Viersen ist eine Shopping-Stadt
Viele Kunden kommen zum Einkaufen nach Viersen. Doch es gibt auch Probleme.
Viersen. Das sind gute Zahlen für die Wirtschaftsförderung und die lokalen Einzelhändler: Die Stadt Viersen gehört nach Mönchengladbach und Krefeld zu den ersten drei Einkaufszielen von Kunden in der Region. Zudem hat sie sich die Spitzenposition im gesamten Kreis Viersen gesichert. Dies zeigt die höhere Zentralitätskennziffer von 106,2 — ein Zuwachs zu 104,3 im Jahr 2014. Damit die Kreisstadt mit Nettetal den Platz getauscht.
„Doch auf diesem Wert können wir uns nicht ausruhen“, erklärt der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Küppers. Denn: Das Minto, das 2015 eröffnete Einkaufszentrum, nur zehn Minuten von der Stadtgrenze entfernt, übt laut Küppers eine starke Anziehungskraft auch auf Kunden aus, die bisher in Viersen einkauften.
Auffällig: In der Viersener City, etwa im Rathausmarkt, und Dülken stehen immer mehr Geschäfte leer. Das bringt Risiken mit sich. Denn leere Läden locken keine Käufer: Diese fragen sich „Warum sollen wir hierher kommen?“, bleiben weg — und die Frequenz nimmt ab. Darunter leiden auch die Nachbarn — und ein Verfall der Mietpreise droht. Diesen Prozess der schleichenden Abwertung (trading down) will die Stadt aufhalten — dringend.
Laut dem Einzelhandelsbericht der Stadtverwaltung hat sich in Dülken die Leerstandsquote innerhalb von zwei Jahren von 23,5 auf 30 Prozent erhöht. Ende 2015 gab es dort nur noch 35 Einzelhändler (25 Prozent des gesamten Angebots) und 21 Gaststätten (16 Prozent). Versicherungen, Altenpfleger oder Büros (einzelhandelsnahe Dienstleistungen) bildeten mit 59 Prozent den Schwerpunkt.
Dass Dülken Kunden verloren hat, zeigt die Abnahme der Zentralitätskennziffer von 96,5 auf 85,2. „Der schleichenden Bedeutungslosigkeit der Dülkener Innenstadt konnte nicht entgegengewirkt werden“, so die Einschätzung der Verwaltung. Sie setzt jetzt auf das Städtebauförderprogramm „Aktive Stadt- und Ortszentren“, hofft auf den Werbering „Viersen aktiv“ und Veranstaltungen wie die „Dülkener Gartenwelt“ am Sonntag, 1, Mai oder die Oldtimerrallye wenige Wochen später (am Samstag, 28. Mai).
„Die Situation im Tathausmarkt wirkt sich hemmend auf die Entwicklung der Einzelhandellandschaft in Alt-Viersen aus“, so die Einschätzung der Wirtschaftsförderung. Vor drei Jahren hatte Kaiser’s dort 200 Quadratmeter Verkaufsfläche aufgegeben. Zurzeit stehen 60 Prozent der Flächen leer.
Auch kleine Neueröffnungen, zuletzt ein Teeladen — konnten diese großen Lücken nicht schließen. Alle bisherigen Verhandlungen mit Investoren verliefen erfolglos. Dies bedauert auch Winfried Tackenberg, Vorstandsmitglied der „Interessen- und Standortgemeinschaft Nordstadt“. Er warnt erneut vor der wachsenden „Minto“-Konkurrenz und hat für die City eine lange Wunsch-Liste: weniger Tauben, weniger Müll, weniger wilde Plakate.
„Die Situation im Center wirkt sich auf die Umsätze der dort verbliebenden Geschäfte wie ,Strauß’ oder ,Galerie am Rathausmarkt’ wenig fördernd aus“, so die Technische Beigeordnete Beatrice Kamper. Der Wirtschaftsförderungsausschuss der Stadt Viersen wird sich in seiner nächsten Sitzung gründlich mit der Einzelhandelssituation in allen städtischen Siedlungsbereichen beschäftigen.