Stromanbieter NEW: Nachzahl-Schock per Post
Nach dem Winter müssen viele NEW-Kunden in die Tasche greifen.
Viersen. Der Winter 2012/13 stellt seine Rechnungen zu. „507 Euro und 17 Cent — mit so einer Nachzahlung habe ich nie im Leben gerechnet.“ Heike Schmitz (Name geändert) aus Viersen musste sich setzen, nachdem sie den Brief der NEW (Niederrhein Energie und Wasser Viersen) mit ihrer Jahresrechnung geöffnet hatte.
„Ich war noch im Januar im NEW-Kundencenter, weil ich in der Zeitung von Gas- und Strompreiserhöhungen gelesen hatte, und habe vorsorglich unsere monatlichen Abschlagszahlungen für Strom, Gas und Abwasser erhöht.“ Sie zahlte freiwillig 150 Euro mehr — über die laufenden Abbuchungen für den Zeitraum Februar bis April hinaus.
Die hohe Nachzahlungsforderung, die dem Vier-Personen-Haushalt der Familie Schmitz kürzlich zugestellt wurde, war daher ein Schock. Die Schmitz haben ein Reihenhaus gemietet. „Ich passe bei unserem Energieverbrauch eh schon immer auf, weil unsere Warmwasserversorgung über Strom läuft. Aber so eine hohe Nachzahlung hatten wir noch nie.“
Trotz aller Vorsicht bleibt nach diesem Paukenschlag nur die niederschmetternde Erkenntnis: „Man versucht Energie zu sparen und zahlt trotzdem immer mehr.“ In der Rechnung ist auch das Gas eine Preisschraube. „Wir haben durch den langen Winter 2000 Kilowattstunden mehr verbraucht als im Vorjahr.“
Laut einer NEW-Mitarbeiterin, mit der Heike Schmitz gesprochen hat, mache das in der Jahresabrechnung aber nur Mehrkosten von etwa 130 Euro aus. Schmitz: „Es ist vor allem die Teuerungsrate für Strom und Wasser, die zu Buche schlägt.“
Dabei hat die Familie nicht mehr verbraucht als im Vorjahr. „Ab dem 15. Juli habe ich unsere Abschlagszahlungen noch einmal erhöht“, sagt die Viersenerin, die mit Sorge schon Nachrichten über kommende Strompreiserhöhungen liest.
Hohe Nachzahlungen für Energie sind kein Einzelfall. Heike Schmitz kennt weitere Fälle, darunter den einer Alleinerziehenden, die 300 Euro nachzahlen muss und sich fragt, wie sie diese Summe aufbringen soll. „Wenn man dann keine Rücklagen hat . . .“
Auch Familie Heier (Name geändert) aus Viersen, ein Vier-Personen-Haushalt, zwei Erwachsene, zwei Kinder, hat Ende Juni knapp 200 Euro an die Niederrheinwerke nachzahlen müssen. Obwohl die Familie im Abrechnungszeitraum (Juni 2012 bis Ende Mai 2013) acht Kubikmeter Wasser weniger verbraucht hat, fordert der Abwassergebührenbescheid rund 28 Euro nach.
Deutlich teurer fällt das Entgelt für Strom aus, obwohl nicht mehr verbraucht wurde. Die Familie hatte nach der Reaktor-Katastrophe von Fukushima bewusst auf das Ökostrom-Angebot von NEW umgestellt. Angesichts angekündigter Strompreiserhöhungen denkt sie über einen Wechsel zum günstigeren Normalstromprodukt nach. „Eigentlich wollen wir das nicht, aber die Kosten treiben uns möglicherweise dazu“, sagen die Heiers.
„Sparen lautet die Devise“ ist die Erkenntnis bei Familie Gärtner (Name geändert) in Viersen. Auch diese Familie muss kräftig nachzahlen, hat bei der Überprüfung der Rechnung aber auch festgestellt, dass sie in ihrem Haus selbst deutlich mehr Strom und Gas verbraucht hat. „6000 Kilowattstunden Gas mehr als im Vorjahr, fast 3000 Kilowattstunden Strom zusätzlich: Da müssen wir etwas tun und Einsparmöglichkeiten finden“, sagt Peter Gärtner. Denn eins ist ihm klar: „Die Preise werden nicht sinken.“