Webers Verein reagiert
Jugend aktuell stärkt seinem Vorsitzenden den Rücken. Die Vorwürfe des Kreises werden auch im Internet diskutiert.
Kreis Viersen. Der Vorstand des Vereins Jugend aktuell hat seinem Vorsitzenden Thomas Weber (45) den Rücken gestärkt. Bei den Fotos, die anlässlich einer Fahrt nach Prag entstanden und auf der Homepage des Vereins zu sehen waren, handele es sich um Aufnahmen, wie sie bei jeder Freizeitmaßnahme bei Jugendreisen entstehen könnten. Ein Foto, das räumt der Vorstand des Vereins ein, sei „nicht angemessen“. Dabei trägt Weber ein T-Shirt, das eine Fellatio-Szene zeigt. Es handele sich um einen Scherzartikel, der in der Dunkelheit überreicht worden sei. Weber habe nicht gewusst, so der Vorstand von Jugend aktuell, dass sich eine solche Aufnahme auf der Homepage des Vereins befunden habe.
Wegen der Fotos hatte der Kreis Viersen seinen Jugendamtsleiter beurlaubt und ihm Hausverbot erteilt. Strafrechtlich, so betont der Kreis, hätten die Fotos keine Relevanz. Man werfe Weber „eine Pflichtverletzung außerhalb des Dienstes vor, die an seiner Tauglichkeit als Jugendamtsleiter zweifeln lassen“. Weber selbst hat die Verdächtigungen zurückgewiesen. Sie seien völlig haltlos. Unterdessen ist bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach eine Strafanzeige eingegangen. „Wir gehen der Sache nach“, sagt Oberstaatsanwalt Peter Aldenhoff.
Im Internet hat der Fall ein zwiespältiges Echo ausgelöst. So kommt bei den Leser-Kommentaren auf www.wz-newsline.de auch der Kreis Viersen nicht gut weg. So schreibt ein User, der Kreis Viersen habe sich selbst einen immensen Schaden zugefügt. „Entweder wurde ein Mitarbeiter ungeprüft mit dubiosen Neigungen in Amt und Würden gehoben oder die Verwaltungsspitze verstoße in eklatanter Weise gegen ihre Fürsorgepflicht als Arbeitgeber“, heißt es da.
Ein anderer Leser schreibt: „Ich fahre seit drei Jahren mit einer anderen Gemeinde als Betreuer auf Freizeiten. Um ehrlich zu sein, ich glaube, von uns gäbe es dann auch Fotos und Videos, die falsch verstanden werden könnten, obwohl es nur Blödsinn war.“
Webers Erklärungen, so heißt es an anderer Stelle auf wz-newsline, seien so stereotyp wie man sie von katholischen Geistlichen oder Lehrern der Odenwaldschule zuhauf gehört habe. Unabhängig von tatsächlichen Vorfällen sollte ihm als Sozialarbeiter das Thema Nähe und Distanz im Umgang mit Jugendlichen bekannt sein.
Kritisch wird von den Usern das Alter der Fotos gesehen. „Wenn diese Fotos bereits seit 2008 (also lange vor dem Zeitpunkt der Einstellung) im Netz standen, muss der Kreis die Frage beantworten, wie die Personalauswahl gerade in einem solch sensiblen Bereich abläuft“, heißt es in einer Stellungnahme.
Und ein Leser schreibt: „Ein Arbeitgeber, der mit Stellungnahmen so vorverurteilend mit seinen Mitarbeitern umgeht, die er nach eingehender Eignungsprüfung gerade eingestellt hat, macht sich selbst unglaubwürdig.“