Terrarien am Niederrhein: Schlangenalarm im Keller

xotische Tiere werden oft nicht artgerecht gehalten. Häufig werden sie dann ausgesetzt. Ausbaden muss das auch der Zoo Krefeld.

Niederrhein. Echsen im Geschäft, Vogelspinnen in der Küche, Schlangen im Keller: Die Haltung exotischer "Haustiere" in Terrarien ist am Niederrhein zum beliebten Hobby geworden.

Zur Freude ihrer Halter, zum Entsetzen mancher Besucher - und zu Lasten vieler Tiere, die nicht artgerecht gehalten werden. Problematisch auch, wenn Tiere freikommen oder ausgesetzt werden: "Das sind oft ärgerliche Geschichten", klagt Petra Schwinn vom Krefelder Zoo.

Da lebt zum Beispiel eine Agame in ihrem Terrarium mitten im belebten Verkaufsraum eines Geschäfts nahe Viersen. Die Echse ist eine Attraktion für Kunden, Tierschützer jedoch schütteln den Kopf. So mahnt der Deutsche Tierschutzbund, um Tiere einigermaßen artgerecht halten zu können, sollten Terrarien in ruhigen, geschützten Räumen untergebracht sein.

"Wo Unruhe herrscht, kann ein Tier sich nicht wohl fühlen, selbst wenn das Terrarium an sich gut eingerichtet ist", meint auch Olaf Helle aus Nettetal. Der 40-jährige Tierexperte und seine Frau Sabine verkaufen Terrarientiere, vor allem selbst gezüchtete Vogelspinnen. "Bevor wir ein Tier verkaufen, überzeugen wir uns, dass die Haltungsbedingungen stimmen und dass der Kunde es ernst meint und das Tier nicht etwa in der Küche hält", erklärt Sabine Helle.

Manche Halter unterschätzen Lebensdauer und Wachstum einiger Arten - und setzen sie einfach irgendwo frei. Zu groß gewordene Wasserschildkröten zum Beispiel werden häufig in den Krefelder Zoo geschmuggelt, heimlich ausgesetzt - und die Zootiere müssen drunter leiden: "Da werden Parasiten eingeschleppt, und ein Mal hat ein bei uns ausgesetzter Leguan eins unserer Tiere tot gebissen", berichtet Schwinn. Sogar eine große Riesenschlange wurde in einer Tasche vor dem Zootor abgesetzt.

Schlangen werden oft zu spektakulären Problemfällen. So gab es kürzlich Schlangenalarm in einem Haus im südlichen Kreis Viersen: "Kinder hatten im Keller des verlassenen Hauses mehrere Schlangen entdeckt, die Nachbarn hatten natürlich Angst", erzählt Rene Liedtke. In solch einem Fall muss der Nettetaler Schlangenzüchter ran, die Art bestimmen und sie einfangen: "Es waren harmlose Kornnattern, die der frühere Hausbesitzer einfach zurückgelassen hatte."

Liedtke, 40, ist Berater beim Veterinäramt des Kreises Viersen, steht auf der Expertenliste des Zolls und des Umweltministeriums, hält Vorträge in Kindergärten und Schulen. Er wird hinzugezogen, wenn etwa bei Zwangsräumungen ein Terrarium in der Wohnung zurückbleibt, Tiere nicht artgerecht gehalten werden oder Schlangen ausbüchsen.

"Solche Tiere kommen meist zunächst in eine Auffangstation", so Liedtke. Tierheime sind kaum auf exotische Bewohner eingestellt, Gifttiere werden meist zum Terrazoo nach Rheinberg gebracht.

Was aber tun, wenn jemand seine Terrarientiere loswerden will oder muss und keinen Abnehmer findet? Petra Schwinn vom Krefelder Zoo: "In solch einem Fall können wir gern beraten und meistens auch die Tiere weitervermitteln."