Ein Stück Berlin auf der Bühne

„Linie 1“ ist bisher das größte Theater-Projekt des Michael-Ende. 65 Rollen sind besetzt.

St. Tönis. Die Akteure kommen auf die Bühne und schon ist sie da, die Atmosphäre des U-Bahnhofs Berlin Zoo — morgens um 6.14 Uhr. Die einen warten auf die U-Bahn, um zur Arbeit zu kommen, andere haben hier Zwischenstation nach einer durchzechten Nacht, und wieder andere — Penner — haben sich hier wohl dauerhaft eingerichtet und tragen ihre Zwistigkeiten aus.

Überzeugend bringen das die Schüler der 6. bis 13. Klasse des Michael-Ende-Gymnasiums auf die Bühne und können mit Anklängen an den Berliner Jargon zur Authentizität der Szene beitragen. Requisiten aus Teilen alter Busse leisten im Bühnenbild ebenfalls einen wichtigen Beitrag.

Dazwischen das Mädchen — eine Unschuld vom Lande — steht da, bestellt und nicht abgeholt von ihrem Freund, der angeblich in Kreuzberg wohnt, und sofort versuchen alle, sie anzuschnorren, mit der „Ich muss meiner kranken Schwester helfen, aber mir fehlt das Geld für die Bahn“-Masche oder einfach ganz plump: „Haste mal ne Fluppe.“

Linie 1, das Erfolgsmusical des Berliner Grips-Theaters aus dem Jahr 1986 ist das bislang größte Bühenprojekt des Gymnasiums. „Das hat mich lange schon gereizt“, sagt Musiklehrer Peter Schäfer, der die Band leitet.

„Aber alleine ist das nicht machbar.“ In Stephan Küpper hat er einen Mitstreiter gefunden, der die Orchesterleitung übernahm, Sänger und der Chor wurden von Brigitte Höttges und Anja Slater geleitet.

„Mit der Musik beschäftigen wir uns seit Februar 2010“, sagt Schäfer. Bei einer Musikfahrt im vergangenen Jahr wurden die Schüler eingestimmt, bei einer weiteren in diesem wurde alles zusammengebaut. Die Choreographie für die zehn Tänzerinnen übernahm Daniela Balve, eine Schülermutter.

Mit der Regie beschäftigen sich Angelika Kellermanns und Ulla Schnetkamp seit Beginn des Schuljahrs. 63 Rollen mussten besetzt werden. „Anfangs wollten nur Mädchen mitmachen“, erinnert sich Schäfer.

Sie besetzten also auch die männlichen Rollen. Als nach und nach Jungen dazu kamen und bereit waren, vor Publikum zu singen, überließen ihnen die Mädchen großzügig die Rollen. „Die Schüler haben sich in diesem Jahr unheimlich entwickelt“, sagt Schnetkamp.