Wohnen im Kreis Viersen Preise für Häuser sollen 2020 steigen

Kreis Viersen. · Immobilienexperte Walter Schmitz rechnet mit bis zu zehn Prozent Steigerung. Auch Wohnungen werden teurer.

Der laufende Wohnungsbau – wie hier am Steinkreis in Viersen – kann den Bedarf an Eigentum auf absehbare Zeit nicht decken.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Wer 2020 im Kreis Viersen ein Haus oder eine Wohnung kaufen will, muss damit rechnen, mehr zu bezahlen als im Vorjahr. Davon geht Walter Schmitz, Immobilienmakler und stellvertretender Vorsitzender beim Bezirksverband Düsseldorf im Ring Deutscher Makler, aus „Bei Einfamilienhäusern gehen wir weiterhin von einer Preissteigerung aus, auch wenn sie im Kreis Viersen nicht so hoch ausfallen wird wie etwa in Ballungsräumen wie Düsseldorf, Hamburg oder München.“

Sind Immobilien im
Kreis Viersen knapp?

„Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, sagt Schmitz. Er rechnet deshalb auch mit deutlicher steigenden Preisen für Eigentumswohnungen, insbesondere für Neubauten. Das bestätigt Bernd Schorin, der als Makler im Kreis Viersen und in Mönchengladbach tätig ist: „Ich gehe nicht von einer Entspannung auf dem Immobilienmarkt aus.“ Er rechne mit Steigerungen bei Immobilienpreisen zwischen „fünf und zehn Prozent“. Bereits jetzt seien die Kaufpreise für Objekte im Kreis Viersen hoch und lägen oft über dem Marktwert, schildert Schorin. Doch die Kunden würden die höheren Kaufpreise akzeptieren: „Hauptsache, sie kriegen das Haus.“

Warum sind Häuser und Eigentumswohnungen so beliebt?

Dabei spielt laut dem Online-Immobilienanbieter Immoscout24 vor allem das günstige Zinsniveau eine Rolle. Laut einer Erhebung des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln und des Instituts für Demoskopie Allensbach war es bereits 2019 im Kreis Viersen 34 Prozent günstiger, eine Immobilie zu kaufen als sie zu mieten. Walter Schmitz und Bernd Schorin verweisen zudem auf die steigende Bedeutung von Immobilien als Kapitalanlage. „Käufer wollen damit den Wert ihres Geldes erhalten“, sagt Schmitz.

Wie sieht der Trend bei Eigentumswohnungen aus?

Eine Drei-Zimmer-Wohnung in guter Lage mit 75 Quadratmetern Wohnfläche kostete im Kreis Viersen laut 2018 im Schnitt 1800 Euro pro Quadratmeter, für 2019 waren es 2000 Euro – eine Zunahme von elf Prozent.

Welche Unterschiede
gibt es im Kreis Viersen?

Laut Schmitz halten Kempen und Willich die Spitzenwerte bei den Immobilienpreisen im Kreis Viersen: „Sie liegen deutlich höher als in Viersen oder Nettetal“, sagt der Experte. Allgemein sei das Angebot an Objekten aber schwach, insbesondere bei den Eigentumswohnungen.

In der zweiten Lebenshälfte aus dem Hausverkauf eine Wohnung finanzieren und noch etwas übrig behalten – funktioniert das noch?

„Nein“, sagt Schmitz. Zwar sei dies abhängig vom Wert des zu verkaufenden Objekts und der Wohnung, die stattdessen gewünscht werde: „Aber oft handelt es sich bei den Häusern um Objekte aus den 1950er oder -60er Jahren, die energetisch nicht auf dem modernen Stand sind.“ Deren Wert sei nicht selten deutlich geringer als von den Eigentümern erhofft. „Wer dann eine große Eigentumswohnung in einem neuen Haus mit Aufzug und gehobener Ausstattung will, muss oft feststellen, dass der Verkaufserlös dafür nicht reicht“, sagt der Viersener Makler.

Wann könnte der Immobilienmarkt im Kreis Viersen wieder im Gleichgewicht sein?

Im Kreis Viersen wird in fast allen Kommunen gebaut: Niederkrüchten hat einen Masterplan Wohnen aufgelegt, Schwalmtal plant weiteren Wohnraum im Burgfeld, in Brüggen wird etwa an der Borner Straße gebaut. „Das ist immer noch zu wenig“, meint Bernd Schorin angesichts des wachsenden Bedarfs. Das zeigte das Beispiel Burgfeld in Schwalmtal. Dort seien mit 30 Grundstücke zwar schon einige ausgewiesen, aber es gebe mehr als 300 Interessenten. Nach Schorins Einschätzung könnte das Verhältnis von Angebot und Nachfrage erst in „fünf bis zehn Jahren“ wieder ausgeglichen sein. Und das auch nur, wenn weiterhin so viel gebaut werde.