Pfarrer Matthias Clever: „Ich werde Dülken vermissen“
Pfarrer Matthias Clever feiert zum letzten Mal Weihnachten mit der evangelischen Gemeinde.
Viersen. Beim Gedanken an den Familiengottesdienst an Heiligabend bekommt Matthias Clever ein mulmiges Gefühl im Bauch. Für den Pfarrer ist es das letzte Weihnachtsfest in der evangelischen Kirchengemeinde in Dülken. Nach 13 Jahren stehen die Zeichen auf Abschied und Erneuerung.
Clever kehrt der Viersener Christuskirche Ende Januar den Rücken und sucht im Bergischen Land neue Herausforderungen. Unweit seiner Remscheider Heimat tritt er eine neue Pfarrstelle in der Solinger Gemeinde „Auf der Höhe“ an. Die Gemeinde am Niederrhein verliert damit einen beliebten Pfarrer, der seit seinem Amtsantritt frischen Wind in das Kirchenleben gebracht hat.
Im Gespräch mit mehreren Gemeindemitgliedern wird deutlich, welche Stellung Clever in der Gemeinschaft hatte und wie sehr er „seiner Gemeinde“ ans Herz gewachsen ist. „Seine Gottesdienstgestaltung war beeindruckend. In seinen Predigten konnte sich jeder von uns persönlich wieder finden“, sagt Marianne Eich-Schmitz.
Die Vorsitzende des Presbyteriums verweist gerne auf die erfolgreiche Arbeit von Matthias Clever. „Er hat ein unglaubliches Organisationstalent und immer ein offenes Ohr. Ein jeder von uns hat erleben können, dass er gerade im rechten Moment da war; mit Herz und Hand“, so Eich-Schmitz weiter.
Clever freut sich über soviel Lob, stellt seine eigene Person aber gerne in den Hintergrund: „Natürlich sind Menschen wichtig für die Kirche. Aber eigentlich ist es doch eine ganz andere Kraft, die uns im Leben mit Gott antreibt.“
Der bevorstehende Abschied geht ihm zu Herzen. Er sei bei seinem Amtsantritt „unglaublich herzlich“ empfangen worden, berichtet der dreifache Familienvater. Anfängliche Bedenken, sein moderner Stil könnte nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen, waren schnell verflogen. Auch die älteren Gemeindemitglieder zeigten sich offen für einen Pfarrer, der im Gottesdienst gerne auch einmal selbst zur Gitarre greift. „Ich hatte das Gefühl: Hier darf ich auch mal etwas Neues ausprobieren“, sagt Clever, Jahrgang 1968. Was er dann auch tat.
Schmunzelnd berichtet er von seiner ersten Kinderbibelwoche in der Dülkener Gemeinde: „Die Christuskirche haben wir kurzerhand in eine Zirkusmanege verwandelt. Überall lagen Strohballen herum, und in der Abschlussveranstaltung mit einem in Dülken gastierenden Zirkus traten sogar dressierte Ziegen auf“.
Sein Schwerpunkt lag bislang auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. In Solingen wird er sein Augenmerk mehr auf geistliche Angebote für Erwachsene legen. Mittlerweile zweifelt Clever nicht mehr an seiner Entscheidung. Auch der Zeitpunkt sei genau richtig gewählt. Zwei seiner drei Kinder werden im kommenden Sommer schulpflichtig. Die freundschaftlichen Bindungen des Nachwuchses seien nun noch nicht so gefestigt, wie es vielleicht im Teenager-Alter der Fall wäre.
„Ich werde so viele, viele Menschen vermissen, mit denen ich persönlich einen langen Weg gegangen bin“, sagt der Pfarrer vor seinem Wegzug ins Bergische. „Und ich werde Dülken vermissen, eine kleine Stadt in der ich mich immer mitten im Zentrum des Lebens gefühlt habe“, so Matthias Clever.