Kulturausschuss Liste der NS-Opfer soll vervollständigt werden

Viersen · Der Kulturausschuss beschloss, den Kreis um aktuelle Nachforschungen zu bitten.

Der Künstler Gunter Demnig hat auch schon in Krefeld Stolpersteine verlegt.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Die Mitglieder des Kulturausschusses haben beschlossen, den Kreis um die Aktualisierung der NS-Opfer-Liste zu bitten. Nach bisherigen Erkenntnissen bezieht die Aufstellung mit Namen der in der NS-Zeit ermordeten und verfolgten Viersener aktuellere Quellen nicht ein. SPD, Grüne und Linke stellten den Antrag im Kulturausschuss.

Formal betrachtet muss Viersen den Kreis um die Nachforschungen bitten, da das Stadtarchiv Teil des Kreisarchivs ist. Laut Stadtsprecher Frank Schliffke wird die Stadt zeitnah und schriftlich um die Nachforschungen ersuchen. „Es kommt nicht darauf an, dass es in einem Monat erledigt ist, sondern dass wir das Thema anpacken, das durch die Stolperstein-Debatte angestoßen wurde“, sagte SPD-Fraktionschef Manuel Garcia Limia.

Die Nachforschungen sollen sich nicht auf die jüdischen Opfer beschränken, sondern auch etwa Homosexuelle, Kommunisten und Behinderte einbeziehen. Laut Antrag sollen die Recherchen ausgedehnt werden auf Menschen, die sich in Gefahr gebracht haben, um den Verfolgten zu helfen. „Damit machen wir ja ein völlig neues Themenfeld auf“, kritisierte FDP-Ratsherr Frank a Campo, der den Antrag trotzdem begrüßte. Die Fraktion FürVie meldete Bedenken an, dass der Datenschutz in der erweiterten Recherche nicht gewährleistet sei. Der Erste Beigeordnete, Paul Schrömbges, entkräftete: „Das ist über die Archivgesetzgebung geregelt.“

Die Liste soll um verfolgte Gruppen erweitert werden

Mindestens 214 Menschen jüdischen Glaubens aus Viersen wurden zwischen 1933 und 1945 ermordet. „Es ist aber klar, dass die Listen des Stadtarchivs Lücken aufweisen“, sagte Garcia Limia. Sie müssten mit aktuellen Publikationen, Informationen aus dem Bundesarchiv oder der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem abgeglichen werden. „Gerade hat die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte ermittelt, dass durch die Pogrome im November 1938 weitaus mehr Menschen in NRW zu Tode gekommen sind als bisher angenommen“, so der SPD-Fraktionschef. „Da gibt es aktuellen Forschungsbedarf.“