Süchteln: Der Wandel der Höhenstraße

Vor zehn Jahren startete der „Treffpunkt“ in Süchteln.

Süchteln. An einer Tür im Erdgeschoss des Hauses Höhenstraße 50 hängt ein großes grünes Plakat, auf das mit dickem Filzstift verschiedene Rollen und Akteure geschrieben wurden: Gladys spielt Mowgli, Sarah einen kleinen Wolf, Bernice macht den Balu. Ganz klar: Das "Dschungelbuch" steht auf dem Programm.

Das kleine Theaterstück für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren ist eine von vielen Aktionen, die der Süchtelner "Treffpunkt Höhenstraße" mit den Räumen in Nummer 50 anbietet. Das so genannte Gemeinwesenprojekt des regionalen Caritas-Verbandes und der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft für den Kreis Viersen (GWG) feiert am Samstag, ab 14 Uhr, sein zehnjähriges Bestehen mit einem Sommerfest.

Vor Beginn des Projekts, das das Klima in der Wohnanlage unter aktiver Mitarbeit der Bewohner verbessern sollte, war den Mietern der vier hohen Häuser überhaupt nicht nach Feiern zumute. Laut GWG-Vorstand Dieter Thelen wollten viele nicht mehr in den zwischen 1975 und 1981 errichteten Gebäuden mit über 100 Sozialwohnungen leben.

Es habe erhebliche Probleme mit "schwieriger Klientel" gegeben, Thelen spricht sogar von Schusswaffen. "Ende der 90er-Jahre war man in der Wohnanlage Höhenstraße stigmatisiert. Kinder hatten sogar Schwierigkeiten, wenn sie in Sportvereine wollten." Heute brauche man sich nicht mehr mit dieser Adresse zu schämen, das hat sich verändert.

"Auf jeden Fall", stimmt ihm eine Frau zu, die es wissen muss: 1980 zog Anita Hüttmann mit ihrer Familie in die Nummer 44. "Meine Tochter wollte hier nicht spielen, sondern ist lieber zur Oma gefahren", schildert die 59-Jährige die prekäre Situation damals. Im Advent habe sie keinen Kranz in den Flur hängen können - "der wurde abgeschnitten".

Doch das ist Vergangenheit, das Projekt offenbar ein großer Erfolg. Mittlerweile ist für Anita Hüttmann das ehrenamtliche Engagement im "Treffpunkt", der von der Sozialpädagogin Monika Dax als hauptamtliche Caritas-Kraft geleitet wird, "zum Lebensinhalt geworden".

Es gibt eine wöchentliche Frühstücksrunde, die sogar zwischen Weihnachten und Neujahr nicht ausfällt, Gymnastik-Kurse, Fußball-Turniere und Ferien-Angebote. Und natürlich die Geschichte von Mowgli und seinen Freunden.