Interview: „Bei den Jungs flossen auch Tränen“
Über 50 Kinder haben am Selbstsicherheitstraining der WZ und der Niederrheinwerke teilgenommen. Ein Fazit zieht Trainer Jochen Moors.
WZ: Welches Resümee können Sie nach den Trainingseinheiten ziehen?
Moors: Ein durchweg positives. Es hat allen Spaß gemacht. Die Mädchen und Jungen haben gut mitgezogen und Freude am Lernen gehabt. Wir konnten Selbstbewusstsein vermitteln.
WZ: Gab es Unterschiede zwischen den Mädchen und Jungen?
Jochen Moors: Ja, die gab es. Die Leistung der Mädchen war deutlich besser als die der Jungen. Sie haben körperlich und psychisch viel erbracht. Sie waren weniger wehleidig. Wir haben Selbstverteidigung geübt und da kann es auch schon mal ziepen. Die Mädchen haben das besser weggesteckt. Sie waren bärenstark, während bei den Jungs manchmal Tränen flossen.
WZ: Haben Sie eine Erklärung dafür?
Moors: Ich bin kein Pädagoge und kann daher nur vermuten. Es könnte daran liegen, dass vielen Jungen die Vaterperson in der Erziehung fehlt. Es gibt viele alleinerziehende Mütter. Dazu kommt, dass sowohl in Kindergärten wie auch in den Grundschulen meistens nur Frauen anzutreffen sind. Es hapert bei den Jungen am Selbstbewusstsein. Ich konnte feststellen, dass sie sich schlechter behaupten konnten.
WZ: Waren Veränderungen bei den Teilnehmern festzustellen?
Moors: Viele der Jungen und Mädchen waren am ersten Tag unheimlich schüchtern. Das besserte sich im Laufe der Wochen. Es war ein gutes Gefühl, diese Schritte miterleben zu können. Das Selbstbewusstsein baute sich langsam auf. Die Teilnehmer wurden wirklich stärker.
WZ: Gab es beim Training Erfahrungen, die Sie überraschten?
Moors: Ja, die gab es in der Tat. Zur Selbstverteidigung gehört auch das Erkennen von Gefahren und das Absetzen des Notrufs. Ich war erschrocken, wie viele der Teilnehmer die Notrufnummer 112 und 110 nicht kannten. Es waren gut 50 Prozent. Dazu kam, dass viele Kinder Angst zeigten, sich an die Polizei zu wenden. Die Teilnehmer sprachen zudem teilweise davon, dass sie Angst davor haben Nein zu sagen. Ich denke, hier konnten wir mit unserem Angebot ein gutes Stück weiter helfen.
WZ: Gibt es für die Teilnehmer angstbesetzte Situationen, von denen sie berichteten?
Moors: Die Kinder und Jugendlichen sprachen von Problemen im Alltag, vor denen sie Angst haben. Thema war die so genannten Abzocke. Es gibt wohl regelrechte Banden, die den Kindern auflauern. Das ist absolut erschreckend.
WZ: Gibt es einen Wunsch für die Zukunft?
Moors: Ja. Ich wünsche mir, dass wir weitere Kooperationspartner finden wie die WZ und die Niederrheinwerke, die es uns ermöglichen dieses Training auch Kindern in anderen Städten und Gemeinden anzubieten. Es ist wichtig Kinder stark zu machen, das hat das Angebot eindeutig gezeigt.