Niederrhein: Bahn wirft Kinder aus Zug

Weil sie angeblich das falsche Ticket hatten, setzte eine Schaffnerin die Mädchen vor die Tür. Es ging um zwei Euro.

Niederrhein. Vivien (14) und Nathalie (12) freuten sich darauf, Verwandte zu besuchen, als sie vergangenen Sonntag am Krefelder Hauptbahnhof in den Zug stiegen. Ein paar Tage wollten sie bei ihr in Altenbeken verbringen. Doch die Fahrt im Regionalexpress wurde für sie zum Albtraum: Beim Zwischenstopp in Bochum warf eine Schaffnerin die Kinder raus - weil sie angeblich falsche Tickets hatten. Mutter Jeanette Schäfer ist stinksauer: "Die Deutsche Bahn macht ja ständig Ärger, aber das ist der Gipfel. Man kann doch Kinder nicht einfach aus einem Zug rausschmeißen, selbst wenn etwas mit der Fahrkarte nicht stimmt", beschwert sich die 38-jährige Grefratherin.

Sonntag, 2. August, 11.42 Uhr: Jeanette Schäfer bringt die beiden Mädchen zum Krefelder Bahnhof, winkt ihnen am Gleis hinterher, als der Zug sich in Bewegung setzt. "Ich hatte ein gutes Gefühl. Wir hatten ein Ticket für 25 Euro beim Schaffner gekauft und extra einen Zug gewählt, bei dem die beiden nur einmal umsteigen mussten", sagt Schäfer. Um 12.13 Uhr steigen die Kinder in Essen um. "Kurz darauf rief ich die zwei an und freute mich, dass alles reibungslos geklappt hat", sagt Schäfer.

Als dann in Bochum eine Schaffnerin die Tickets kontrolliert, passiert das Unglaubliche: "Sie sagte, dass die Karten ungültig seien und die Kinder sofort aussteigen müssten, wenn sie keine 68 Euro zahlen könnten", sagt Schäfer. Doch das Geld haben die Kinder nicht dabei - sie müssen den Zug verlassen. "Sie riefen mich an, waren total verzweifelt, weil sie im Bochumer Bahnhof umherirrten und nicht wussten was sie tun sollen", sagt Schäfer wütend.

In der Service-Zentrale habe zudem niemand den beiden Mädchen helfen können, sagt Schäfer. Schließlich zeigte ein Schaffner ihnen einen Zug nach Altenbeken, bei dem sie zweimal umsteigen mussten. Aber es gab weiteren Ärger: Im Zug randalierten Hooligans nach einem Fußballspiel. "Vivien und Nathalie hatten solche Angst, dass sie in Höxter ausstiegen und sich von der Familie aus Altenbeken abholen ließen", sagt die Mutter.

Sie hat sich inzwischen bei der Bahn beschwert. "Die Kinder hätten zwei Euro auf die Tickets draufzahlen müssen, nicht mehr. Aber selbst wenn: Man setzt sie doch nicht einfach raus. Es hätte ihnen doch was passieren können", sagt sie aufgebracht. Bei der Deutschen Bahn habe bisher niemand wirklich auf ihre Beschwerde reagiert. Auf Anfrage der WZ sagte ein Sprecher, dass es Wochen dauern könnte, den Fall nachzuverfolgen. Jeanette Schäfer will ihre Kinder nun mit dem Auto aus Altenbeken abholen. "Vom Bahnfahren haben wir erstmal genug", sagt sie.