Dieter Lambertz aus Willich Marinesoldat, Polizist, Politiker

Anrath. · Nach 26 Jahren hat Dieter Lambertz nicht mehr für den Rat der Stadt Willich kandidiert. Der Ehrenringträger der Stadt und Träger des Bundesverdienstordens ist fit und wird noch in vielen Gremien weiter aktiv sein.

Der Träger der Goldenen Ehrennadel von Borussia Mönchengladbach, Dieter Lambertz, hält eine Kopie der Meisterschale in den Händen. Auch Polizei- und Marinemütze findet der Besucher in seinem musealen Arbeitszimmer.

Foto: Norbert Prümen

Es gibt Lebensläufe, die sind ganz stringent: Schule, Ausbildung, Beruf, Familie und ein Hobby. Es gibt auch Karrieren, die sich an keine Norm halten, aus dem Ruder laufen und nicht zum gewünschten Ziel führen. Und es gibt den Weg, den Dieter Lambertz aus Anrath eingeschlagen hat. Nein, auch das stimmt nicht. „Es sind immer wieder Sachen und Aufgaben an mich herangetragen worden, die ich gerne aufgegriffen und verfolgt habe“, erinnert sich der 76 Jahre alte Anrather, der nach 26 Jahren als CDU-Politiker nicht mehr für den Rat der Stadt kandidiert hat. Aber den Wahlkampf für den Wahlkreis 9220, den hat er natürlich mit seiner Nachfolgerin Elisabeth Siemes noch gemeinsam bestritten. Jetzt ist der Träger des Willicher Ehrenrings vom täglichen Termindruck von Sitzungen und Besprechungen befreit, nicht ohne sich jedoch weiter im Jugendhilfeausschuss, als zweiter Vorsitzender des Kinderschutzbundes Willich und als sachkundiger Bürger weiter zu engagieren.

Aufgewachsen ist Dieter Lambertz bei seinen Großeltern auf der Gibbermühle in Neersen und besuchte acht Jahre lang die Volksschule. „Lust zu lernen, hatte ich überhaupt nicht. Für mich zählte nur der Fußball“, gesteht er. Über den Ballsport kam er auch zu seiner handwerklichen Ausbildung. Doch nach dem erfolgreichen Abschluss zog es den jungen Mann zur Bundesmarine in den Norden. Dort verpflichtete er sich für zwölf Jahre, war aber neben dem Schiff auch immer auf dem Rasen beim FC St. Pauli zu finden. „Da hab ich in einer gar nicht so niedrigen Klasse gespielt“, sagt der eingefleischte St. Pauli- und Borussia Mönchengladbach-Fan.

Dieter Lambertz als junger Marinesoldat 1962.

Foto: privat

Ein Ausbilder attestierte Lambertz damals, keine Bildung zu besitzen

Bei den Verkehrssicherheitstagen in Willich 1984 nahm Bügermeisterin Käthe Franken im Gurt-Schlitten Platz.

Foto: privat

Ein Ausbilder auf hoher See nahm sich eines Tages den Kicker zur Brust und resümierte: „Lambertz, feiner Kerl, guter Sportler, keine Bildung!“ Das hatte gesessen. Der Vorgesetzte animierte ihn, die Mittlere Reife zu machen, die Polizeiausbildung zu beginnen und als Jahrgangsbester abzuschließen und Fortbildungen und Lehrgänge zu besuchen. „Ich hatte Blut geleckt und plötzlich Spaß am Lernen“, erinnert sich der zweifache Opa. Der Rest ist für die Willicher Kinder und Radfahrer Geschichte. Über 20.000 Jungen und Mädchen hat er in Willich als Verkehrserziehungsbeamter die Radfahrprüfung abgenommen. Der spätere Polizeikommissar Lambertz wurde auch Mitglied der Gewerkschaft der Polizei und engagierte sich als Personalratsvorsitzender. Dem Umstand, dass sich der Heimatdichter und Zeichner Lambertz auch auf Landesebene bei der Polizei engagierte, ist geschuldet, dass er 1989 in die CDU eingetreten ist. „Bürgermeisterin Käthe Franke hatte immer mal wieder angefragt, ob ich nicht Mitglied werden wollte. Als dann im Polizeiarbeitskreis der CDU-Landtagsfraktion jemand gebraucht wurde, bin ich eingetreten“, sagt Dieter Lambertz, der mit seiner zweiten Ehefrau Petra an der Viersener Straße lebt.

Für Dieter Lambertz gibt es neben seiner Mitgliedschaft im Rat, dem er 26 Jahre angehörte, die Standbeine Marine, Polizei und Fußball. Er war Marinesoldat, Verkehrspolizist und Gewerkschafter und Trainer der C-Jugend bei Borussia Mönchengladbach. „Mein Engagement für Kinder und Jugendliche habe ich auch mit in die Politik genommen“, erinnert er sich. Als Vorsitzender im Jugendhilfe- und Sozialausschuss hatte der „Herz-Jesu-Politiker“ immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger. Als stellvertretender Bürgermeister war er ganz nah dran an den Menschen und konnte den Leitspruch seiner Oma: „Der liebe Gott hat keine eigenen Hände“ tatkräftig umsetzen. In der Laudatio zur Verleihung des Ehrenrings der Stadt Willich im vergangenen Jahr titulierte ihn Johannes Bäumges, Vorsitzender der CDU-Fraktion, als Mann mit Format, sozialer Verantwortung und großer Gestaltungskraft.

Gerade in der politischen Arbeit hat Lambertz immer großen Wert auf Loyalität gelegt und Posten in Aufsichtsräten kategorisch abgelehnt. Genauso wohlüberlegt wie seine Arbeit in Partei und Rat hat er auch seine Nachfolgerin an die Hand genommen. „Ich will keine großen Fußstapfen hinterlassen, sondern rechtzeitig eine geregelte Nachfolge organisieren“, erklärt er sein Ausscheiden. Noch sei er fit, um Stellvertreter-Tätigkeiten auszuüben, und will auch gar nicht ganz von der Bildfläche verschwinden. Schließlich ist der ehemalige Karnevalsprinz und Schützenbruder auch Moderator und Mediator, Ehemann und Familienvater. Auch der Gottfried-Kricker-Stiftung wird er erhalten bleiben, und er wird weiterhin Trägervertreter in zwei Kindertagesstätten sein. Auf die Besuche „unserer Ferieninsel Amrum“ mit seiner Frau Petra freut er sich schon nach der Pandemie. Dort kann der Taucher, der gemeinsam mit Sohn Dirk schon in allen Weltmeeren getaucht ist, entspannen. „Es gibt keinen schöneren und feineren Sandstand als auf Amrum“, weiß Dieter Lambertz. Dem Rhetorik- und Kommunikationstrainer aus Anrath nimmt man diese Aussage sofort ab.