Tönisvorst 25 Jahre „Stimme der Feuerwehr“

Bei Unfällen, Bränden oder Stürmen riefen die Medien bei Michael Steeg an. Ein Rückblick mit der WZ.

Foto: Steeg

Tönisvorst. „So einen Job machst Du an 36 Stunden am Tag“, sagt Michael Steeg und lacht. Besagten „Job“ hat er vor kurzem an den Nagel gehängt: Genau 25 Jahre war der St. Töniser Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst, von 1994 bis 2003 zudem Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes Viersen. Als „Stimme der Feuerwehr“ hat er in der Region Pionierarbeit geleistet.

Schreibmaschine, Blaupause-Papier, Faxgerät mit Einzeleinzug und Filmrollen, die er per Nachtexpress entwickeln ließ, bestimmen die ersten Arbeitsjahre des neuen Pressesprechers. Dieser Job war in den frühen 90er Jahren in den Löschzügen alles andere als selbstverständlich.

„Hermann Snellen hat mich angesprochen, ob ich die Arbeit machen will“, erinnert sich der 55-Jährige. Der damalige Tönisvorster Wehrführer hatte Michael Steeg als Sprecher des Fördervereins der Hauptschule Kirchenfeld erlebt und war auf die Idee gekommen, die Öffentlichkeitsarbeit der Tönisvorster Blauröcke in ähnlicher Form vornehmen zu lassen.

„Ich habe mich von Anfang an als Verkäufer der Feuerwehr gesehen. Die Feuerwehr und deren einzelne Züge nach außen darzustellen, vom Übungs- und Einsatzgeschehen bis hin zu den gesellschaftlichen Aktivitäten zu berichten — darin sehe ich die primäre Aufgabe eines Feuerwehrpressesprechers“, sagt Michael Steeg. Das Handwerkszeug musste er sich vielfach selbst erarbeiten. Wie die Presse „tickt“, wann sie was in welchem Umfang braucht, erfuhr er zum Beispiel bei einem Kurzzeit-Praktikum in der Redaktion der Westdeutschen Zeitung.

Mit der Schaffung eines Fachbereiches Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sorgte die Tönisvorster Wehr damals überregional für Aufmerksamkeit. „In einem Bericht einer Feuerwehr-Fachzeitschrift aus dem Jahre 1993 wurde davon gesprochen, dass nur vier Prozent aller Feuerwehren überhaupt einen eigenen Pressesprecher haben“, sagt Steeg. Teils bis heute übernehme diese Aufgabe parallel der Einsatzleiter vor Ort, was aber nur lückenhaft und für beide Seiten nicht zufriedenstellend erledigt werden könne.

Steeg war in den ersten Jahren noch aktiv am Einsatzgeschehen beteiligt, später ging er dazu über, sich ausschließlich auf die Berichterstattung zu konzentrieren. „Die Arbeit hat mir Spaß gemacht“, betont er. Wenn auch nicht ununterbrochen: Morgens um 5 Uhr vom lokalen Radiosender aus dem Bett geklingelt zu werden, kann auch mal anstrengend sein.

Schwere Verkehrsunfälle mit mehreren Toten, Großbrände, Sturmeinsätze — Michael Steeg hat über viele Einsätze berichtet. Das schlimmste Ereignis für ihn war der Tod seines Feuerwehr-Kameraden Thomas Grumbach während des Orkans Kyrill vor zehn Jahren. Auch heute noch fällt es ihm schwer, darüber zu reden.

Sehr viel gesprächiger wird er, wenn es um eine Fahrt nach New York mit seinem Kameraden Norbert Caelers ging: 2011 nahmen beide als Feuerwehr-Vertreter an den Gedenkfeiern zu 9/11 teil. „Das hat mich sehr bewegt.“ Gleiches gilt für seine Einsätze im Rahmen der jährlichen Sammelaktionen für die Vorster Rumänienhilfe.

Seine Erfahrungen gab Michael Steeg an die Kameraden anderer Löschzüge weiter. So war er von 1996 bis 2004 Mitglied im Fachausschuss Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landesfeuerwehrverbandes für den Regierungsbezirk Düsseldorf sowie von 2000 bis 2005 Ausbilder für Jugendfeuerwehren auf Landesebene im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Jährlich wurden von ihm mehrere Wochenendseminare durchgeführt.

Die Arbeit des Pressesprechers sei heute eine völlig andere als vor 25 Jahren, sagt Steeg: „Der Wissensdurst nach Action, Außergewöhnlichem und Spektakulären wird immer begehrter, die geballte Nachfrage nach Informationen und eine kompetente und ausreichende Medienbetreuung wächst von Jahr zu Jahr.“ Um das Geschehen im Einsatz nicht zu stören, müsse die Betreuung gesondert, durch dafür geschultes und gut ausgebildetes Personal erfolgen.

In Tönisvorst muss sich Steeg deshalb keine Sorgen machen: David Bräuning (Vorst) und Markus Hergett (St. Tönis) sind in seine Fußstapfen getreten. Ihn selbst hatten unter anderem gesundheitliche Gründe bewogen, sich im Januar bei der Jahreshauptversammlung der Gesamtwehr in die Ehrenabteilung versetzen zu lassen. Was den St. Töniser besonders freut: Auch der Löschzug Vorst hat ihm angeboten, in die Ehrenabteilung aufgenommen zu werden. Er freut sich darauf: „Der soziale Kontakt und die Kameradschaft waren und sind mir sehr wichtig.“