Bald können die ersten Paare im Vorster Ratssaal heiraten
Im Ausschuss ging es um Hochzeiten und Barrierefreiheit.
Tönisvorst. Nach vielen Debatten um behindertengerechte Zugänge zu den Ratssälen in St. Tönis und Vorst und mögliche Trauzimmer in beiden Stadtteilen, hat jetzt der Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Gebäudemanagement und Liegenschaften eine Entscheidung getroffen: In St. Tönis wird voraussichtlich im nächsten Jahr das bisherige Trauzimmer modernisiert. Vom Erdgeschoss bis zur zweiten Etage soll durch den Einbau eines Liftes ein barrierefreier Zugang zum Ratssaal geschaffen werden. In Vorst wird je nach Bedarf der Ratssaal zum Standesamt umfunktioniert. Aus Kostengründen sah der Ausschuss dort von einem behindertengerechten Ausbau ab.
Mitarbeiter der Verwaltung waren unter die Hobbyfilmer gegangen und hatten im Vorster Verwaltungsgebäude den verzweifelten Versuch einer Rollstuhlfahrerin aufgenommen, mit ihrem Gefährt den Ratssaal zu erreichen. Der Film wurde in der Ausschusssitzung gezeigt. Damit wurden auch die vielen Maßnahmen hin zu einer vollkommenen Barrierefreiheit deutlich gemacht: angefangen von einer kleinen Rampe am Eingangsportal, über mindestens drei notwendige Treppenlifte bis hin zu automatischen Öffnungsvorrichtungen am Portal und an weiteren Zwischentüren. Nicht zu vergessen der Einbau einer behindertengerechten Toilette.
"Dieser Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag", sagte Kämmerin Nicole Waßen. Beträge von rund 200 000 Euro, die etwaige Veränderungen kosten könnten, machten die Runde. Bis auf Grüne und FDP war sich der Ausschuss einig: Ausbau nein, Umgestaltung des Ratssaals zu einem Trauzimmer ja. Bereits am 17. Dezember soll dort die erste Trauung stattfinden.
Der Ausschuss sah aus Kostengründen von einer kompletten Neugestaltung des Trauzimmers auf der St. Töniser Hochstraße ab. Dort soll lediglich das bisherige Zimmer mit rund 8000 Euro modernisiert werden. Für diese Lösung votierte auch Andreas Hamacher (CDU): "Wir werden, was die Zahl der Trauungen angeht, aus St. Tönis kein Las Vegas machen." Vertreter von SPD und der Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster konnten sich vorstellen, dass auch andere Räumlichkeiten in St. Tönis für Trauungen infrage kämen, wie zum Beispiel der Mertenshof.
Nicole Waßen war mit dem behindertengerechten Ausbau des Verwaltungsgebäudes an der St. Töniser Hochstraße einverstanden. Hierzu müssen rund 90 000 Euro bewegt werden: Ein Lift kostet rund 40 000 Euro. Jeweils mit 10 000 Euro dürften der Einbau entsprechender Übergänge und der Einbau einer behindertengerechten Toilette zu Buche schlagen. Jeweils 10 000 Euro kosten die auf den drei Etagen notwendigen Umbauten und Brandschutzmaßnahmen. Die große Lösung, bei der die Stadtbücherei zumindest einen Raum abgegeben hätte, war somit vom Tisch.