Lehrforschungsprojekt Local Hero Wie der Kreis für neue Hausärzte wirbt
Kreis Viersen · Durch das Projekt Local Hero arbeiten aktuell fünf Studierende in Hausarztpraxen im Kreis Viersen. Was es damit genau auf sich hat, und was die Studierenden vom Arbeiten im Kreis halten.
Das Lehrforschungsprojekt Local Hero (Longitudinales Curriculum Allgemeinmedizin) soll die hausärztliche Versorgung in ländlichen Regionen stärken.
Zum zweiten Mal absolvieren fünf Studierende der Universität Duisburg-Essen ein vierwöchiges Praktikum in allgemeinmedizinischen Praxen des Kreises Viersen. In diesem Jahr steht der Westkreis im Fokus des Projektes. Aus diesem Grund erhalten die Studierenden diesmal Einblicke in den Arbeitsalltag von Hausarztpraxen in Brüggen, Niederkrüchten, Nettetal und Schwalmtal.
Studenten aus der Stadt ein Praktikum auf dem Land anzubieten, sorgt häufig nicht für Freudensprünge. Auch für Respina Nouri Soufiani war ein Praktikumsplatz in ländlicher Umgebung nicht die erste Wahl. „Vor einem Monat hätte ich Nein gesagt, wenn mich jemand gefragt hätte, ob ich mir vorstellen kann, außerhalb der Stadt zu arbeiten“, sagt die Studentin der Uni Duisburg-Essen. „Aber jetzt ist es auf jeden Fall eine Option geworden.“
Nouri Soufani ist im 7. Semester ihres Medizinstudiums. Eine einmonatige Famulatur, also ein Praktikum in einer Hausarztpraxis, ist Pflicht. Wo es absolviert wird, ist jedoch nicht vorgeschrieben. Durch die Zusammenarbeit ihrer Universität mit dem Local-Hero-Projekt kam sie nach Brüggen. Dort arbeitet sie den gesamten August in der MVZ-Hausarztpraxis. In Niederkrüchten wohnt sie für diesen Zeitraum mit den anderen vier Studierenden, die ebenfalls in der Region eingesetzt sind, in einer Wohngemeinschaft.
Bevor es in Brüggen losging, machte sich Nouri Soufiani Sorgen, wie es wohl werden würde. „Der Alltag ist ja ein ganz anderer als im Krankenhaus und ich konnte nicht einschätzen, welche Herausforderungen auf mich zukommen“, sagt sie. „Aber jetzt, wo ich da bin, macht die Arbeit Spaß.“ Sie dürfe viel unterstützen sowohl bei der Untersuchung der Patienten als auch nachmittags im Labor. Das Beste sei bisher, dass sie interessante Krankheitsbilder sehe, die sie bisher nur aus Büchern kannte. „Ich habe zum Beispiel zum ersten Mal Gallensteine gefunden“, sagt sie und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Ihr ist anzumerken, dass die Medizin sie fasziniert.
„Wir werden auch wirklich super unterstützt von der Ärtzescoutin Laura Otten, bei der wir uns immer melden können, wenn irgendetwas ist. Aber auch durch andere Dinge, wie zum Beispiel, dass wir eine Wohnung gestellt bekommen und E-Bikes, um auf die Arbeit zu kommen oder die Umgebung zu erkunden. Wir waren zum Beispiel zusammen auf einem Schützenfest“, sagt Nouri Soufiani. Dadurch, dass man die Studierenden mobil mache, würde der Austausch mit den Menschen, die in der Region leben, gefördert, sagt Ärztescoutin Laura Otten. „Sie sollen während ihrer Zeit hier natürlich medizinisch etwas dazulernen, aber auch das Leben vor Ort kennenlernen.“
Da Lehrprojekt in diesem Jahr erst zum zweiten Mal stattfindet, lässt sich noch nicht sagen, ob es wirklich dafür sorgt, dass mehr Medizinstudierende die Allgemeinmedizin anstreben und in einer Hausarztpraxis arbeiten möchten, vor allem im Kreis Viersen abreiten möchten. „Das erste Ziel ist, Hürden abzubauen“, sagt Otten. „Dadurch vergrößern wir zumindest die Chance, dass die Studierenden später unsere Region in Erwägung ziehen.“
Eins stehe fest, sagt Otten, viele Ärzte stehen kurz vor dem Ruhestand, die Ärztebefragung im vergangenen Jahr habe das bestätigt. „Der Kreis ist sich über das Problem im Klaren und deshalb sind wir sehr froh über die Zusammenarbeit mit den Praxen.“ Es sei wichtig, eine Verbindung der Studierenden zu dem Kreis Viersen zu schaffen, wenn man sie dafür begeistern möchte irgendwann hier zu arbeiten. „Dafür ist dieses Praktikum super geeignet. Denn dadurch sehen sie im Arbeitsalltag, dass auch interessante Fälle auf sie warten und dass es schön sein kann, Patienten über viele Jahre hinweg zu begleiten“, sagt Otten.