Integration im Kreis Viersen Viele Flüchtlinge im Kreis haben Arbeit

Kreis Viersen. · Auch Nour Arabo und Mamoun Allhussien kamen als Flüchtlinge in den Kreis Viersen.

Mamoun Allhussien arbeitet als Briefzusteller in Waldniel. Karoline Deckers-Borkowski setzte sich für ihn ein.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Wie viele Flüchtlinge im Kreis Viersen haben mittlerweile Arbeit gefunden, vier Jahre, nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr berühmtes „Wir schaffen das“ sagte? Der Integration-Point des Jobcenters soll dafür sorgen, dass Flüchtlinge mit Hartz-IV-Bezug eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Als die Einrichtung vor drei Jahren gegründet wurde, sagte der Leiter des Jobcenters: „Ziel ist, zehn Prozent der geflüchteten Menschen in Arbeit zu integrieren.“

Drei Jahre später liegt die Zahl der Flüchtlinge, die eine Ausbildung machen oder einen sozialversicherungspflichtigen Job haben, im Kreis Viersen deutlich höher. Das geht aus einer Aufstellung des Jobcenters hervor, die an diesem Dienstagabend im Viersener Sozialausschuss präsentiert wird. Im Jahr 2017 nahmen von den 1009 arbeitsfähigen Flüchtlingen mit Hartz-IV-Bezug im Kreis Viersen 16 eine Ausbildung auf, 166 fanden eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Damit lag der Anteil der in den Arbeitsmarkt integrierten Flüchtlinge bei 18 Prozent (Stadt Viersen: 15 Prozent). Im vergangenen Jahr waren im Kreis Viersen nur noch 869 Flüchtlinge zu vermitteln – 205 fanden Ausbildungsstelle oder Festanstellung. Einer machte sich selbstständig. Quote: knapp 24 Prozent (Stadt Viersen: 18 Prozent). „In diesem Jahr werden wir die Quote noch weiter steigern können“, ist sich Michael Becker, Sprecher des Jobcenters, sicher.

Nour Arabo und Mamoun Allhussien sind zwei Menschen aus dieser Statistik: Arabo floh vor fünf Jahren vor dem Krieg in Syrien, in Viersen lernte der 25-Jährige, der in seiner Heimat Jura studierte, die deutsche Sprache. 90 Minuten brauchte er bis zu seiner Ausbildungsstelle in Düsseldorf, 90 Minuten fährt er wieder zurück.

Nour Arabo floh vor fünf Jahren vor dem Krieg in Syrien.

Foto: Buschkamp, Daniela

„Geflüchtete weisen eine höhere Akzeptanz bezüglich eines langen Arbeitsweges oder eines Wohnortwechsels auf und nutzen bei der Arbeitsuche Netzwerke häufiger als formale Suchkanäle“, heißt es in einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Arbeitsagentur. Die Wissenschaftler haben die Gruppe der Geflüchteten aus Syrien und Irak genau erforscht. „Geflüchtete sind überproportional häufig männlich und jung. Anders als in der Vergleichsgruppe hat fast ein Viertel von ihnen keinen Schulabschluss, aber gut die Hälfte verfügt über eine (Fach-)Hochschulreife“, fanden sie heraus. „Sprachliche Defizite und fehlende berufliche Bildungsabschlüsse sind die zentralen Arbeitsmarkthemmnisse der neu zugegangenen Geflüchteten.“

Das kann Mamoun Allhussien bestätigen. Der 33-Jährige, der vor vier Jahren aus Syrien floh und in Waldniel ein neues Zuhause fand, wäre beinahe an der deutschen Sprache gescheitert. „Ich hatte am Anfang nämlich Probleme mit den Umlauten“, erklärt er. Dass ,ü’ und ,ue’ identisch sind und es sich nicht um verschiedene Namen handelt, sei ihm nicht klar gewesen. Das war ein Problem bei seinem Praktikum bei der Deutschen Post in Niederkrüchten – denn die Briefe ohne Umlaut stellte er nicht zu. Zum Glück setzte sich die Niederkrüchtener Verbundzustellerin Karoline Deckers-Borkowski für Allhussien ein, sein Praktikum wurde verlängert, im vergangenen Sommer begann er seine Festanstellung als Briefzusteller in Waldniel.