Spezialisten für Proktologie im St. Irmgardis-Krankenhaus
Aftererkrankungen sind für viele ein Tabuthema, dabei sind sie gut zu behandeln. Im Süchtelner Hospital gibt es gleich zwei Spezialisten für den Fachbereich.
Süchteln. „Niemand spricht über proktologische Erkrankungen, wie beispielsweise Hämorrhoiden — und keiner ist offiziell betroffen. Aber die Patientenzahlen zeigen ein ganz anderes Bild“, erklärt Ottmar Köck, Geschäftsführer des St. Irmgardis-Krankenhauses in Süchteln. Das sei einer der Gründe, warum im Süchtelner Haus gleich zwei ausgebildete Proktologen tätig sind.
Proktologie ist die Lehre der Erkrankung des Analkanals. Darunter fällt eine Vielzahl von Leiden - das häufigste sind Hämorrhoiden. „Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Aber nicht alle haben Probleme mit ihnen“, erläutert Dr. Sven Zielstra, Oberarzt und Leiter des Fachbereichs Proktologie.
Hämorrhoiden sind Schwellkörper im Bereich des Schließmuskels. Sie schwellen an und dichten den Enddarm ab, wenn der innere Schließmuskel leicht geöffnet ist, um beim Körper Stuhldrang auszulösen. Zu einem Problem kommt es erst dann, wenn der Schwellkörper dauerhaft vergrößert bleibt und nicht wieder abschwillt. „Dann bilden sich knotige Aussackungen am After, die zu den typischen Symptomen wie Jucken, Brennen oder Nässen führen. Auch kann es zu Blutungen kommen“, erklärt Zielstra.
So wie bei Patientin Daniela P.: Die 32-Jährige bemerkte nach ihrer zweiten Schwangerschaft Blut im Stuhlgang. „Oft juckte und brannte es am After, aber daran habe ich mich fast gewöhnt. Und eine Salbe half etwas“, erinnert sie sich. Die Creme orderte sie bei einer Internet-Apotheke. „Darüber zu sprechen, war mir peinlich — selbst vor einem Apotheker. Aber irgendwann blieb mir nichts anderes übrig.“
Ein schmerzhafter, fast kirschgroßer Knoten hatte sich entwickelt, der das Sitzen unerträglich machte. „So unangenehm mir das Sprechen darüber auch war, diese Schmerzen waren nicht zu ertragen und mussten behandelt werden“, sagt sie heute.
Ihr Hausarzt überwies sie an einen Facharzt, so kam sie zu Sven Zielstra ins St. Irmgardis-Krankenhaus. „Es handelte sich um ein Blutgerinnsel in einer dicht am After liegenden Vene“, erläutert Zielstra. Mit einer lokalen Betäubung wurde das Gerinnsel entfernt und die Nachbehandlung eingeleitet. Dazu zählt auch eine ausführliche Hämorrhoiden-Beratung, denn häufig besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen.
Viele Menschen über 30 Jahren sind von proktologischen Erkrankungen betroffen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von angeborenen Bindegewebsschwächen über zu hohen Druck durch Übergewicht oder übermäßiges Sitzen, Beckenbodenschwäche, Lebererkrankungen bis hin zu Verstopfung und häufigem Stuhlpressen.
Verhindern kann man eine solche Erkrankung nicht, wohl aber entgegenwirken: „Eine gesunde, ballaststoffreiche Vollwertkost sorgt für eine intakte Darmschleimhaut und weichen Stuhlgang, viel Gemüse und Obst nährt den Dickdarm. Reduziert man außerdem fette Nahrungsmittel wie Frittiertes, Fertigprodukte oder Süßigkeiten, reduziert man die Risiken deutlich“, sagt Christian Maciey, Leiter der Allgemein- und Viszeralchirurgie.