Kreis Viersen Arbeitslosenzahl auf Rekordtief

Kreis Viersen. · Seit 26 Jahren gab es nicht mehr so wenige im Januar arbeitslos gemeldete Menschen im Kreis Viersen.

Wollen ältere Arbeitslose in den Beruf bringen (v.l.): Norbert Peffer (Krankenhaus Nettetal), Bettina Rademacher-Bensing (Agentur für Arbeit) und Jörg Schneider (Krankenhaus Nettetal).

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen hat bei ihrem Besuch im Nettetaler Krankenhaus am Donnerstag gute Nachrichten mitgebracht: „Wir verzeichnen die niedrigste Arbeitslosigkeit in einem Januar seit 26 Jahren“, sagt Bettina Rademacher-Bensing. 21 280 Personen waren im Januar im Bezirk ohne Arbeit, davon 9162 im Kreis Viersen und 12 118 in der Stadt Krefeld. Im Kreis ist diese Zahl im Vergleich zum Januar 2018 um 1046 Personen geschrumpft.

Damit liegt die Arbeitslosigkeit im Kreisgebiet aktuell bei 5,6 Prozent (Januar 2018: 6,4 Prozent). Aufgeschlüsselt auf die Geschäftsstellen bedeutet das 4,6 Prozent (5,3) für Kempen (Kempen, Grefrath und Tönisvorst), 5,9 Prozent (6,7) für Nettetal (Nettetal und Brüggen) sowie 6,0 Prozent (6,8) für Viersen (Stadt Viersen, Willich, Niederkrüchten und Schwalmtal).

Gleichzeitig ergibt sich aus den Zahlen allerdings ein Anstieg gegenüber dem Vormonat, den die Agentur für Arbeit „saisontypisch“ nennt. Zu Beginn eines Jahres seien die Arbeitslosenzahlen meist höher als zum Ende hin, sagt Rademacher-Bensing. Auch im Dezember 2018 lag die Arbeitslosenquote für den Kreis Viersen bei 5,5 Prozent. Das liege daran, sagt Rademacher-Bensing, dass das Quartals- und zeitgleich Jahresende ein typischer Kündigungstermin sei. Ebenso führten zum Ende eines Jahres auslaufende befristete Verträge sowie das Ende des Weihnachtsgeschäfts im Einzelhandel regelmäßig zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Januar.

Grundsätzlich sehe die Entwicklung im Kreisgebiet jedoch erfreulich aus. Im Vergleich zum Jahr 2013 sank die Zahl der Arbeitslosen um knapp 15 Prozentpunkte, bei den Personen unter 25 Jahre sogar um fast 40 Prozentpunkte. Anders sieht es bei älteren Arbeitslosen aus. Gehörten früher Menschen ab 45 Jahre zu dieser Gruppe, rechne man heute mit Personen über 50 Jahre, sagt Rademacher-Bensing. Im Vergleich zu 2013 ist deren Anteil unter den Arbeitslosen um gut drei Prozent gestiegen. Dies sei unbefriedigend und stelle eine besondere Herausforderung für den Bezirk dar, so Rademacher-Bensing: „Gerade unter der Gruppe der arbeitslos gemeldeten älteren Menschen ist das Qualitätsniveau hoch, es liegt reichlich Berufserfahrung und somit Know-how vor. Hier müssen Vorbehalte der Arbeitgeber abgebaut werden.“

Zu denen, die sich da schon jetzt hervortun, gehöre das Nettetaler Krankenhaus, sagt Rademacher-Bensing. Der 50. Geburtstag sei „eine magische Grenzen in den Köpfen mancher Menschen, die nicht mehr zeitgemäß ist“, sagt Geschäftsführer Jörg Schneider. In der Krankenhaus GmbH mit den beiden Töchtern – Gesundheitsservice GmbH (Hauswirtschaft, Küche, Technik) und Physio-Abteilung „Nette Vital“ – sind 257 der 562 Mitarbeiter älter als 50. Im Januar hat das Krankenhaus 16 Mitarbeiter eingestellt, davon vier ältere Arbeitnehmer. „Wir brauchen Mitarbeiter, die qualifiziert, motiviert und zuverlässig sind“, sagt Schneider. „All das hängt nicht vom Alter ab.“

Gerade in Pflegeberufen hätten auch Menschen über 50 gute Aussichten auf einen Job – denn „der Arbeitsmarkt in der Pflege ist leer“, sagt Norbert Peffer, Pflegedienstleiter im Nettetaler Krankenhaus. Personalleiter Rainer Boerenkamp bestätigt: „In bestimmten Bereichen spielt das Alter auch deswegen keine Rolle, weil wir froh sind, überhaupt jemanden zu finden.“

Auch darum, sagt Rademacher-Bensing, seien die Rahmenbedingungen dafür, ältere Arbeitslose in den Beruf zu bringen, derzeit sehr gut: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“