NRW Unverpackt-Laden bietet nachhaltige Produkte an
Süchteln · Im Süchtelner Ortskern eröffnet bald der erste Unverpackt-Laden der Stadt. „Wir sind nachhaltig, plastikfrei und fair“, sagt dessen junge Betreiberin. Auch ein Café ist integriert, mit Bio-Backwaren.
Die erste Glasröhre ist schon Mal versuchsweise befüllt: mit Kaffeebohnen. In wenigen Wochen sollen auch die übrigen „Bins“ genannten Gefäße, die in Holzhalterungen reihenweise an den Wänden im noch recht leeren Ladenlokal am Lindenplatz in Süchteln hängen, bestückt sein. Mit Reiskörnern, Hülsenfrüchten, Getreide, Mehl und Müsli, zum Beispiel. „Man kann sogar Spülmittel und Waschmittel zapfen“, sagt Candan Yolac. Noch in diesem Monat möchte die 31-Jährige mitten im Süchtelner Ortskern ihren Unverpackt-Laden „Handvoll Unverpackt“ eröffnen, ein Café-Bereich soll integriert werden. Das Konzept ist für Viersen neu, auch kreisweit gibt es bisher nur einen weiteren Unverpackt-Laden.
Inhaberin ist Süchtelnerin und
hat sieben Jahre in Köln gelebt
Candan Yolac ist Süchtelnerin, zuletzt habe sie aber sieben Jahre lang in Köln gelebt, erzählt sie. In einer Großstadt, in der so viele Menschen leben, Plastikmüll hinterlassen – da wird einem schon vieles bewusster“, sagt Yolac. „Komplett plastikfrei können wir nicht leben, das ist unmöglich“, ergänzt sie. „Aber wenn jeder zumindest 20 Prozent einsparen würde, würden wir unseren Planeten auch schon ein Stückchen weiter bringen.“ In Köln lernte sie auch das Konzept der Unverpackt-Läden kennen. Die Themen Nachhaltigkeit und „Zero Waste“ – also möglichst auf Recycling setzen, keine Ressourcen vergeuden – „haben mich gefangen“, erzählt die junge Mutter. Nicht zuletzt ihre Schwangerschaft und die Geburt ihres Sohnes Leon vor einem Jahr haben dazu beigetragen, ergänzt sie: „Ich möchte nicht nur meinem Sohn, sondern allen Kindern einen möglichst plastikfreien Planeten hinterlassen.“
Einen Laden hat die Süchtelnerin bisher noch nicht geführt, „ich bin gelernte OP-Schwester“, sagt sie. „Ich liebe meinen Job“, betont Yolac. Aber jetzt sei es ihr wichtig, diesen Laden zu eröffnen: „Ich möchte meine Erfahrungen, was Nachhaltigkeit angeht, mit meinen Kunden teilen.“ Ganz alleine setzt sie ihre Pläne allerdings nicht um, „meine Familie und mein Mann Migel sind eine Riesenunterstützung“, sagt sie.
In der ehemaligen Apotheke am Lindenplatz laufen derzeit die Bauarbeiten, es fehlen unter anderem noch die Theke für den Café-Bereich, auch Regale sind noch nicht aufgebaut. Im Herbst sei sie darauf aufmerksam geworden, dass dieses Ladenlokal frei werde, erzählt Yolac: „Ich saß auf einer Bank auf dem Lindenplatz, den Kinderwagen neben mir, und sah, wie im Schaufenster ein Schild aufgehängt wurde.“ Damals habe sie schon ihre Geschäftsidee gehabt – und die sei für sie „genau hier umsetzbar“. Mitten im Zentrum, in Sichtweite des Wochenmarktes.
Der Laden umfasst rund
150 Quadratmeter
Vor vier Monaten habe sie damit angefangen, den Laden zu renovieren, berichtet Yolac. Insgesamt rund 150 Quadratmeter Fläche hat sie zur Verfügung, inklusive Lager und Küche. Etwa ein Viertel der Ladenfläche soll als Café-Bereich genutzt werden, mit zwei Tischen und vier Bänken, serviert wird Kaffee aus einer Siebträgermaschine. Die Backwaren beziehe sie von der Bio-Bäckerei Café Ö in Mönchengladbach, erzählt sie. Aber: „Wir sind kein Bioladen“, betont Yolac. „Wir sind nachhaltig, plastikfrei und fair.“ Bei „Handvoll Unverpackt“ sollen die Kunden gezielt genau die Menge eines Produktes einkaufen können, die sie wirklich benötigen – so lasse sich natürlich auch Geld sparen, erklärt sie.
Die Kunden befüllen selbst mitgebrachte Behälter mit der Ware aus den Bins, es soll aber zum Beispiel auch Milchprodukte wie Käse und Butter am Stück geben, Hygieneartikel wie Bambuszahnbürsten und festes Shampoo, wiederverwendbare Küchenrolle, Spielzeug aus Holz. „Man bezahlt am Ende nur das Produkt“, erläutert Yolac. Je nach Saison sollen frische Lebensmittel das Angebot ergänzen. „Wir versuchen, regional zu bleiben.“
Einen Termin für die Eröffnung hat sie schon ausgesucht – allerdings gebe es noch pandemiebedingt Lieferschwierigkeiten bei Waren wie etwa den Hygieneartikeln, erläutert sie. Am liebsten möchte Yolac aber bis zum 21. August alles fertig eingerichtet haben und ihren neuen Laden dann Samstagsmittag eröffnen.