Tourismus: Bauern haben Angst vor dem Rothirsch

Die Niederlande wollen im Naturpark das Wild ansiedeln. Vor allem die Landwirte laufen Sturm. Sie fürchten Schäden.

Niederrhein. Der röhrende Hirsch: Das ist der Traum vieler Naturfreunde. Deshalb auch wollen die Niederländer ihn im Naturschutzgebiet Meinweg heimisch machen. Sie wollen damit den Tourismus in der Region zwischen Roermond und Venlo beleben. Menschen anlocken, die den Hirschen mit seinem imposanten Geweih in freier Wildbahn erleben wollen.

Doch was den einen ein erfolgversprechendes Fremdenverkehrsprojekt, ist den anderen ein existenzbedrohendes Unterfangen. Vor allem die Landwirte gehen auf die Barrikaden. Sie befürchten, dass die in Rudeln auftretenden Tiere ihre Ernte ruinieren.

Der Reihe nach. Der Nationalpark Meinweg, auf deutscher Seite eigentlich nur bekannt, weil dort die stillgelegte Trasse der Güterzugstrecke Eiserner Rhein verläuft, soll nach dem Willen der Niederländer aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werden.

Sie wollen Lebensräume schaffen für bedrohte Tierarten, Besucherrouten erarbeiten, einen Aussichtspunkt schaffen, der einen Blick in das Maastal ermöglichen soll. Speziell ausgebildete Wanderführer wollen den Gästen die regionale Fauna und Flora näherbringen. Dafür erhält die Nationalparkregion Meinweg fast 500 000 Euro Zuschüsse von der EU aus Brüssel.

Im vergangenen Jahr wurden Pläne der Niederländer bekannt, im Nationalpark Rotwild anzusiedeln. Tiere, die es hier seit rund 100 Jahren nicht mehr gegeben hat. Vor allem unter den Landwirten regte sich Widerstand. Sind sie doch seit Jahrzehnten bereits gebeutelt durch Horden von Wildschweinen, die durch ihre Anpflanzungen ziehen und immense Schäden verursachen.

Auf deutscher Seite wurde Protest organisiert, eine Anhörung im Viersener Kreistag machte die Ablehnung deutlich, NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg erklärte, dass Rotwild auf deutscher Seite in diesem Gebiet unerwünscht ist. "Danach dachten wir, das Thema sei durch", sagt Ulrich Horstmann vom Landwirtschaftsverband in Viersen.

Doch dem ist nicht so. Die niederländische Forstverwaltung stellte einen Antrag bei der Regierung in Den Haag, insgesamt 25Rothirsche im Naturpark Meinweg anzusiedeln. Zunächst in einem Gatter, später sollen sie freigelassen werden. "Wir fürchten, dass die Forstämter beiderseits der Grenze einen Verbund planen vom Reichswald bei Kleve über Meinweg bis in die Nordeifel", so Horstmann.

Dann müsste alles eingezäunt werden, sagt Heinz-Josef Tölkes, Vorsitzender Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. Von der Gemüsekultur über Maisfelder bis zur Baumschule. "Wer soll das bezahlen?" fragt Tölkes rhetorisch. Er hat schon einmal ausgerechnet: 1300 Kilometer Zaun wären fällig. Ansonsten drohe die Situation, dass die Niederländer die teuren Tiere anschaffen, und sie auf deutscher Seite abgeschossen werden.

Jetzt haben sich die deutschen Landwirte mit ihren niederländischen Kollegen zusammengetan, gemeinsam eine Resolution erarbeitet, in der sie sich gegen die Ansiedlung der Hirsche aussprechen. Denn nicht nur Salat und Co, so Horstmann, wären gefährdet. Es gehe auch um die Sicherheit auf den Straßen. Die Gefahr von Wildunfällen würde massiv ansteigen.