Niederrhein: Locker gegen den Wind
Elektroräder sind im Trend. Sie machen das Fahren leichter. Die WZ hat den Test gemacht.
Niederrhein. Es sieht aus wie ein ganz normales Fahrrad, das ist mein erster Eindruck, als Jürgen Wingerath vom gleichnamigen Anrather Fahrradgeschäft mir das Winora Elektrorad in die Hand drückt. Pedelec wird ein solches Fahrrad genannt. Das kommt aus dem Englischen und steht für Pedal Electric Cycle. Und liegt voll im Trend.
Der Lenker besitzt zwei normale Bremsen, eine Klingel sowie rechts eine Achtgangschaltung, die man auch im Stand und unter Last schalten kann, wie der Zweiradfachmann mir verrät. Lediglich links kommt eine neue Bedienung ins Spiel.
"Das ist die Bedienung für den Elektromotor", klärt mich Wingerath auf. Über eine so genannte Mode-Taste wird der Grad der Unterstützung in drei Stufen gesteuert. Es handelt sich dabei um eine Tretunterstützung, das heißt, man fährt und erhält nur die entsprechend gewählte Unterstützung. Ohne Treten fährt das Rad nicht.
"Das ist der Niederrhein, das sind die Süchtelner Höhen und das die Eifel", schmunzelt der Fahrradhändler und deutet auf das Display in der Mitte des Lenkers, auf dem mir genau angezeigt wird, in welchem Modus ich fahre. Und dann gibt es da noch die Turbotaste, wenn es ganz schnell gehen soll.
Die erste Probefahrt nehme ich ohne Einsatz des Elektromotors vor. Das 25 Kilogramm schwere Rad fährt sich absolut angenehm und unterscheidet sich nicht von meinem Rad daheim. Doch ich will es ja wissen und schalte, während ich im fünften Gang fahre, Stufe "Niederrhein" ein. Das Rad hält seine konstante Geschwindigkeit bei, obwohl ich jetzt deutlich weniger und auch entspannter trete. Ein einmaliges Gefühl.
Ich trete locker vor mich hin und schaffe einiges an Strecke, ohne mich großartig anstrengen zu müssen. Über den Gegenwind, den ich beim "normalen" fahren deutlich gespürt habe - mehr und kräftezehrendes Treten - kann ich nur noch lachen. Ich fahre dank Motor locker gegen den Wind.
Richtig flott wird es, als ich den Turbo einschalte. Und wieder gilt: es geht schnell vorwärts, ohne zusätzliche Kraftanstrengung. Ich halte einfach das gleichmäßige Treten bei, der Rest wird vom 36 Volt PST System übernommen. Auf ein Motorgeräusch lausche ich die ganze Zeit vergeblich, der Motor am Vorderrad, der wie eine Trommelbremse aussieht, ist nicht zu hören. Eine mehr als nur angenehme Art des Radfahrens. Kein billiger Spaß: Mindestens 1500 Euro muss man für ein Pedelec hinlegen.
So rund 100 Kilometer könnte ich mit dem Rad unter diesen Bedingungen zurücklegen, bevor der Akku leer ist, erfahre ich von Wingerath. Versorgt wird der Motor mit einem drei Kilogramm Lithium-Ionen-Akku, das sich in einer abschließbaren Box unter dem Gepäckträger befindet.
Das Aufladen ist ein Kinderspiel - Aufsperren, Akku raus holen, Kabel anschließen und ab in die Steckdose. In fünfeinhalb bis sechs Stunden ist er vollständig aufgeladen, wenn er ganz leer war. "Am Anfang sollte der Akku zweimal ganz leer gefahren werden, damit alle Zellen aktiviert werden. Danach ist es egal, wann man ihn lädt", erklärt Wingerath.
In seinen Augen gehört den Pedelecs die Zukunft. Dies sei eine neue Art des Radfahrens, die bei alt und jung gleichermaßen gut ankomme. Auch beim Mönchengladbacher Bike Center Pfennings ist man sich sicher, dass Pedelecs die Räder der Zukunft sind. "Es ist ein viel entspannteres Radfahren, und das Publikum, das diese Räder fährt, wird immer jünger", sagt Peter Schops, Fachberater bei Pfennings.
Und so sind es schon lange nicht mehr allein die normalen Straßenfahrräder, die als Pedelecs unterwegs sind. Jugend-, Touren- und sportliche Trekkingräder sind ebenfalls mit den Elektromotoren und der modernen Technik ausgerüstet. Es ist halt ein besonderes Fahrvergnügen für jedes Alter und nicht nur für Senioren oder Menschen mit gesundheitlichen Handicaps.