Motto: Reparieren statt wegwerfen
Bastel-Experten treffen sich regelmäßig in „Conny’s-Come-In“ in Boisheim.
Viersen. In der Kneipe Conny’s-Come-In im Viersener Stadtteil Boisheim beugt sich Holger Pflug über den Kassenrekorder — Baujahr 1974 — von Roland Trotzek. Es ist ein typisches Bild für das „Reparatur-Café“: Fachleute und Besitzer defekter Geräte sitzen sich gegenüber. Der Boisheimer Trotzek hat als Arbeitsgrundlage den Schaltplan des Rekorders mitgebracht. „Den habe ich mir über Ebay besorgt“, erzählt er. Pflug will das Gerät wieder in Gang bringen. „Elektrogeräte, vor allem Radios, sind mein Hobby“, sagt der ehemalige Verwaltungsbeamte aus Breyell.
Der Hintergrund: An jedem vierten Donnerstag im Monat verwandelt sich das „Conny’s-Come-In“ an der Nettetaler Straße in eine Werkstatt. Experten erwarten dann Geräte, die den Geist aufgegeben haben. Sie haben Spaß daran, diese wieder in Funktion zu bringen.
Peter Breidenbach, sein Sohn Maximilian und Manfred Lemke hatten im Mai die Initiative für das Reparatur-Café ergriffen. Seitdem zeigt die Resonanz, dass dafür großer Bedarf besteht. „Wir wollen nicht die Welt retten, aber den Müllberg reduzieren“, sagt Breidenbach. Viele Geräte würden so gebaut, dass sie nach einer bestimmten Betriebszeit defekt seien. Außerdem seien viele Menschen nicht in der Lage, selbst die Reparatur vorzunehmen, oder trauten sich nicht, wenn Elektrizität im Spiel sei.
Das Team setzt sich zusammen aus einem Büromaschinen-Mechaniker, einem Fernsehtechniker, einem Computer-Kenner, einer Schneiderin, einem Fahrrad-Fachmann, einem Elektriker und einem Hobby-Bastler. Sie bemühen sich, für alles eine Lösung zu finden. „Reparieren macht Spaß und ist oft ganz einfach“, sagt Peter Breidenbach.
Manche Fälle dauern etwas länger. So ist bei einem 40 Jahre alten Toaster mit Kabelbruch jede Menge Geduld gefragt. Am Nachbartisch von Trotzek und Pflug sitzt der Nettetaler Dietmar Rudolf und kümmert sich um einen 30 Jahre alten Plattenspieler, während Rüdiger von Krebs aus Waldniel einen defekten Satelliten-Receiver mitgebracht hat.
Aufsehen erregt der Dülkener Norbert Bischofs mit einem Gerät zum Entfeuchten. Das braucht er regelmäßig im Keller seines Hauses. „Aber jetzt macht es keinen Mucks mehr“, klagt er. Ruth Röttges aus Süchteln ist mit einer Bohrmaschine gekommen, die zunächst immer langsamer geworden sei und nun überhaupt nicht mehr laufe. Während die Maschine unter die Lupe genommen wird, überrascht sie das Reparatur-Team mit einem Angebot: Sie sei bereit, stumpfe Messer zu schleifen.