NRW Politik macht Druck: Die Bahn soll endlich planen dürfen

Kreis Viersen · Nach wie vor ist die Bahn nicht damit beauftragt, die Strecke zwischen Viersen-Dülken und Nettetal-Kaldenkirchen zweigleisig auszubauen. Befürworter machen Druck. Woran hakt’s – und wie steht es um die „Viersener Kurve“?

Die Schienenstrecke Kaldenkirchen-Dülken in Boisheim, Richtung Breyell. Es wird eingleisig.

Foto: Siemes, Horst/Siemes. Horst (hosi)

. Auch, wenn noch nicht alle Vereinbarungen dazu getroffen sind, die Finanzierung noch nicht ganz geklärt ist: Beim zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Nettetal-Kaldenkirchen und Viersen-Dülken muss es jetzt endlich voran gehen. Darauf drängte nicht nur Udo Schiefner, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Kreis Viersen, in einer Videokonferenz am Freitag. An Teilnehmer Enak Ferlemann, Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums, gerichtet, sagte er: „Man sollte die Bahn zumindest auffordern, mit der Planung zu beginnen.“ Unter anderem auch IHK-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz, der CDU-Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk und Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) bekräftigten gegenüber Ferlemann, es müsse jetzt mit der Planung begonnen werden. Ferlemann hingegen konnte keine Zusagen machen: Er brauche noch grünes Licht aus den Niederlanden.

Rund 30 Gäste aus Deutschland und den Niederlanden haben am Freitag auf Udo Schiefners Einladung an der Videokonferenz „Zukunftsgespräch Mobilität in unserer Region“ teilgenommen. Eins der Hauptthemen war dabei der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Dülken und Kaldenkirchen. So sollen mehr Güter von der Straße auf die Schiene – etwa in Richtung niederländischer Häfen – geholt, zudem soll so der Personennah- und Fernverkehr ausgebaut werden. Das Projekt ist im Bundesverkehrswegeplan für 2030 erfasst. Gerechnet wird mit sieben Jahren noch anstehender Planung und zwei Jahren für die reine Bauphase.

Neben Deutschland sind an dem Projekt auch Belgien und die Niederlande beteiligt – und „die Niederlande tun sich sehr schwer“, erläuterte Ferlemann. Denn: Sie müssten einen Großteil der Investitionssumme – insgesamt sind das rund 150 Millionen Euro – übernehmen. „Es ist eigentlich ein europäisches Musterprojekt, wir stehen in den Startlöchern“, sagte Ferlemann. Er hoffe auf eine europäische Lösung, um den Niederländern zu helfen „dass sie das finanziert bekommen“. Er denke, dass man nach den europäischen Koalitionsverhandlungen dann im Frühjahr 2022 soweit sei, den Auftrag an die Bahn zu erteilen. „Wir sind auf einem guten Weg“, ergänzte er.

Werner Lübberink, Konzernbevollmächtigter für NRW der Deutschen Bahn, kündigte an: „Wenn man hier grünes Licht setzt, werden wir das unmittelbar bei der Planung umsetzten.“ Die Bahn werde das Projekt „mit Priorität beplanen“, ergänzte er. Lübberink sieht darin „Riesenchancen“, nicht nur für Deutschland. „Für Rotterdam ist das eine Versicherung in der Zukunft.“ Denn sollte der Rotterdamer Hafen-Güterverkehr auf anderen Wegen ins Stocken geraten, wäre die ausgebaute Strecke eine gute Alternative. „Ich glaube, wir sollten Rotterdam einschalten“, riet er. Lübberink geht davon aus, dass die Niederlande grünes Licht für das Projekt geben, wenn der wichtige Rotterdamer Hafen ein positives Signal gibt. Auf das musste er am Freitag nicht lange warten. An der Videokonferenz nahm eine Vertreterin des Hafens teil, die sich per Chat bei Gastgeber Schiefner meldete. Er übermittelte ihren Beitrag allen Gästen: „Wenn es nach dem Hafen Rotterdam ginge, könnte Herr Ferlemann die Planung sofort in Auftrag geben.“

Diekussion um die
„Viersener Kurve“

Während Ferlemann ausführlich über den zweigleisigen Ausbau sprach, wollte er das Thema „Viersener Kurve“ ausklammern. So eine Umfahrung Viersens sei ein großes Thema, da müsse man die Bevölkerung mitnehmen – erstmal sei der zweigleisige Ausbau wichtiger, sagte Ferlemann. Ludwig Mertens von den Viersener Grünen hakte nach, wollte wissen, ob denn nun eine „Viersener Kurve“ geplant sei. Schiefner und Ferlemann verwiesen darauf, im Bundesverkehrswegeplan sei festgelegt, dass man eine alternative statdverträgliche Umfahrung suchen solle. „Das ist sicherlich ein großes Vorhaben, aber das ist lösbar“, sagte Ferlemann. „Da soll Viersen verschont werden vom Güterverkehr durch die Stadt.“