NRW Viersener hilft Flutopfern
Viersen · Auch sechs Wochen nach der Flutkatastrophe brauchen immer noch tausende Menschen Hilfe. So konnte Josef Krahnen aus Viersen-Dülken ein betagtes Ehepaar aus Ahrweiler unterstützen, das jetzt in Viersen lebt.
Josef Krahnen (62) hat geholfen. Menschen, die wegen der Flutkatastrophe in Ahrweiler in existenzielle Not geraten sind: Sie haben alles verloren. Dafür ist der in Dülken lebende Rentner aber nicht in das Flutgebiet gefahren, sondern ist über eine Anzeige im Internet auf Betroffene gestoßen. Erst wollte der 62-Jährige nur Schränke und Teile einer Küche verkaufen. Doch dann lernte er die über 70-jährigen Interessenten kennen und konnte viel mehr für sie tun.
Tausende Helfer sind in den vergangenen Wochen in die überschwemmten Gebiete etwa an der Ahr gefahren, haben vor Ort angepackt, Straßen und Häuser von Schlamm und Unrat befreit. Andere sammelten Sachspenden, brachten sie zu Sammelstellen, dann ins Ahrtal. Immer noch arbeiten Helfer täglich daran, dass die Menschen in den überfluteten Orten der Normalität ein Stück näher kommen. Neben den zahlreichen Freiwilligen sind rund 2000 Kräfte von Feuer- und Bundeswehr, Polizei und THW im Einsatz. Und auch wenn es für die Bewohner dort nie wieder so sein wird wie früher: Josef Krahnen half zwei von ihnen, die kurzfristig in Viersen eine Bleibe gefunden haben.
Der 62-jährige Dülkener wollte einige Möbel aus der ehemaligen Wohnung seiner Eltern in Viersen verkaufen. Deshalb bot er unter anderem mehrere Schränke und Teile einer Küche im Internet an – alles für knapp 500 Euro. Auf diese Anzeige meldete sich ein Ehepaar aus Ahrweiler. Die beiden haben eine Tochter in Viersen und dort für den Übergang eine Wohnung gefunden. Verkäufer und Interessenten trafen sich noch am selben Abend.
Beim Treffen erfuhr Krahnen mehr vom Schicksal des Paares. Die Flutwelle in Ahrweiler hatte dessen Existenz vernichtet. „Wenn man so etwas hört und sich das Schicksal dieser Menschen vor Augen führt, da wird einem ganz anders. Sie sind mit dem nackten Leben dieser Katastrophe entkommen“, schildert der 62-Jährige die Eindrücke nach der Begegnung. Spontan entschloss er sich, den Senioren die eigentlich zum Verkauf angebotenen Möbel zu schenken.
Das Ehepaar war von der unerwarteten Hilfe überwältigt
Und nicht nur das. „Danach habe ich mir gedacht: Diese Leute haben alles verloren, ich möchte Ihnen weiter helfen“, sagt Krahnen. Er fragte sie, was sie noch brauchen würden: Tische, Betten, Stühle, Elektrogeräte, Porzellan. So wechselte schließlich fast der komplette Hausstand den Besitzer. Das Ehepaar war überwältigt von der unerwarteten Hilfsbereitschaft. „Es war das Mindeste, was ich tun konnte“, sagt Krahnen. Das Ehepaar aus Ahrweiler sei inzwischen in einer Wohnung in Viersen untergekommen, auch bei der Vermittlung dieser Wohnung half Krahnen.
Auf eine Unterstützung dieser Art sind viele Menschen aus den Flutgebieten angewiesen: Bis zu 2500 Haushalte wurden durch die Wassermassen zerstört oder durch die anhaltende Feuchtigkeit unbewohnbar. Und auch wenn die Betroffenen mit dem Leben davon gekommen sind, haben viele auch mit psychischen Folgen zu
kämpfen.
Auch das Ehepaar aus Ahrweiler kann sich zurzeit nicht vorstellen, wieder in seine alte Heimat zurückzukehren: Zu sehr leiden die beiden noch unter dem Erlebten. Josef Krahnen will weiterhin Kontakt halten: „So eine Geschichte verbindet. Und diese Verbindung möchte ich weiter aufrechterhalten.“