben Angst“

Hilfstransporte kommen kaum durch. Die WZ sprach mit Fritz Meies über die Situation in Viersens Partnerstadt Kanew.

Foto: baum

Viersen. Fritz Meies ist als Vorsitzender des Vereins der Freunde von Kanew bestätigt worden. Er kennt sich wie kaum ein zweiter Viersener in der Ukraine aus, denn seit Anfang der 90er Jahre ist er mit seinem Verein in Kanew und Umgebung aktiv.

Die Stadt liegt nur 100 Kilometer von Kiew entfernt, und immer wieder war die Viersener Initiative dort aktiv. Der Verein hat mit Spenden und Hilfstransporten unter anderem beim Kinderkrankenhaus, dem Rehazentrum oder der Altenstube geholfen. Die WZ sprach mit Meies über die Situation in der Ukraine.

WZ: Wie hat sich die Situation in Kanew verändert?
Meies: Es ist fürchterlich. Die Menschen haben Angst. Die Inflation ist um 50 Prozent gestiegen. Die Rentner bekommen im Schnitt 80 Euro Rente, davon müssen sie auch Medikamente bezahlen. Im Januar und Februar wurden nur jeweils 40 Euro gezahlt, und im März ist noch gar kein Geld geflossen. Auch die Familien sorgen sich, denn alle Männer bis 40 Jahre unterliegen der Mobilmachung.

WZ: Wie sehen sie die weitere Entwicklung?
Meies: Die Ukraine ist dreigeteilt. Die Krim, Ostukraine, Westukraine. Der Gouverneur und der Bürgermeister von Kanew sind abgesetzt worden. Man muss die Entwicklung genau beobachten. Aber ich bin stolz auf die Menschen in Viersens Partnerstadt, weil sie sich wehren.

WZ: Hat es weitere Hilfstransporte gegeben?
Meies: Ja, ein Transport, den wir im November aufgegeben haben, ist jetzt, nach dem Durchlauf von sieben Ministerien, freigegeben worden. Einen neuen Hilfstransport haben wir bereits fertig. Ich hoffe, dass wir ihn Ende April auf die Reise schicken können.

WZ: Fliegen Sie wieder nach Kanew?
Meies: Im Moment habe ich Angst. Ich möchte jedoch allein wieder im April dorthin fliegen. Und der Verein will einen gemeinsamen Flug organisieren.