Wie barrierefrei ist die Stadt? Die Barrieren im Kopf abbauen
Willich · Am 29. Juli soll in der Stadt alles im Zeichen von Menschen mit Behinderung und ihrer Teilhabe am öffentlichen Leben stehen. Es gehe auch darum, Barrieren im Kopf der Menschen abzubauen, sagt der Veranstalter.
Vor zwei Jahren hat der Verein „Anrath 1tausend“ die Projektidee „Willich barrierefrei“ an den Start gebracht. Für das gesamte Stadtgebiet bietet der Verein Geschäftsleuten, Dienstleitern, Ärzten und Apotheken Serviceklingeln und Rampen an, um Menschen mit einem Handicap, aber auch Senioren mit Rollatoren und Müttern mit Kinderwagen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben einfacher zu machen. Jetzt kommt eine neue Aktion dazu. „Wir veranstalten erstmalig einen Inklusionstag“, berichtet Beate Krempe von „Anrath 1tausend“.
Unter dem Titel „Let‘s go“ sind am Freitag, 29. Juli, alle Bürger eingeladen teilzunehmen. Mit dem Datum haben sich die Organisatoren, zu denen neben „Anrath 1tausend“ auch die Lebenshilfe Kreis Viersen, der Bossel- und Bügelclub 1979, der städtische Behindertenbeauftragte und der Sozialverband VdK NRW gehören, an den Willicher Feierabendmarkt angelehnt. „Wir haben gedacht, dann können alle den Tag gemeinsam auf dem Feierabendmarkt bei einem Getränk und etwas zu essen ausklingen lassen“, sagt Krempe.
Dreh- und Angelpunkt des Inklusionstages ist der Domgarten 6, direkt neben der Kirche vor dem Bossel- und Bügelclub. Dort startet um 15 Uhr ein Rundgang durch die Innenstadt. Bei der „Shopping-Tour“ werden 14 Geschäfte besucht. „Wir möchten Menschen mit Handicap sichtbar machen und einfach mit den Bürgern ins Gespräch kommen“, sagt André Sole-Bergers, Inklusionsmanager bei der Lebenshilfe Kreis Viersen. Bei den Geschäften ist man angemeldet, und so mancher Einzelhändler hat sich eine nette Überraschung für den Besuch ausgedacht. „Alle von uns angesprochenen Geschäftsleute waren begeistert und sofort mit im Boot“, freut sich Krempe.
Sozialverband begleitet
Tour mit Bollerwagen
Alle Teilnehmer – hier hoffen die Organisatoren, dass viele Menschen mit Handicap kommen – erhalten generell beim Start eine eigens designte Stofftasche mit Giveaways. Der Sozialverband VdK NRW begleitet die rund einstündige Tour mit einem Bollerwagen, gefüllt mit Informationsmaterial, zu dem auch der Inklusions-Kompass Willich gehört. „Mit Hilfe des Willicher Inklusions-Kompasses kann sich jeder zu den Angeboten und Dienstleistungen für Menschen mit Handicap informieren. Er ist ein Wegweiser. Zudem kann jeder helfen, den Inklusions-Kompass weiter auszubauen, indem er sein eigenes barrierefreies Angebot einstellt“, sagt Hans Lehmann, der Behindertenbeauftragte der Stadt Willich.
Sole-Berges begleitet die Tour mit seinem Spezialisten-Team im auffälligen Astronautenlook und hält sie fotografisch fest. Am Domgarten selber ist in der Zeit von 15 bis 19 Uhr ein Parcours aufgebaut. Den kann ein jeder Interessierte mit Rollator, Rollstuhl, Blindenbrille samt Langstock oder im sogenannten Alltagsanzug durchlaufen. Beim Letzterem handelt es sich um einen Anzug, in „dem man sich fühlt wie 95“, wie es Lehmann beschreibt.
Der Sozialverband VdK NRW betreut den Parcours und informiert dort auch über seine Arbeit. Michael Cook vom Bossel- und Bügelclub sagt: „Uns ist es wichtig, dass wir vor Ort mithelfen können, Menschen mit Handicap sichtbarer zu machen. Alle sollen in gleichem Maße am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wir freuen uns, dass wir das Zentrum der Aktion sind.“ Der Inklusionstag soll dann gegen 19 Uhr nahtlos in den Feierabendmarkt übergehen, der auf dem Willicher Marktplatz stattfindet. Dort kann Inklusion gelebt werden.
„Wir hoffen, dass viele Menschen mit und ohne Handicap zu unserem ersten Inklusionstag kommen“, sagt Krempe. Was sie freut, sind die 70 abgerufenen Serviceklingeln und zehn Rampen. Die Klingeln und die Rampen ermöglichen Teilhabe. Weitere Klingen und Rampen stehen zur Verfügung und können über „Anrath 1tausend“ abgerufen werden. Im vergangenen Jahr wurde „Willich barrierefrei“ mit dem Heimatpreis der Stadt Willich ausgezeichnet. „Barrierefreiheit ist in den Köpfen der Menschen teilweise noch nicht wirklich angekommen. Wir wollen mit dem Inklusionstag helfen, ein Stück Barriere abzubauen und für Menschen mit Handicap sensibilisieren“, sagt Krempe.