Testphase in Viersen So war der erste Bücherei-Sonntag

Viersen · Warum nicht mal ohne Zeitdruck an einem Sonntag in die Albert-Vigoleis-Thelen-Bibliothek? Diese Premiere nutzten 155 Besucher. Wie es jetzt mit der Sonntagsöffnung in Viersen weitergeht.

Zum ersten Mal hatte die Albert-Vigoleis-Thelen-Bibliothek an einem Sonntag geöffnet.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Premiere in der Albert-Vigoleis-Thelen-Bibliothek: Zum ersten Mal war die Leihbücherei im Viersener Zentrum an einem Sonntag geöffnet.

Als die Tür um 12.02 Uhr aufgeschlossen wurde, wartete nur eine Frau auf Einlass. Später war es ein Kommen und Gehen. Diejenigen, die gekommen waren, konnten sich in aller Ruhe umschauen. Alle erhielten einen Fragebogen, damit will die Stadt mehr erfahren über den Bedarf an Sonntags-Öffnungszeiten.

„Ich bin zufrieden“, sagt Christiane Wetter. Sie leitet seit 2008 die Stadtbibliothek Viersen und war den Sonntag über vor Ort. Ihr Eindruck: „Am Nachmittag wurde es deutlich voller als am Mittag.“ 155 Besucher seien zu verzeichnen gewesen, 350 Ausleihen wurden getätigt. Unter den Nutzern seien nicht nur Kunden der Leihbibliothek gewesen, sondern auch neue Besucher. Was Christiane Wetter bei vielen aufgefallen ist: „Sie haben sich Zeit gelassen.“

Und genau das steckt auch hinter dem ersten Angebot, die Bibliothek im Viersener Zentrum an einem Sonntag für die Menschen zu öffnen. Möglich ist dies durch geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen, wie die Bibliotheksleiterin erklärt: „2019 gab es eine Gesetzesänderung, wonach Stadtbibliotheken auch sonntags öffnen können.“

Fest stehe, dass diese zusätzliche Öffnungszeit in Viersen nicht mit dem vorhandenen Personal zu stemmen ist. Daher wurde für die vier offenen Sonntage Security verpflichtet: Sandra Furnemont und ihr Kollege sorgten für Sicherheit und halfen den Besuchern.

Eine Einschränkung: Nicht alle Medien können an einem Sonntag ausgeliehen werden zum Beispiel Konsolenspiele. Auch die Themenkisten für den Schulbedarf können sonntags nicht abgegeben oder abgeholt werden. Enge auf den mehr als 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche kam nicht auf. Das gefiel denjenigen, die gekommen waren. Sie hatten Ruhe zum Aussuchen von Medien. „Wir wollten das unbedingt mal ausprobieren“, sagte Barbara Holzhäuser. Sie war mit Ehemann Marc und Töchterchen Lia, zweieinhalb Jahre alt, auf Empfehlung ihrer Mutter zur Stadtbibliothek gekommen. „Das Angebot ist groß und wir haben heute schon mehr Ruhe, um das Richtige auszusuchen“, sagte Holzhäuser. Lia war vor allem an Musik-CDs interessiert, Bodo Siebenschläfer interessiert die Kleine – es war eine Art Familienausflug.

Und es gibt sie noch, Eltern, die ihre Kinder sehr früh an Medien heranführen. Eva Gitmans war mit Mann und den beiden Kindern gekommen. „Wir Erwachsenen lesen auch, aber am meisten nutzen unsere Kinder die Stadtbibliothek“, erklärte sie. Sie finde es gut, dass die Stadtbibliothek sonntags geöffnet ist. „Wir kamen aus der Kirche, das passt uns sehr gut“, sagt sie. Dass nicht so viel los war wie von montags bis samstags sei ein weiterer Vorteil.

Geplant sind drei weitere Sonntagsöffnungstermine

Lale Janssens war mit ihrer Mutter gekommen. Die 17-Jährige, lieh sich einige Filme aus. Sie stellte fest: „Je öfter die Stadtbibliothek geöffnet hat, desto besser.“ Auf den Fragebogen wurde unter anderem erfasst, wie die Besucherinnen und Besucher die Bibliothek sonntags gerne nutzen. Gruppen von Schülerinnen und Schülern, die in Ruhe lernen wollen, sind ebenso willkommen wie Besucher, die ohne Zeitdruck lesen und stöbern möchten.

Sonntags könnte die Stadtbibliothek auch zum Treffpunkt in angenehmer Atmosphäre werden. Im Sommer könnte man es sich sogar auf der Dachterrasse gemütlich machen. Christiane Wetter ist noch auf der Suche nach Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern, die sich im Lesecafé einbringen möchten. Das Lesecafé ist sonntags geschlossen.

Abgefragt wurde auch, ob man am Sonntag lieber vor- oder nachmittags kommen möchte und ob diejenigen, die sonntags kommen, auch sonst die Bibliothek nutzen. Christiane Wetter weiß, dass es aktuell eher große Städte wie Mönchengladbach oder Düsseldorf sind, die von dem Recht Gebrauch machen, ihre Bibliotheken sonntags zu öffnen.

Wie es weitergeht: Christiane Wetter will die Ergebnisse auswerten und mit den Zahlen anderer Öffnungstagen vergleichen. Mit diesem Sonntag ist die Testphase nicht beendet: Geplant sind drei weitere Termine, je einer in den kommenden drei Monaten. Wenn die Ergebnisse ausgewertet sind, wird entschieden. Wetter geht nicht davon aus, dass im Falle eines positiven Beschlusses erst im Jahr 2025 regelmäßig sonntags geöffnet sein wird.