Verschärfung der Maßnahmen Kreis Viersen ist Corona-Hotspot - kommen jetzt Ausgangsbeschränkungen?
Kreis Viersen · Der Kreis Viersen schließt angesichts eines Inzidenz-Werts von 222 eine Verschärfung der Lockdown-Maßnahmen nicht mehr aus.
Angesichts der steigenden Neuinfektionen und Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus appelliert der Kreis Viersen eindringlich, Besuche in Pflege- und Seniorenheimen einzuschränken. Ein generelles Besuchsverbot über die Quarantäneregelungen in bereits betroffenen Einrichtungen hinaus besteht aktuell nicht. Am Montag wurde der Kreis Viersen mit einem Inzidenz-Wert von mehr als 200 zum Corona-Hotspot. Am Dienstag stieg die Zahl der der neuen bestätigten Fälle in den vergangenen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner von 212 auf 222. Drei weitere Einwohner des Kreises sind an den Folgen ihrer Infektion gestorben – damit erhöhte sich die Zahl der Todesfälle auf 84. In Pflegeheimen, Kitas und einer Schule wurden weitere Neuinfektionen bekannt.
Frank Olislagers, Leiter des Kreis-Sozialamts, setzt auf den freiwilligen Verzicht von Besuchen: „Ich weiß, es schmerzt – aber das Virus kennt keine Ferien und keine Feiertage! Deshalb gilt: Um Ihre Angehörigen zu schützen, reduzieren Sie persönliche Besuche und nutzen Sie andere Möglichkeiten, um in Kontakt zu bleiben – zum Beispiel Telefonate oder Video-Chats.“ Sollte das nicht möglich sein, sollten sich die Mitglieder einer Familie untereinander absprechen, so dass nur wenige Bezugspersonen ins Seniorenheim kommen. Auch der Chefarzt am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Viersen, Karsten Woelke, riet zum Besuchsverzicht. „Die Lage in den Krankenhäusern wird von Tag zu Tag angespannter. Nur ein Kontaktverzicht kann Menschenleben retten.“
Zuletzt waren die Zahlen der Infektionen und schweren Krankheitsverläufe auch in den Pflege- und Seniorenheimen stark angestiegen. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, darf der Kreis – auf Basis der Allgemeinverfügung des Landes NRW – Besuche in Einrichtungen zeitweise untersagen. „Das ist allerdings das letzte Mittel der Wahl“, betonte der Leiter des Sozialamts. „Wir setzen darauf, dass freiwillige Besuchseinschränkungen Wirkung zeigen – bevor wir eingreifen müssen.“
Ab einem Inzidenz-Wert von 200 kann der Landrat weitere Schutzmaßnahmen anordnen. Nach den Kreisen Düren und Lippe hatte auch die Stadt Solingen vergangene Woche eine nächtliche Ausgangsbeschränkung verfügt. Kommt so etwas auch für den Kreis Viersen? „Wir beobachten die Lage derzeit genau“, erklärte Kreis-Sprecherin Anja Kühne. Der Lockdown beinhalte bereits starke Restriktionen – ob sie Wirkung zeigen, könne erst mit Verzögerung festgestellt werden, so die Sprecherin. „Wir schließen aber weitere Schutzmaßnahmen nicht aus, würden die zunächst mit den betroffenen Kommunen besprechen.“
Am 27. Dezember beginnen in den ersten Pflegeheimen die Impfungen. Der Kreis erwartet, dass im Dezember 2436 Menschen die erste von zwei zur Immunisierung nötigen Impfungen bekommen können.