Viel Popmusik beim Jazzfestival
Andere Musikstile bestimmen die Veranstaltung immer mehr. Dennoch waren viele Besucher zufrieden.
Viersen. Das 28. Jazzfestival Viersen ist vorbei, die Besucherzahlen stimmten. Doch eingefleischte Jazzfans werden nicht durchgehend zufrieden sein, denn das Festival bekommt ein anderes Gesicht. Auf der großen Festhallenbühne bestimmen zunehmend andere Musikstile das Geschehen, die nur bedingt eine Nähe zum Jazz haben.
Gerade am Freitagabend ist dieses Konzept voll aufgegangen — zumal auf der Bühne zwei echte Jazz-Alternativen auf hohem Niveau zu hören waren, und auch der Nachwuchs eine Chance bekam. Wann war die Stimmung in der Halle schon mal so enthusiastisch wie bei Max Mutzkes mitreißendem Konzert?
Andere Jazzfestivals haben es vorgemacht: Eine völlig einseitige Ausrichtung ist wohl auch in Viersen nicht auf Dauer durchzusetzen — die Diskussionen über die Kosten und den Nutzen einer solchen Veranstaltung werden sowieso weitergehen. Das diesjährige Festival mit seinem Programm hat vielleicht dem einen oder anderen Jazz-Puristen eine Träne ins Knopfloch gebracht — für die Existenz dieser Veranstaltung jedenfalls war es ein klarer Punktsieg.
„Das musikalische Niveau war durchgängig hoch“, war Ali Haurands Resümee am späten Samstagabend. Der Initiator des Festivals freute sich besonders über die jungen Bands. Diese Einschätzung teilten viele Besucher. Sie lobten die Abwechslung auf den verschiedenen Bühnen. So gegensätzliche Acts wie Stefanie Heinzmann und Niels Kleins „Tubes and Wires“ an einem Abend auf derselben Bühne — das kommt nicht häufig vor.
Wie so oft schon in der Vergangenheit des Festivals überraschten Künstler auf den kleineren Bühnen: Tobias Christls Band Wildern hat nachhaltigen Eindruck hinterlassen, und die ausgelassene Stimmung, die die kubanische Band CaboCubaJazz hervorbrachte, wird auch nicht so schnell vergessen werden.
Die Big Band des WDR mit den amerikanischen Stars John Abercrombie und Adam Nussbaum sowie Dirigent und Arrangeur Michael Abene war eine sichere Bank auf der Festhallenbühne. „Von der WDR Big Band war zu hören, das sie auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederkommen will. Die Musiker lieben es, hier in Viersen aufzutreten,“ berichtete Ali Haurand.
Dass bereits um 18 Uhr das erste Konzert über die große Bühne ging, war für manche Besucher gewöhnungsbedürftig, angesichts der Erfahrung mit den späten Auftritten vor fast leeren Stuhlreihen jedoch eine logische Konsequenz durch das Organisationsteam.
In der inhaltlichen Ausrichtung gab Tobias Kremer die Richtung für die nächsten Jahre vor: „Wir wollen die junge deutsche Jazz-Szene auf dem Festival präsentieren. Das geht zum Teil über poppige oder rockige Main-Acts, aber das ist völlig in Ordnung. In Montreux, in Leverkusen et cetera ist das auch nicht anders.“
Die nächste Auflage des Jazzfestivals soll im kommenden Jahr vom 25. bis 27. September stattfinden.