Weltkindertag in Viersen Großes Fest zum Weltkindertag

Viersen · 30 Jahre besteht der Kinderschutzbund in Viersen. Das Fest am Weltkindertag fällt deshalb diesmal etwas größer aus.

Das Foto zeigt eine Aktion zum Weltkindertag 2006: Im Casinogarten wurden für arme Kinder Fähnchen in die Erde gesteckt.

Foto: Busch, Franz-Heinrich (bsen)/Busch, Franz Heinrich (bsen)

Einen Clown engagiert der Kinderschutzbund Viersen aus Kostengründen sonst eher nicht für sein Fest zum Weltkindertag. „Aber den leisten wir uns jetzt mal“, sagt Birgitta Föhr vom Teamvorstand. Schließlich wird das Fest in diesem Jahr ein besonderes sein: Die Mitarbeiter und Unterstützer der Organisation möchten dabei nicht nur auf die Kinderrechte aufmerksam machen, sondern zugleich den 30. Geburtstag des Viersener Kinderschutzbundes feiern. Und so soll am Dienstag, 20. September, Clown Wolfelino auf dem Platz vor dem Stadthaus am Rathausmarkt zaubern, auf Stelzen laufen und Ballons zu Kunstwerken verformen. Daneben werden aber vor allem Kinder aus Viersen das Bühnenprogramm gestalten. Gefeiert wird von 14 bis 18 Uhr.

2020 und 2021 hatte das Team des Kinderschutzbundes wegen der Corona-Pandemie kein Fest zum Weltkindertag organisiert. Das ist eigentlich bereits seit einigen Jahren fester Bestandteil des Terminkalenders. Früher habe es anlässlich des Weltkindertages eher einzelne Aktionen gegeben, weiß Birgitta Föhr. Mitte der 2000er Jahre, zum Beispiel, pflanzten Kinder blaue Fähnchen, mit dem Logo des Kinderschutzbundes versehen, in ein Stück Parkboden im Casionogarten. „Für jedes arme Kind in Viersen wurde ein Fähnchen gesteckt“, erklärt Föhr.

Das Festprogramm in diesem Jahr: „Auf der Bühne wird getrommelt von Schülern der Remigiusschule, ein Chor der Körnerschule singt unter anderem ein Kinderrechtelied, die kleinen Sternchen des SG Dülken tanzen verschiedene Tänze, ukrainische Frauen tanzen und singen mit ihren Kindern zu ukrainischer Musik und die Tanzschule ,7 step n‘ dance‘ tanzt und fordert zum Mittanzen auf“, kündigt die 67-Jährige an. Auf dem Rathausmarkt solle es zudem viele Stände geben, „Waffeln werden gebacken, es gibt Popcorn“. Auch das benachbarte Restaurant Mokka sei eingebunden, es spendiere Getränke für die Kinder. „Es gibt verschiedene Infostände und viel zum Spielen und Basteln“, fügt Föhr noch an.

Seit 2009 ist Föhr Mitglied des Kinderschutzbundes. „Wir setzen uns für die Rechte der Kinder ein“, nennt sie eine der Kernaufgaben der Organisation und ergänzt: „Wir haben in Viersen so viele Kinder, die es nötig haben, dass man sich für sie engagiert.“ Angefangen habe alles 1991 mit der Idee, in Viersen einen
Kinderschutzbund zu gründen. Jochen Häntsch (SPD) – ehemals Mitglied im Stadtrat und noch heute als Initiator der SPD-AG 60plus aktiv – habe damals interessierte Bürger angesprochen, „unter anderem auch Irmgard Lambertz, langjähriges Vorstandsmitglied bis September 2022“, erläutert Föhr.

Kempen und Mönchengladbach betreuten Viersen damals mit

Häntsch selbst erinnert sich noch gut an jene Zeit Anfang der 90er Jahre. In seiner Funktion als stellvertretender Bürgermeister habe er Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert, zum Beispiel zugunsten von Rollstuhlfahrern und Kindern in der „Dritten Welt“. „Da habe ich mir überlegt, dass man doch auf etwas für die Kinder hier vor Ort was machen müsste“, sagt er. Häntsch wollte also die Ortsgruppe des Kinderschutzbundes einbinden und stellte dabei fest: Es gibt keine. Stattdessen wandte er sich an die damals für Viersen zuständigen Organisationen in Kempen und Mönchengladbach. Von denen habe er erfahren, dass es für sie eine große Belastung sei, Viersen mit zu betreuen. Die Idee: Häntsch plant eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des Kinderschutzbundes in Kempen und Mönchengladbach, im Gegenzug helfen ihm diese dabei, alles für eine Gründung eines Kinderschutzbundes in Viersen in die Wege zu leiten. „Ich bin überall offene Türen eingerannt und habe viel Unterstützung erfahren“, sagt er.

Am 20. Januar 1992 wurde der Viersener Kinderschutzbund von etwa 100 Interessierten gegründet, wie Föhr berichtet. Die Basis war an der Hohlstraße. „Es begannen Renovierungsarbeiten an der Hohlstraße, alle, nebst Partnern mussten ran. Abends und an den Wochenenden wurde acht Monate lang gewerkelt“, sagt sie.

Der Kinderschutz nahm seine Arbeit auf, gründete Spielgruppen, installierte Betreuungsangebote für ausländische Kinder, eine Hausaufgabenbetreuung, legte eine Babysitter-Kartei an, lud zu Erste-Hilfe-Kursen und Babysitter-Kursen ein, schuf einen Autokindersitz-Verleih ebenso wie Arbeitsgruppen zum Thema Kindesmisshandlung. Darüber hinaus entwickelten sich Kooperationen mit Jugendeinrichtungen wie dem Hubert-Vootz-Haus und dem Blauen Haus, der Polizei, kirchlichen Einrichtungen und dem Jugendamt. „Wir sind von den engen Räumen an der Hohlstraße 1997 in das Haus an der Gereonstraße gezogen, das uns viel mehr Möglichkeiten bietet und vor allen Dingen einen Garten dabei hat“, erzählt Föhr. „Hier können die Kinder der Spielgruppe und der Hausaufgabengruppe spielen.“

Die Hausaufgabenbetreuung bereitet Föhr derzeit Sorgen: „Da haben wir im Moment ein Personalproblem“, sagt sie. Auch der Sprachkursus für ukrainische Frauen, der verbunden ist mit einem Angebot zur Kinderbetreuung, steht auf der Kippe: „Wir haben niemanden für die Kinderbetreuung.“ Außerdem fehle Geld, um die Lehrerin zu bezahlen, weil die Aktion Mensch dazu einen Antrag nicht angenommen habe.

Heute zählt der Viersener Kinderschutzbund rund 230 Mitglieder, sieben von ihnen bilden den Teamvorstand. Herzstück der Arbeit sei die „Nummer gegen Kummer“, erläutert Föhr. Das sei sie schon immer gewesen, „sie wurde aber immer breiter aufgestellt“. Kinder und Jugendliche, die Hilfe brauchen, können die Nummer wählen und werden anonym beraten.

„Vor vier Jahren haben wir auch ein Elterntelefon dazubekommen“, sagt Föhr. Im vergangenen Jahr seien 3716 Gespräche am Kinder- und Jugendtelefon sowie 795 am Elterntelefon geführt worden. „Heute arbeiten 42 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Telefon.“ Im kommenden Jahr sollen auch noch neue Telefonberater ausgebildet werden.