Willich Fastenbrechen mit der Familie unter Sternen
WZ-Praktikantin Nilüfer Öztürk berichtet über ganz besondere Abende im Fastenmonat.
Willich. Meine Mutter hat wieder die ganze Familie eingeladen. Und wenn ich „ganze Familie“ sage, sind das immerhin 40 Personen. Jedes Jahr veranstalten wir ein gemeinsames Fastenbrechen. Das ist nichts für zarte Gemüter: Bei 19 Enkelkindern, die meine Großeltern haben, kann es schon mal ein wenig lauter werden. Aber es ist eine besondere Atmosphäre.
Die ganze Familie packt mit an. Onkel, Tanten und auch die Oma helfen, wie es eigentlich immer bei uns ist. Lichterketten werden aufgehängt, aus den Töpfen steigen unbeschreiblich leckere Gerüche auf. Die Kleinen decken den langen Tisch unter freiem Himmel, die letzten Salate werden in der Küche zubereitet. Es gibt eine Suppe, Reis mit Gemüse und Fleisch.
Das Buffet ist im Fastenmonat natürlich erst nach 22 Uhr eröffnet. Alle schauen ein letztes Mal zur Kontrolle auf ihre Smartphones. Nachdem auch der Fünfte bestätigt hat, dass wir nun essen können, beginnt einer unserer letzten Ramadan-Abende in diesem Jahr.
Der Nachtisch wird erst nach dem Abendgebet serviert. Das Dessert besteht aus mehreren türkischen Spezialitäten sowie meiner Leibspeise, dem Bienenstich. Alle sind munter, und die Sterne über uns bilden ein wunderschönes Bild.
Der Monat Juni ist jetzt fast zu Ende und somit auch der Ramadan. Ich bin nicht traurig, dafür ist die Vorfreude auf das kommende Zuckerfest zu groß. Auch in diesem Jahr gab es wunderschöne Abende, die mir zeigten, wie wichtig der „Sultan aller Monate“ doch für mich ist. Diese Feste zeigen mir, dass Toleranz eines der wichtigsten Elemente unserer Gesellschaft sein sollte.
Es freut mich daher, dass ich den Lesern der WZ einen kleinen Einblick in unsere Rituale verschaffen konnte. Ich hoffe, viele Menschen versuchen, sie zu verstehen und uns, „die Muslime“, zu akzeptieren. Denn egal, ob Muslim, Christ, Jude: Mensch ist Mensch — und das ist, was zählt.